- Edwards JJ et al. Exercise training and resting blood pressure: a large-scale pairwise and network meta- analysis of randomised controlled trials. Br J Sports Med 2023;57:1317–1326. doi:10.1136/bjsports-2022-106503
In den aktuellen Leitlinien wird aerobes Ausdauertraining explizit zur Blutdrucksenkung empfohlen. Es ist gut untersucht und hat einen nachgewiesenen antihypertensiven Effekt. Allerdings wurden neuere, bislang weniger evaluierte Trainingsformen wie isometrisches Training und HIIT darin noch nicht berücksichtigt. Die Empfehlungen könnten daher veraltet sein.
In einer groß angelegten Netzwerk-Metaanalyse (DOI: 10.1136/bjsports-2022-106503) aus 270 randomisiert kontrollierten Studien mit einer gepoolten Stichprobengröße von 15.827 Teilnehmern verglichen die Forscher um Jamie Edwards sämtliche sportliche Aktivitäten hinsichtlich ihrer blutdrucksenkenden Wirkung. Der Trainingszeitraum betrug mindestens zwei Wochen. Der Blutdruck wurde in Übereinstimmung mit den europäischen Fachgesellschaften folgendermaßen kategorisiert:
Den stärksten Effekt verbuchte das isometrische Training (und damit u.a. auch der Wandsitz). Es senkte den systolischen Blutdruck (SBP) im Mittel um 8,24 mmHg und den diastolischen Blutdrucks (DBP) um 4,00 mmHg (p<0,001). Das klassische aerobe Training erzielte dagegen lediglich eine Senkung um 4,49 mmHg systolisch bzw. 2,53 mmHg diastolisch (p<0,001). Auch das dynamische Krafttraining (-4,55/-3,04 mmHg, p<0,001), das kombinierte Training (-6,04/-2,54 mmHg, p<0,001) und das hochintensive Intervalltraining (-4,08/-2,50 mmHg, p<0,001) reichten nicht an die Ergebnisse der Halteübungen heran.
Doch die Forscher wollten es noch genauer wissen und unterteilten die einzelnen Trainingskategorien in weitere Subgruppen. Bei dieser sekundären Analyse schnitten zwei Aktivitäten am besten ab: das Laufen und – wiederum das Wandsitzen.
Schließlich wurde in einer sogenannten SUCRA-Analyse (surface under the cumulative ranking curve) die Rangfolge unter den Trainingsarten bestimmt. Dabei wird für jede Intervention die kumulative Wahrscheinlichkeit ermittelt, dass sie das wirksamste Mittel bezüglich des anstrebten Endpunkts (in diesem Fall der SBP) ist. Auch hier lagen Wandsitz & Co mit 98,3 Prozent vorn, gefolgt vom kombinierten Training (75,7 Prozent), dynamischen Widerstandstraining (46,1 Prozent), aeroben Training (40,5 Prozent) und HIIT (39,4 Prozent).
Jede Form von Bewegung wirkt sich positiv auf den Blutdruck aus. Am effektivsten scheint jedoch das isometrische Krafttraining zu sein. Dies sollte nach Ansicht der Autoren bei künftigen Empfehlungen zur Prävention und Behandlung der arteriellen Hypertonie berücksichtigt werden. Und Sie könnten Ihren hypertonen Patienten schon jetzt das Sitzen an der Wand nahelegen.