Euromelanoma 2024: Förderung von Initiativen zur Hautkrebsprävention und Sensibilisierung der Öffentlichkeit

Auf der Euromelanoma-Konferenz 2024 wurden bedeutende Fortschritte bei der Hautkrebsprävention, der Früherkennung und der Öffentlichkeitsarbeit vorgestellt.

Euromelanoma-Konferenz auf der EADV 2024

Prof. Mariano Suppa (Brüssel, Belgien) eröffnete die Sitzung mit einem Rückblick auf die Aufgabe von Euromelanoma: den Aufbau eines paneuropäischen Netzwerks von Dermatologen mit dem Ziel, die Hautkrebsinzidenz durch Aufklärung, Screening und Prävention zu senken. Die 1999 gegründete Euromelanoma-Initiative hat sich zur größten Hautkrebs-Präventionskampagne in Europa entwickelt und koordiniert inzwischen über 30 Länder. Zu den Zielen der Initiative gehören die Erstellung von Aufklärungsmaterialien, die Verwaltung einer europaweiten Hautkrebsdatenbank und die Entwicklung gemeinsamer Strategien für Prävention und Früherkennung.

Die Kampagne 2024 mit dem Titel "Learn to Live" konzentrierte sich auf die Erfahrungen von Patienten nach einer Hautkrebsdiagnose. Die Kampagne enthielt Videos und Social-Media-Aktivitäten, einschließlich Erfahrungsberichte von Patienten und Gesundheitsfachleuten, um ganzheitliche Versorgung nach der Diagnose zu fördern. Die Website von Euromelanoma wurde mit der WordPress-Plattform aktualisiert, was eine einfachere Verwaltung und ein besseres öffentliches Engagement ermöglicht. Auch die sozialen Medien wurden gestärkt, mit maßgeschneiderten Beiträgen für verschiedene Länder.

Öffentlichkeitsarbeit, wissenschaftliche und politische Reichweite

Euromelanoma setzt seine Reichweite auf drei Ebenen fort: Öffentlichkeit, Wissenschaft und Politik. Die Sensibilisierungskampagnen sind durch Social-Media-Plattformen dynamischer geworden, während die Euromelanoma-Datenbank 36 von Experten begutachtete Veröffentlichungen hervorgebracht hat, insbesondere zur Nutzung von Sonnenbänken und dem Hautkrebsrisiko. Diese Forschung informiert sowohl die wissenschaftliche Gemeinschaft als auch Gesundheitspolitiker. Politisch hat Euromelanoma seinen Einfluss durch die Zusammenarbeit mit Gesetzgebern und die Teilnahme an hochkarätigen Veranstaltungen wie dem jährlichen Gipfeltreffen der European Cancer Organization erweitert. Diese Bemühungen zielen darauf ab, Präventionsstrategien gegen Hautkrebs in Europa zu verbessern, insbesondere für Risikogruppen.

Chemoprävention von Hautkrebs

Dr. Carmen Orte Cano (Brüssel, Belgien) gab ein umfassendes Update zur Chemoprävention, einem proaktiven Ansatz zur Verhinderung oder Verzögerung der Hautkrebsentwicklung durch den Einsatz pharmakologischer Wirkstoffe. Ihr Vortrag konzentrierte sich auf die neuesten verfügbaren Behandlungen, ihre Wirksamkeit in randomisierten klinischen Studien und ihre praktische Anwendung im klinischen Alltag.

Die Chemoprävention kann in zwei Hauptkategorien unterteilt werden: Primärprävention, bei der das Ziel darin besteht, die Entstehung prämaligner Läsionen wie aktinische Keratosen (AK) zu verhindern. Sekundärprävention, die sich auf die Verhinderung oder Umkehrung der frühen Karzinogenese in bestehenden Läsionen konzentriert, bevor sie sich zu ausgewachsenem Krebs entwickeln, insbesondere bei Risikogruppen wie immunsupprimierten Patienten oder solchen mit multiplen nicht-melanozytären Hautkrebsen (NMSC).

Ein ideales chemopräventives Mittel muss sowohl wirksam als auch gut verträglich sein, mit minimalen Nebenwirkungen, da es bei asymptomatischen Personen eingesetzt wird. Langfristige Therapietreue ist oft schwierig, insbesondere bei topischen Behandlungen, und die Entwicklung langfristiger Studien mit großen Stichproben bleibt eine Herausforderung. Trotz dieser Hindernisse haben sich einige vielversprechende Mittel herauskristallisiert.

Wichtige Chemopräventive Wirkstoffe: Nicotinamid: Nicotinamid (Vitamin B3) wurde umfassend untersucht und hat gezeigt, dass es das Auftreten von NMSC, insbesondere Plattenepithelkarzinomen (SCC), reduziert. Klinische Studien haben eine signifikante Verringerung des SCC-Aufkommens bei Patienten gezeigt, die zweimal täglich 500 mg einnahmen, mit minimalen Nebenwirkungen. Allerdings lassen die schützenden Effekte nach, sobald die Behandlung beendet wird. Nicotinamid wirkt durch die Verbesserung der DNA-Reparatur und die Reduzierung der UV-induzierten Immunsuppression, was es zu einer günstigen Option für Risikopersonen macht, insbesondere für solche mit einer Vorgeschichte von multiplem Hautkrebs. Retinoide: Acitretin hat sich bei der Reduzierung des Auftretens von SCC, insbesondere bei Organtransplantationsempfängern, als wirksam erwiesen, die aufgrund immunsuppressiver Therapien einem hohen Hautkrebsrisiko ausgesetzt sind. Allerdings ist seine Langzeitanwendung durch Nebenwirkungen wie Mukokutane Trockenheit und Hyperlipidämie begrenzt. Isotretinoin, ein Retinoid, das häufig gegen Akne eingesetzt wird, hat laut den präsentierten Daten keine signifikanten Vorteile in der Chemoprävention gezeigt. COX-2-Hemmer und Aspirin: Celecoxib, ein COX-2-Hemmer, zeigte vielversprechende Ergebnisse bei der Reduzierung des SCC-Risikos, jedoch haben kardiovaskuläre Nebenwirkungen Bedenken hinsichtlich seines Einsatzes in der Routine-Chemoprävention aufgeworfen. Die Ergebnisse für Aspirin sind gemischt, mit begrenzten Daten, die seine Rolle bei der Reduzierung des Hautkrebsrisikos unterstützen. Capecitabin: Ein Chemotherapie-Wirkstoff, Capecitabin, wurde auf sein Potenzial zur Prävention von NMSC untersucht, insbesondere bei Risikopatienten, die sich einer Organtransplantation unterzogen haben. Allerdings schränkt sein erhebliches Toxizitätsprofil die Anwendung in der breiteren Bevölkerung ein.

