Therapieabbrüche unter NOACs in der Praxis: Wie effektiv verringern?
Patient:innen, die sich nicht an die Therapieempfehlungen ihrer Ärzt:innen halten und ihre Antikoagulations-Therapie vorzeitig beenden, sind keine Seltenheit. Wie viele Patient:innen ihre NOAC-Therapie im Versorgungsalltag abbrechen und was Sie als Ärzt:innen tun können, damit Patient:innen ihre Therapie besser annehmen.
Adhärenz, ein anderer Begriff für Therapietreue, sprich der Einhaltung der gemeinsam von Patient:innen und Therapeut:innen gesetzten Therapieziele, ist enorm wichtig, damit Patient:innen den maximalen Nutzen ihrer Therapie erfahren können.1 Doch laut World Health Organization sind viele, vor allem chronisch Kranke, nicht adhärent, mit teils gravierenden Folgen für deren Gesundheit.1 Die Gründe für non-adhärentes Verhalten sind komplex, nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte folgendem Artikel. Den größten Einfluss auf die Adhärenz haben patient:innenbezogene Faktoren wie mangelhaftes Wissen über Therapie und Erkrankung.1 Für die Einhaltung der Therapieziele ist demnach eine gute Patient:innenaufklärung zwingend erforderlich. Doch den Ärzt:innen bleiben hierzu nur durchschnittlich 8 min pro Patient:in.2, 3 Wir haben eine Lösung für dieses Problem:
Erweitern Sie Ihre Sprechstunde für mehr Therapietreue!
Wie das geht? Hier finden Sie die Abgabekarte „Erweiterung Ihrer Sprechstunde“. Scannen Sie den QR-Code und gelangen Sie auf unser interaktives Praxisbild. Klicken Sie einfach auf die farbigen Bereiche der dargestellten Praxis, informieren Sie sich über die unterschiedlichen Materialien für Ihre Patient:innen und erfahren Sie, wie Sie diese erhalten können.
Für mehr Informationen lesen Sie bitte folgenden Artikel oder schauen Sie sich die Abgabekarte „Erweiterung Ihrer Sprechstunde“ am besten gleich selbst an und vereinbaren Sie einen Termin mit unserem Außendienst!
Durch die Bereitstellung von Informationsmaterialien für zu Hause fördern Sie die Gesundheitskompetenz Ihrer Patient:innen und steigern so die Therapietreue. Wie wichtig das ist, wird durch einen Blick auf die Therapietreue zu Nicht-Vitamin-K-abhängigen oralen Antikoagulanzien (NOACs) in der Praxis verdeutlicht.
Therapieabbrüche und- wechsel unter NOACs bei VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎-Patient:innen im Versorgungsalltag
Apixaban (ELIQUIS®) und Rivaroxaban (Xarelto®) sind die am häufigsten verordneten oralen Antikoagulanzien zur Prophylaxe von Schlaganfällen und systemischen Embolien bei erwachsenen Patient:innen mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern (VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎).4, 5 Ray et al. analysierten Daten von VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎-Patient:innen ≥ 65 Jahre mit Neueinstellung auf Apixaban bzw. Rivaroxaban aus der US-amerikanischen Medicare-Versicherungsdatenbank (Real World Evidence/RWE)6,* und kamen zu folgendem Ergebnis:
Die 2x-tägliche Einnahme von Apixaban ist assoziiert mit weniger Therapieabbrüchen und -wechseln im Vergleich zur 1x-täglichen Einnahme von Rivaroxaban (Abb. 2).†
Abb. 2: Therapieabbrüche und -wechsel bei Apixaban versus Rivaroxaban im US-amerikanischen Versorgungsalltag. Modifiziert nach Ray et al.6, †
# Therapieabbrüche: Es wurde länger als 30 Tage kein Rezept eingelöst.
∆ Therapiewechsel: Es wurde ein Rezept über ein anderes orales Antikoagulans eingelöst.
Näheres zur RWE-Analyse von Ray et al.6, *sowie den zugrundeliegenden Zulassungsstudien von Apixaban (ARISTOTLE)7 sowie von Rivaroxaban (ROCKET-AF)8, 9entnehmen Sie bitte nachfolgendem Akkordeon oder diesem Artikel.
RWE-Analyse von Ray et al.6, *
- Zeitraum: 2013-2018
- Datenquelle: US-amerikanische Medicare-Versicherungsdatenbank
- 581.451 VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎-Patient:innen ≥ 65 Jahre mit Apixaban-/Rivaroxaban-Neuverordnung (Standard- oder reduzierte Dosis‡)
- Propensity-Score-Analyse mit Inverse probability of treatment weighting-Schätzung (Alle Endpunktanalysen erfolgten so in einer gewichteten Population)
- Ergebnisse: Bei VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎-Patient:innen ≥ 65 Jahre war die Behandlung mit Apixaban gegenüber Rivaroxaban assoziiert mit weniger schweren ischämischen oder hämorrhagischen Ereignissen§ (primärer kombinierter Endpunkt; HR: 1,18; 95%-KI: 1,12-1,24).
