Prof. Dr. med. Martina Prelog ist an der Kinderklinik der Universität Würzburg tätig. Sie ist Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Master of Science in Gesundheitswissenschaften (M.Sc.) und führt die Zusatzbezeichnungen Kinder-Rheumatologie sowie Infektiologie. Ebenfalls ist sie Fach-Immunologin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie.
Ihre Schwerpunkte sind Autoimmunerkrankungen wie beispielsweise Rheuma und chronische Entzündungen im Kindes- und Jugendalter – sowohl in der Forschung als auch in der Behandlung.
Die Pneumokokken-Impfung ist sowohl für Kinder unter zwei Jahren als auch für Erwachsene ab 60 Jahren als Standardimpfung empfohlen. Entsprechend des Patientenalters unterscheiden sich die verwendeten Impfstoffe. Da Kinder unter zwei Jahren noch keine ausreichend gute B-Zell-Antwort gegen reine Polysaccharid-Impfstoffe entwickeln können, wird die Verabreichung eines Konjugat-Impfstoffs empfohlen. Der immunologische Trick hierbei ist die Konjugierung der Polysaccharid-Serotypen an ein Trägerprotein, die T-Zell-Hilfe und damit eine Stimulation der optimalen B-Zell-Antwort.
Für Personen ab 60 Jahren ist der 23-valente-Polysaccharid-Impfstoff empfohlen, der eine sehr breite Serotypen-Abdeckung liefert. Bei immunschwachen Personen empfiehlt sich die Durchführung einer sequenziellen Pneumokokken-Impfung zunächst mit einem 13-valenten-Konjugat-Impfstoff für eine optimale T-Zell-Hilfe, der dann hinsichtlich der Serotypen-Abdeckung mit dem Polysaccharid-Impfstoff nach 6-12 Monaten erweitert wird.
Empfohlen wird die Pneumokokken-Impfung als Indikationsimpfung zudem für Patientengruppen mit erhöhtem Infektionsrisiko. Hierzu zählen immunsupprimierte Patienten, beruflich exponierte Patienten oder Patienten, die fremdkörperassoziiert oder durch anatomische Besonderheiten einem erhöhten Erkrankungsrisiko ausgesetzt sind.
Kann die prophylaktische Einnahme von Ibuprofen die Häufigkeit und Intensität von Impfnebenwirkungen reduzieren? Der Wirkmechanismus von Schmerzmitteln wie Ibuprofen als Cyclooxygenaseinhibitoren beruht auf der Hemmung der Prostaglandinsynthese und eine dadurch hervorgerufene analgetische, antiinflammatorische und zum Teil antipyretische Wirkung. Prostaglandine als Botenstoffe spielen jedoch auch eine wichtige Rolle bei der Aktivierung des Immunsystems nach einer Impfung. Sie regen z. B. Immunzellen an, in das Gebiet, wo die Impfung verabreicht wurde, einzuwandern und dort die Impfstoff-Antigene oder im Falle der mRNA Impfung die in Lipidnanopartikel verpackte für Spike-Protein-codierende mRNA aufzunehmen und dem spezifischen adaptiven Immunsystem zu präsentieren.
Es wurde in Studien gezeigt, dass die Einnahme von Schmerz- und Fiebermitteln die Aktivierung des Immunsystems beeinträchtigt und somit die Wirksamkeit der Impfung verringert werden könnte. Darum sollten vor und in den ersten acht Stunden nach einer Impfung keine Schmerz- und Fiebermittel verabreicht werden. In diesem Zeitraum findet hauptsächlich die Aufnahme und Verarbeitung des Impfstoffs in den Immunzellen statt. Nach 24 bis 48 Stunden, wenn der Impfstoff bereits von den Antigen-präsentierenden Zellen aufgenommen und vom adaptiven Immunsystem erkannt wurde, ist die Einnahme solcher Medikamente weniger kritisch.
Die Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) ist ein wichtiger Schutz gegen HPV-assoziierte Erkrankungen wie Gebärmutterhalskrebs und Genitalwarzen. Es gibt keine Altersgrenze nach oben für diese Impfung. Die Zulassung gilt ab 9 Jahren für Mädchen und Jungen. Je früher die Impfung durchgeführt wird, desto bessere immunologische Antworten können erzielt werden.
