Burnout in der Notaufnahme: Arztsein auf Sparflamme

Neueste Studie zeigt: Burnout bei Ärzten beeinträchtigt die Qualität der Versorgung und die berufliche Selbstsicherheit. Was heißt das für die Praxis in der Notfallmedizin?

Studie untersucht Burnout-Syndrom in der Ärzteschaft

Übersetzt aus dem Französischen

Das Ausbrennen (Burnout) von Ärzten hat erhebliche negative Auswirkungen. Zunächst auf die Ärzte selbst, aber auch auf die Abläufe in den Kliniken und das gesamte Gesundheitswesen. Die Qualität der Versorgung, die Sicherheit und die Zufriedenheit der Patienten werden beeinträchtigt.

Forschende aus Großbritannien haben nun eine der größten Studien1, die jemals zum Thema Burnout unter Ärzten durchgeführt wurde, ausgewertet: Eine systematische Analyse der gesamten Forschungsliteratur und eine Metaanalyse von 170 Beobachtungsstudien - darunter 48 europäische. Insgesamt wurden Daten von 239.246 Ärztinnen und Ärzten ermittelt.

Was haben die Autoren dieser Studie herausgefunden? Und vor allem: Welche Lehren können wir daraus ziehen, um die Praxis in der Notfallmedizin zu verbessern?

Auswirkungen auf das Pflegepersonal und die Patienten

In Bezug auf den primären Endpunkt ist die Schlussfolgerung der Autoren dieser Studie eindeutig: Burnout schadet sowohl dem Pflegepersonal (medizinische und paramedizinische Fachkräfte) als auch den Patienten.

Die Forschenden haben folgende signifikante Assoziationen zu Burnout festgestellt: 

In Bezug auf die Qualität der Pflege:

Diese Studie liefert auch Hinweise auf das Profil der Ärzte, die am ehesten betroffen sind - wobei diese Assoziationen im Rahmen einer multivariaten Regressionsanalyse nicht mehr auftreten. 

Laut der Studie sind Burnout-Betroffene häufig:

Von Burnout bis zur Verschlechterung der Pflegequalität

Bisher hatte noch keine Metaanalyse den Zusammenhang zwischen dem Burnout von Ärzten und ihrem beruflichen Engagement, also der Qualität der Versorgung, untersucht.

Für die Autoren liefert die Studie "unwiderlegbare Beweise dafür, dass Burnout bei Ärzten stark mit dem beruflichen Engagement der Ärzte und einer suboptimalen Patientenversorgung verbunden ist".

6a941ccc.jpg

Diagramm aus dem Artikel1, das den Fluss der Assoziationen zwischen der beruflichen Erschöpfung von Ärzten, ihrem beruflichen Engagement und der Qualität der Patientenversorgung darstellt. Die in der Analyse bewerteten Ergebnisse sind gelb oder rot markiert. Diejenigen in Rot zeigen ein erhöhtes potenzielles Risiko im Vergleich zu denen in Gelb.

Ärzte mit Burnout sind : 

Ärzte unter Zeit- und Leidensdruck können dazu neigen, unnötige Risiken einzugehen. Das Auftreten eines unerwünschten Ereignisses - oder auch nur die Erkenntnis, dass die Qualität der erbrachten Leistungen schlecht ist - kann in einem Burnout resultieren. Die Autoren bezeichnen diesen Prozess als "sekundäres Trauma". 

Unterschiedliche Auswirkungen je nach den Komponenten des Burnouts

Burnout wird klassischerweise als ein Syndrom definiert, das drei Dimensionen beinhaltet:

  1. Emotionale Erschöpfung: das Gefühl, ständig überfordert zu sein und nicht mithalten zu können.  
  2. Depersonalisierung oder Zynismus: In Gesundheitsberufen äußert sich diese Komponente in einem Verlust des Einfühlungsvermögens, einer übermäßigen Distanziertheit usw.
  3. Die Verringerung der Effektivität, wobei das Gefühl der Kompetenz abnimmt.   

Diese Studie zeigt außerdem folgende Zusammenhänge auf:

Nach Ansicht der Autoren sollten Interventionen den betroffenen Ärzten daher in Untergruppen angeboten werden. Je nachdem, welche Dimension des Burnouts vorherrscht.

Inwiefern sind die Ergebnisse für Notfallmediziner von Bedeutung?

Die Ergebnisse der Metaanalyse zeigen, dass berufliche Unzufriedenheit vor allem Assistenzärzte betrifft - umso mehr, wenn es sich um ein Fachgebiet im Krankenhaus und die Notaufnahme handelt.

Darüber hinaus schadet das Burnout-Syndrom nicht der psychischen Gesundheit von Ärzten, sondern hat auch negative Auswirkungen auf die Sicherheit, die Qualität der Gesundheitsversorgung und die Zufriedenheit der Patienten. In der Studie wird auch auf die enormen wirtschaftlichen Folgen eingegangen, die der Verlust der Effizienz und unerwünschte Ereignisse haben.

Es muss dafür Sorge getragen werden, dass die Arbeitsbelastung im Krankenhausumfeld und in den einzelnen Abteilungen überschaubar bleibt. Es muss eine Kultur der gesunden beruflichen Interaktion geschaffen werden. Sei es untereinander, mit Kollegen aus anderen Fachbereichen oder mit den Behörden.

Schließlich muss in der Notfallmedizin dafür gesorgt werden, dass jeder Arzt anerkannt wird und sich während seiner gesamten beruflichen Laufbahn weiterentwickeln kann. Assistenzärzten und später den Ärzten, die am Anfang ihrer Karriere stehen, muss besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.2

Referenzen:

  1. Associations of physician burnout with career engagement and quality of patient care: systematic review and meta-analysis. BMJ. 2022 Sep 14;378:e070442. doi: 10.1136/bmj-2022-070442.
  2. ”Going through the motions": A qualitative exploration of the impact of emergency medicine resident burnout on patient care. AEM Educ Train. 2022 Sep 27;6(5):e10809. doi: 10.1002/aet2.10809.