In den Zulassungsstudien ARISTOTLE7 und Rocket-AF8, 9 überzeugten sowohl Apixaban als auch Rivaroxaban in der Schlaganfallprophylaxe bei VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎-Patient:innen:
Apixaban
In der ARISTOTLE-Studie
(18.201 Proband:innen) traten unter Apixaban im Vergleich zu Warfarin
weniger Schlaganfälle/systemische Embolien (primärer Endpunkt; HR: 0,79; 95%-KI: 0,66-0,95; p für Nichtunterlegenheit
< 0,001) auf.7
Rivaroxaban
In der Studie ROCKET-AF (14.264 Proband:innen) traten unter Rivaroxaban im Vergleich zu Warfarin
weniger Schlaganfälle/systemische
Embolien (primärer Endpunkt; HR: 0,88; 95 %-KI: 0,75-1,03; p für Nichtunterlegenheit < 0,001) auf.8, 9
Fazit: Im US-amerikanischen Versorgungsalltag brachen über 30 % der Patient:innen ihre Apixaban- oder Rivaroxaban-Therapien ab.6 Anhand dieses Beispiels der NOACs zeigte sich, dass es noch viel Optimierungspotenzial in Punkto Therapietreue gibt.
VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎: nicht-valvuläres Vorhofflimmern
* Limitationen: • Beobachtungsstudien zeigen nur Assoziationen zwischen Variablen, keine Kausalität. Ein Studien-bias durch unbekannte oder nicht untersuchte Faktoren kann nicht ausgeschlossen werden. • Die Definitionen der Endpunkte unterscheiden sich teilweise von denen der RCTs und sind mittels ICD-9 und/oder ICD-10 erhoben. • Wie bei jeder Versicherungsdatenbank besteht die Möglichkeit von Kodierungsfehlern und fehlenden Daten. • Ein(e) Adjustierung/Matching ist nur für die bekannten demografischen und klinischen Patient:innen-charakteristika möglich; für potenzielle nicht beobachtbare Störgrößen kann nicht adjustiert werden. • Die Ergebnisse treffen unter Umständen nur auf die in der jeweiligen Datenbank erfasste Population zu. • Bestimmte spezifische Patient:innen-merkmale wie z. B. Laborparameter (z. B. GFR) sind nicht verfügbar. • Der Vergleich der NOACs ermöglicht nur die Generierung von Hypothesen. Diese Ergebnisse müssen von randomisierten kontrollierten Interventionsstudien bestätigt werden. • Wie in anderen Kohorten- und Langzeitstudien zu Gerinnungshemmern und Herz-Kreislauf-Erkrankungen brach ein erheblicher Anteil der Patient:innen die Behandlung ab. Trotzdem stimmten die Ergebnisse der Sensitivitätsanalyse unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Eingangsparameter sowie einer begrenzten Nachbeobachtung auf ein Jahr nach Beginn der Gerinnungshemmung mit denen der Primär-analyse konsistent überein. • Studiendaten erlauben keine Analyse nach pharmakologischen Auswirkungen der Plasmakonzentrationen oder der Bioverfügbarkeit. • Die eingeschlossenen Proband:innen sind Medicare-Leistungsempfänger:innen in den USA. Die Ergebnisse können nicht verallgemeinert werden.
† Es existieren keine direkten Vergleichsstudien zwischen den Faktor-Xa-Inhibitoren. Aufgrund von Unterschieden in Studiendesign und -population können keine Vergleiche zwischen den Faktor-Xa-Inhibitoren gezogen werden. Der Vergleich der Faktor-Xa-Inhibitoren über Daten aus dem Versorgungsalltag ermöglicht nur die Generierung von Hypothesen.
‡ Standard- oder reduzierte Dosis für Apixaban (ELIQUIS®) 5 mg bzw. 2,5 mg 2 x täglich. Dosisreduktion bei mindestens 2 der folgenden Kriterien (Alter ≥ 80 Jahre, Körpergewicht ≤ 60 kg oder Serumkreatinin ≥ 1,5 mg/dl (133 Micromol/l); Standard- oder reduzierte Dosis für Rivaroxaban (Xarelto®) 20 mg bzw. 15 mg 1 x täglich. Dosisreduktionskriterium: CrCl 30–50 ml/min
§ Ischämischer Schlaganfall, systemische Embolie, hämorrhagischer Schlaganfall, andere intrakranielle Blutungen oder tödliche extrakranielle Blutungen (Tod innerhalb von 30 Tagen nach Auftreten der Blutung).
- World Health Organization 2003. Adherence to long-term therapies : evidence for action.; 2003 [eingesehen am 21.06.23]. Available from: URL: https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/42682/9241545992.pdf?sequence=1&isAllowed=y.
- Hedda Nier. So lang dauert ein Arztbesuch weltweit; 2017 [eingesehen am 13.07.23]. Available from: URL: https://de.statista.com/infografik/12220/durchschnittliche-dauer-einer-aerztlichen-untersuchung-weltweit/.
- Zolnierek KBH, Dimatteo MR. Physician communication and patient adherence to treatment: A meta-analysis. Med Care 2009; 47(8):826–34.
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- Zhu J et al. Trends and Variation in Oral Anticoagulant Choice in Patients with Atrial Fibrillation, 2010-2017. Pharmacotherapy 2018; 38(9):907–20.
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- Patel MR et al. Rivaroxaban versus warfarin in nonvalvular atrial fibrillation. N Engl J Med 2011; 365(10):883–91.
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