Selbst im Erwachsenenalter kann die HPV-Impfung noch sinnvoll sein, da auch ältere Menschen einem Risiko für Infektionen mit neuen HPV-Stämmen ausgesetzt sind und die Impfung einen breiten Schutz gegen verschiedene HPV-Stämme bietet. Studien haben gezeigt, dass die prophylaktische HPV-Impfung auch bei Frauen, die bereits eine Operation aufgrund von HPV-assoziierten Präkanzerosen oder Zervix-Neoplasien hatten, weiterhin von Vorteil sein kann. Die Impfung kann vor der Infektion mit weiteren HPV-Stämmen schützen und somit das Risiko einer erneuten Erkrankung verringern.
In Deutschland gibt es eine Reihe von wichtigen Impfungen, die sowohl für Kinder als auch für Erwachsene von großer Bedeutung sind. Bei den Kinderimpfungen ist es essentiell, dass die Impfserie bestehend aus dem Sechsfachimpfstoff gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Hämophilus influenzae Typ b, Poliomyelitis und Hepatitis B, die Pneumokokken-Impfung sowie der Mumps-Masern-Röteln-Impfung, bis zum 15. Lebensmonat abgeschlossen wird, um einen optimalen frühzeitigen Schutz zu gewährleisten. Es ist wichtig zu beachten, dass viele impfpräventive Krankheiten wie Diphtherie oder Polio wieder auf dem Vormarsch sind, daher ist die Impfprävention ein entscheidender Baustein, um vor diesen Erkrankungen zu schützen.
Besondere Aufmerksamkeit sollte der Masernimpfung geschenkt werden, da Masern hochansteckend sind und mit schwerwiegenden Komplikationen verbunden sein können. Hier gilt es vulnerable Kinder, welche im Säuglingsalter oder bei Immunsuppression selbst keine Impfung erhalten können, zu schützen. Weiter ist die Varizellenimpfung zur Prävention von Windpocken relevant, da Windpocken zu ca. 6% mit Komplikationen assoziiert sind.
Auch die HPV-Impfung ab 9 Jahren ist von großer Bedeutung, um einen umfassenden, frühzeitigen Schutz gegen HPV-assoziierte Erkrankungen zu gewährleisten.
Meningokokken-Erkrankungen sind selten, zeigen jedoch schwere Verläufe. Von der STIKO wird derzeit als Standardimpfung für Kinder der Meningokokken-C-Konjugatimpfstoff empfohlen. Hier sollte man jedoch auch an die derzeit von der STIKO noch nicht empfohlenen neuen Meningokokken-B und A,W,Y-Impfstoffe denken. Durch Migrations- und Reisebewegungen gewinnen diese Serogruppen an Relevanz.
Für ältere Erwachsene spielen Impfungen gegen respiratorische Erreger sowie die Zoster-Impfung eine Rolle. Es gibt eine klare Empfehlung zur Pneumokokken-Impfung, der Influenza-Impfung und einer jährlichen COVID-19-Auffrischungs-Impfung ab 60 Jahren.
Neu ist ein seit Juni zugelassener Impfstoff gegen das Prä-Fusionsprotein des Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV).
Zu guter Letzt dürfen die Auffrischimpfungen gegen Dipththerie, Poliomyelitis, Tetanus und Pertussis sowie Reiseindikationsimpfungen nicht vergessen werden.
Der Hausarzt-Tag meldet sich 2023 in gewohnter Qualität zurück! Die CME-Fortbildung* (*CME-Punkte sind beantragt) für Allgemeinmedizin thematisiert alle Funktionssysteme des Körpers, bietet Ihnen dieses Jahr allerdings noch relevantere Praxisvorträge und mehr Möglichkeiten der Partizipation.
Freuen Sie sich auf interaktive Praxiskurse mit Kasuistiken und Themen aus den Bereichen Praxismanagement und Patientenkommunikation sowie auf persönliche Diskussionen und Fragerunden mit ausgewählten Referierenden im Programmpunkt "Meet-the-Expert".
Der nächste Hausarzt-Tag in Berlin findet am 7. Oktober statt, melden Sie sich hier für die Präsenzveranstaltung oder den Livestream an.
Was müssen Hausärzte wissen, um beim Thema Impfen auf dem neuesten Stand zu sein? Am 4. Oktober 2023 von 16:30 bis 19 Uhr findet bei esanum eine zertifizierte Online-Fortbildung für Allgemeinmediziner mit fünf Experten im Livestream statt: "Aktuelle Impfmedizin in der Praxis". Das wissenschaftliche Programm dauert etwa 90 Minuten.