Sonne, Hitze, Klimawandel: neue Herausforderungen für die Dermatologie

Kein Organ ist von den steigenden Temperaturen und der UV-Strahlung so unmittelbar betroffen wie die Haut. Darauf wies Prof. Dr. Mark Berneburg beim Auftakt der 52. DDG-Tagung hin.

Sonnenschäden: unterschätzte Gefahr

Kein Organ ist von den steigenden Temperaturen und der UV-Strahlung so unmittelbar betroffen wie die Haut. Darauf wies Prof. Dr. Mark Berneburg, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Regensburg und Vorsitzender der Sektion Photodermatologie der Deutschen Gesellschaft für Photobiologie, bei einer Pressekonferenz zum Auftakt der 52. DDG-Tagung in Berlin hin. "Bei den vom Klimawandel verursachten Veränderungen ist aus dermatologischer Sicht die Belastung durch UV-Strahlen besonders wichtig, denn die damit einhergehenden Risiken für Hautkrebs werden von der Bevölkerung noch immer unterschätzt", so der Experte. 

Prävention: das A und O

Hautkrebs ist schon heute die häufigste Krebserkrankung in Deutschland. Jedes Jahr werden rund 220.000 Neuerkrankungen gemeldet, Tendenz steigend. Umso wichtiger ist es, die Konzepte für Prävention zu erweitern und die Bevölkerung für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren. 

Berneburg verwies auf die Informationen vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zu UV-Index und prognostizierten Tagesverläufen, auf die jeder zugreifen kann, um die Gefahr für sich abzuschätzen. Zur individuellen Prävention gehören nehmen Sonnenschutz und Kleidung außerdem die regelmäßige Selbstuntersuchung der Haut sowie die Hautkrebsfrüherkennung, die alle zwei Jahre von den gesetzlichen Krankenkassen angeboten wird. "Gehen Sie zur Früherkennung!", so der eindringliche Appell von fachlicher Seite. 

Neue Erreger auf dem Vormarsch

Doch Klimawandel und Hitze bergen noch ganz andere Gefahren. Krankheitserreger, die man bislang nur aus entfernten Regionen der Erde kannte, könnten in Zukunft auch bei uns heimisch werden. "Vor einigen Jahrzehnten dachte man, man könne das Kapitel Infektionserkrankungen schließen. Das war falsch", konstatiert Prof. Dr. Mario Fabri, leitender Oberarzt und stellvertretender Klinikdirektor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie an der Uniklinik Köln. 

Zugleich steigt durch den breiten Einsatz von Antibiotika und anderen Antiinfektiva der Selektionsdruck auf die Erreger. In der Folge werden immer mehr Keime gegenüber gängigen Antiinfektiva resistent. Die WHO sieht darin eine der größten Bedrohungen für die globale Gesundheit. 

Gut haushalten mit Antiinfektiva

Die Dermatologie trägt als die Fachrichtung mit den höchsten Verordnungszahlen an Antiinfektiva maßgeblich zu dieser Entwicklung bei. "Es braucht ein Umdenken. Wir sollten in den großen Bereichen der Haut- und Geschlechtskrankheiten, in denen sehr regelmäßig Antibiotika eingesetzt werden, die Verwendung genauer prüfen und die Antiinfektiva optimiert einsetzen", fordert Fabri. Alternative Therapieoptionen könnten darüber hinaus helfen, antimikrobielle Substanzen weiter einzusparen. Der Experte verwies auf neuartige Forschungsansätze, die etwa auf die Stärkung der natürlichen Immunabwehr zielen. 

Wenn kein Mittel mehr hilft

Wie dramatisch die Lage in manchen Regionen der Welt bereits ist, schildert Fabri am Beispiel der Dermatophyten in Indien. Wegen zunehmender Resistenzen seien sie praktisch nicht mehr behandelbar. "Es gibt aktuell kein Antimykotikum, das dagegen hilft. Die Frage ist, wann das zu einem globalen Problem wird." 

Denn eine globalisierte Welt mit ausgeprägter Reiseaktivität kennt auch für Erreger keine Grenzen mehr. Was das bedeuten kann, hat die Coronapandemie der ganzen Welt schmerzlich vor Augen geführt.

Referenzen:

Pressekonferenz zur 52. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG), 26.-29. April 2023, CityCube Berlin.