Viele Menschen mit HIV haben Probleme, regelmäßig Tabletten einzunehmen oder sie erleben eine Stigmatisierung aufgrund regelmäßiger Tabletteneinnahme. Diesen Patientinnen und Patienten hilft ein zweimonatliches Langzeit-Depot natürlich sehr. Aber, es darf dabei nicht vergessen werden, dass auch die "Auffrischung" des Depots für Menschen mit HIV selbstverständlich bedeutet, regelmäßig in die Praxis zu kommen.
Dafür sollten Ärzte und Patienten als Team zusammenarbeiten, um die notwendigen Termine im Voraus durchzuplanen. Gleiches gilt für Urlaubszeiten oder längere Auslandsaufenthalte. Hier ist zu überlegen, ob die Therapie gegebenenfalls wieder auf Tabletten umgestellt werden sollte, falls eine Versorgung im Reiseland nicht gesichert werden kann.
Für Hausärztinnen und Hausärzte ist zudem praxisrelevant, dass selbst nach dem Absetzen der Langzeit-Depots zur HIV-Behandlung noch Restwirkstoff längere Zeit im Blut zirkuliert, sodass mögliche Wechselwirkungen mit anderen verschreibungspflichtigen Medikamenten nicht sofort nach dem Absetzen auf null reduziert werden können. Dies spielt insbesondere bei älteren, komorbiden Patient:innen eine größere Rolle.
Ebenso interessant für Hausärztinnen und Hausärzte sind unsere weiteren Beiträge zum Thema Frauen und HIV: Von der Prävention bis zum Stillen sowie ein Interview mit PD Dr. Christoph Spinner aus München zu den aktuellen STIKO-Impfempfehlungen für Menschen mit HIV.
Dr. Martin Viehweger ist Facharzt für Allgemeinmedizin und Infektiologe in der Berliner ViRo-Praxis in Neukölln. Zu seinen Schwerpunkten zählen u. a. die HIV-Medizin, PrEP, PEP, Hepatitiden, Trans*Medizin, ChemSex-Begleitung sowie die Impfberatung.
Quelle: Podcast anlässlich der 18. Münchner AIDS- und COVID-Tage vom 25.–27. März 2022