AML-Klassifikationen: WHO vs. ICC 2022

Neben der WHO-Klassifikation gibt es seit 2022 auch die ICC Klassifikation für die Diagnose und Therapie der AML. Welche Unterschiede existieren zwischen den beiden Systemen und welchem sollte man folgen?

Übersetzung aus dem Englischen. 

Der folgende Text ist eine Zusammenfassung des Artikels "Definitions of Acute Myeloid Leukaemia and their clinical significance according to the WHO 2022 and ICC classification" (DOI: 10.55788/c9124915) von Donata Backhaus et al. (Medizinisches Zentrum der Universität Leipzig, Deutschland), der Teil der "Proceedings of the 4th European Congress controversies in Leukemia" ist. Der EUROLEUK 2023 Kongress fand am 20. und 21. November 2023 in Brüssel, Belgien, statt. 

Unterschiedliche Klassifizierungssysteme der AML

Die Klassifizierung der akuten myeloischen Leukämie (AML) ist seit langem ausschlaggebend für eine gesicherte Diagnose und spezifische Behandlung dieser hämatologischen Erkrankung. Im Laufe der Jahre hat die Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen umfassenden Rahmen geschaffen, der klinische, morphologische, immun-phänotypische sowie genetische Merkmale integriert. Medizinische und diagnostische Fortschritte machen allerdings eine regelmäßige Überarbeitung dieser Klassifikation erforderlich.2022 kam ein zweites Klassifikationssystem hinzu: Die International Consensus Classification (ICC) of Myeloid Neoplasms and Acute Leukemias.

Verschiedene Definitionen von myelodysplastischen Syndromen (MDS) 

Infolgedessen liegen nun zwei konkurrierende Klassifizierungssysteme für AML vor, die jeweils Auswirkungen auf die Patientenversorgung haben. Doch wie unterscheiden sich WHO- und ICC-Klassifikation? Welche Auswirkungen hat die Nutzung verschiedener Klassifizierungssysteme auf die genaue Diagnose und Risikostratifizierung von Patienten?

Einer der Hauptstreitpunkte liegt in der Definition der Grenze zwischen myelodysplastischen Syndromen (MDS) und AML. Während beide Klassifizierungen den Schwellenwert von 20 % Blastenanteilen für die AML-Diagnose beibehalten haben, unterstreicht die Einführung der MDS/AML-Kategorie durch das ICC das biologische Kontinuum zwischen diesen Krankheiten und den Bedarf an maßgeschneiderten therapeutischen Ansätzen.

Darüber hinaus wurde die Aufnahme von AML-definierenden genetischen Anomalien erheblich erweitert und spiegelt das wachsende Wissen über die Genetik bei Betroffenen mit AML wider. Diskrepanzen bei der Definition von genetischen Untergruppen und Blastenanzahl unterstreichen jedoch die Komplexität der Krankheitsklassifizierung.

Einheitliches Klassifikationssystem unerlässlich 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl die WHO-Klassifikation 2022 als auch die ICC-Klassifikation zwar einen bedeutenden Fortschritt in der AML-Klassifikation darstellen, ihre Koexistenz jedoch Herausforderungen in der klinischen Praxis und Forschung mit sich bringt. Um die Patientenversorgung zu verbessern und die internationale Zusammenarbeit in der AML-Forschung und -Behandlung zu rationalisieren, sind Bemühungen um einen Ausgleich der Unterschiede und die Förderung eines einheitlichen Klassifikationssystems unerlässlich. 

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