Tragbare Defibrillatoren vermeiden in fast 70 % der Fälle eine ICD-Implantation
Tragbare Defibrillatoren (WCDs) bieten die Möglichkeit, das Risiko eines plötzlichen Herztodes zu senken und gleichzeitig unnötige invasive Eingriffe zu umgehen. In einer aktuellen Studie wurde nun der Nutzen der WCDs untersucht.
Wichtige Erkenntnisse zum Benefit tragbarer Defibrillatoren
- Vermeidung unnötiger Eingriffe: In 69 % der Fälle konnte auf die Implantation eines Defibrillators verzichtet werden, da sich der Zustand der Patienten im Verlauf verbesserte.
- Individualisierte Therapie: Die Geräte lieferten umfangreiche Daten, die eine präzise Anpassung der medikamentösen Behandlung ermöglichten.
Die prospektive Kohortenstudie wurde zwischen 2022 und 2024 durchgeführt und umfasste 41 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 59 Jahren. Die häufigsten Diagnosen waren
- Erstdiagnose einer Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion (58 %)
- akutes Koronarsyndrom mit einer Ejektionsfraktion unter 35 % (27 %)
- Myokarditis mit elektrischer Instabilität (7 %)
- Z.n. Explantation eines elektrischen Gerätes am Herzen mit vorübergehender Notwendigkeit der Überwachung (7 %)
Die Indikationsstellung für den tragbaren Defibrillatoren (Wearable Cardioverter Defibrillators, WCD) erfolgte auf der Grundlage der Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) und des italienischen Kardiologenverbands (ANMCO). Das WCD-System bestand aus einer Weste mit vier EKG-Elektroden und drei Defibrillationsplatten, die an einen batteriebetriebenen Monitor angeschlossen waren.
Neben regelmäßigen Kontrolluntersuchungen wurden u. a. Daten zum Herzrhythmus, zur körperlichen Aktivität und zur Tragedauer erfasst und die medizinische Therapie der Patienten anhand der gewonnenen WCD-Daten individuell angepasst. Zusätzlich wurde wöchentlich ein 6-Minuten-Gehtest in die WCD-Messung integriert, um Fortschritte in der körperlichen Ausdauer zu erfassen. Ergänzend füllten die Probanden Fragebögen aus, die sowohl die Lebensqualität als auch die Symptome dokumentierten.
Gute Therapieadhärenz – und in 69 % der Fälle kein ICD erforderlich
Während der durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 62 ± 38 Tagen zeigte sich eine hohe Compliance der Teilnehmer: Die WCDs wurden im Durchschnitt 22,7 Stunden täglich getragen. Darüber hinaus zeigten wöchentliche Gehtests und Fragebögen eine tendenzielle Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit und der Symptome.
Bei 12 % der Patienten traten vorübergehende ventrikuläre Arrhythmien auf, jedoch ohne persistierende oder therapiebedürftige Ereignisse.
Ein besonders wichtiges Ergebnis der Studie: Durch die Versorgung mit einem WCD konnte bei 69 % der Probanden eine permanente Defibrillator-Implantation vermieden werden. Bei den übrigen Testpersonen, die letztlich doch einen ICD benötigten, handelte es sich überwiegend um Personen mit HFrEF. Bei Studienteilnehmern mit akutem Koronarsyndrom hingegen verbesserte sich die Ejektionsfraktion im Verlauf meistens signifikant, so dass ein ICD nicht mehr notwendig war.
Fazit:
WCDs haben sich in der vorgestellten Studie als sichere und effektive Übergangslösung bewährt. Insbesondere in Fällen, in denen keine permanente Überwachung erforderlich und im weiteren Verlauf eine Verbesserung der Herzfunktion möglich ist, lohnt sich der Einsatz. In der untersuchten Kohorte konnte die Implantation eines ICDs in fast 70 % der Fälle vermieden werden.
- Matteucci A, Pignalberi C, Di Fusco S, Aiello A, Aquilani S, Nardi F, Colivicchi F. Appropriate use of wearable defibrillators with multiparametric evaluation to avoid unnecessary defibrillator implantation. Open Heart. 2024 Sep 18;11(2):e002787. doi: 10.1136/openhrt-2024-002787. PMID: 39299735; PMCID: PMC11418522.