Omega-3-Fettsäuren senken den Blutdruck – in der richtigen Dosis

Die Wirkung von Omega-Fettsäuren auf den Blutdruck war bislang widersprüchlich. Eine neue Studie kommt zu dem Schluss, dass es einen nicht-linearen Zusammenhang bei der Dosis-Wirkungs-Beziehung geben muss und die optimale Dosis 3 g am Tag beträgt.

Wirkung von Omega-3-Fettsäuren auf den Blutdruck

Die positive Wirkung von mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren auf unser Herz-Kreislauf-System wird schon seit längerem erforscht. Dabei haben besonders die zwei langkettigen Formen Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) das Interesse der Wissenschaft geweckt. Sie kommen reichlich in Fischprodukten vor und werden für die sehr niedrige Rate an kardiovaskulären Erkrankungen der Inuit-Volksgruppe verantwortlich gemacht, die sich hauptsächlich von Fisch ernährt.

Dies sollen EPA und DHA unter anderem über ihre blutdrucksenkende Wirkung erreichen. Doch in randomisierten kontrollierten Studien (RCTs), in denen beide Omega-3-Fettsäuren einzeln oder in Kombination supplementiert wurden, konnte kein eindeutiger Effekt auf den Blutdruck festgestellt werden. Auch neuere Metaanalysen fanden keinen Zusammenhang zwischen EPA/DHA und dem Blutdruck.

Eine Forschergruppe um Xin Zhang von der Universität Macau in China führt diese Ergebnisse darauf zurück, dass bisher eine lineare Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen der Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren und der Blutdrucksenkung angenommen wurde. Wäre dies nicht der Fall, hätten dies die statistischen Modelle der vorigen Studien möglicherweise nicht korrekt abgebildet.

Metaanalyse mit 71 RCTs und 4900 ProbandInnen

Daher führte das Team um Zhang eine eigene Metanalyse durch, in der sie eine statistische Methode anwandten, die auch nicht-lineare Zusammenhänge zwischen zwei Variablen darstellen kann. In die Metaanalyse wurden 71 RCTs mit einer Gesamtzahl von über 4.900 Probandinnen und Probanden eingeschlossen, denen EPA und DHA verabreicht und im Verlauf der Blutdruck gemessen wurde. In den meisten Studien wurden beide Omega-3-Fettsäuren in einer Dosis von 1 bis 6 g gegeben. Nur in zwei Studien wurden bis zu 15 g verwendet. Die Gabe erfolgte entweder in Form von Supplementen oder durch fischhaltige Nahrung. Die durchschnittliche Studiendauer lag bei 10 Wochen. Als Placebo wurden in der Regel Olivenöl oder ein anderes pflanzliches Öl genutzt.

Nicht-linearer Zusammenhang zwischen Omega-3-Dosis und Blutdruck

Das Forscherteam fand in der Gesamtpopulation einen nicht-linearen Zusammenhang zwischen der Einnahme von EPA/DHA und dem Blutdruck. So wirkte sich die Einnahme beider Omega-3-Fettsäuren bis zu einer Dosis von 3 g positiv auf den systolischen und diastolischen Blutdruck aus, wobei der systolische Blutdruck um ca. 2,6 mmHg und der diastolische um ca. 1,7 mmHg gesenkt werden konnte.

Eine höhere Dosis war dagegen nicht mehr mit einer blutdrucksenkenden Wirkung assoziiert. In Subgruppen-Analysen konnte gezeigt werden, dass dies insbesondere für normotensive und jüngere Patientinnen und Patienten (unter 45 Jahre) zutrifft.

Dagegen fand sich bei älteren Personen sowie solchen mit bestehender Hypertonie oder gesteigerten Lipidwerten eine lineare Dosis-Wirkungs-Beziehung. Sprich, hier konnte eine höhere Dosis von DHA/EPA auch den Blutdruck weiter senken.

Richtige Omega-3-Dosis wohl von Gesundheitszustand abhängig

Zusammenfassend zeigt die Studie, dass es einen eher komplizierten Zusammenhang zwischen der kombinierten Gabe von EPA und DHA und der Blutdrucksenkung gibt. Bei weitgehend gesunden Menschen (jung, normotensiv, normale Lipidwerte) scheint es eine optimale Dosis von 3 g für die Supplementation von Omega-3-Fettsäuren zu geben, um den Blutdruck zu senken. Bei älteren und vorerkrankten Individuen (hypertensiv, erhöhte Lipidwerte) scheinen sich dagegen auch noch höhere Dosen als 3 g positiv auf den Blutdruck auszuwirken.

Doch wie kommen diese unterschiedlichen Effekte zustanden? Das Wissenschaftsteam vermutet, dass Vorerkrankte die Omega-3-Fettsäuren möglicherweise anders verstoffwechseln und auch von weiteren pleiotropen Effekten profitieren, z. B. der Senkung von Triglyceriden, der Beeinflussung von Entzündungsreaktionen und der Modulation der Herzfrequenz. Zukünftige Studien sollten dies genauer unter die Lupe nehmen.

Für den klinischen Alltag lässt sich mitnehmen, dass für die meisten Patienten die kombinierte Gabe von EPA und DHA in einer Dosis von 3 g optimal zur Blutdrucksenkung zu sein scheint. Doch leichtfertig verschrieben werden sollten sie nicht, da auch immer das erhöhte Risiko für Vorhofflimmern und Blutungen in Betracht gezogen werden muss, was in früheren Studien beschrieben wurde.
 

Quelle: 
Zhang et al. Omega-3 Polyunsaturated Fatty Acids Intake and Blood Pressure: A Dose-Response Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. Originally published 1 Jun 2022 https://doi.org/10.1161/JAHA.121.025071 Journal of the American Heart Association. 2022;11:e025071