Laut den aktualisierten europäischen Leitlinien von 2023 wird Nicotinamid für immunkompetente Hochrisikopatienten, insbesondere solche mit einer Vorgeschichte von mehreren SCCs, empfohlen. Die empfohlene Dosis beträgt 500 mg zweimal täglich, und das Mittel muss chronisch eingenommen werden, um seine schützende Wirkung aufrechtzuerhalten. Der Einsatz von Retinoiden und COX-2-Hemmern bleibt aufgrund ihrer Nebenwirkungen umstritten, und derzeit sind keine Mittel zur Melanomprävention zugelassen. Dr. Orte Cano betonte den Bedarf an weiterer Forschung, insbesondere an groß angelegten, langfristigen Studien, um das Potenzial chemopräventiver Mittel vollständig zu verstehen, insbesondere zur Reduzierung des Melanomrisikos.

Einblicke in das EUSCAP-Projekt

Das EUSCAP (European Skin Cancer Risk Factors Platform)-Projekt, vorgestellt von Dr. Katharina Wunderlich (Brüssel, Belgien), ist eine ehrgeizige Initiative zur Erfassung und Analyse von Risikofaktoren für Hautkrebs in Europa. Die Plattform umfasst Daten von über 700 Patienten und zielt darauf ab, ein umfassendes Verständnis der Hautkrebs-Epidemiologie und der Risiken in verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu liefern.

Die Studie konzentrierte sich auf Patienten mit hochfrequentem Basalzellkarzinom (BCC), definiert als Personen, die innerhalb von drei Jahren mehr als neun BCCs entwickeln. Diese Patienten stellen eine kleine Untergruppe der Bevölkerung dar, und das Projekt versucht herauszufinden, warum sie einem so hohen Risiko ausgesetzt sind. Wichtige identifizierte Risikofaktoren umfassen:

Euromelanoma 2025: Eine neue Kampagne für eine neue Generation

Mit Blick auf das Jahr 2025 bereitet sich Euromelanoma darauf vor, eine mutige neue Kampagne mit dem Thema „Unsere Kinder haben ein Hautkrebsproblem“ zu starten. Diese provokante Botschaft soll die Öffentlichkeit aufrütteln, indem sie alarmierende Daten aus den Globocan Cancer Tomorrow-Prognosen hervorhebt, die einen Anstieg der Hautkrebsinzidenz um 40 % in den nächsten 25 Jahren vorhersagen. Ziel der Kampagne ist es, den Fokus auf Kinder zu legen und die langfristigen Risiken von Sonnenexposition in der Kindheit zu betonen. Zu den wichtigsten Botschaften gehören Daten, die zeigen, dass ein einziger Sonnenbrand mit Blasenbildung in der Kindheit das Risiko, im Erwachsenenalter an einem Melanom zu erkranken, verdoppelt. Zusätzlich zu den Sensibilisierungsmaßnahmen wird Euromelanoma auch eine politische Lobbykampagne starten, die sich an EU-Politiker richtet und für strengere Vorschriften und öffentliche Gesundheitsinitiativen zum Schutz künftiger Generationen vor Hautkrebs eintritt. Öffentlichkeitskampagne: Die Kampagne wird digitale Poster und Animationen enthalten, die sich an Eltern richten und sie ermutigen, die Haut ihrer Kinder während der Sommerferien zu schützen. Soziale Medien werden eine bedeutende Rolle bei der Verbreitung der Botschaft spielen, und Euromelanoma wird Partnerschaften mit Schulen eingehen, um sowohl Kinder als auch Eltern über die Bedeutung des Sonnenschutzes aufzuklären. Politische Interessenvertretung: Euromelanoma wird den EU-Gesetzgebern auch ein politisches Rezept vorlegen, das strengere Vorschriften für die Nutzung von Sonnenbänken, verstärkte öffentliche Gesundheitskampagnen und die Finanzierung von Hautkrebspräventionsinitiativen fordert. Diese Initiative wird durch ein Sonderheft im JEADV Journal unterstützt, in dem die neuesten Forschungsergebnisse zur Hautkrebsinzidenz und Präventionsstrategien vorgestellt werden.

Die Kampagne 2025 stellt einen Doppelschlag dar, indem sie Öffentlichkeitsarbeit und politische Interessenvertretung kombiniert, um die Hautkrebs-bedingten politischen Maßnahmen zu ändern. Durch die Einbeziehung der Öffentlichkeit und den Einfluss auf politische Entscheidungsträger strebt Euromelanoma an, die steigende Hautkrebsinzidenz zu bremsen und sicherzustellen, dass Kinder besser vor den schädlichen Auswirkungen der UV-Strahlung geschützt werden. Die Euromelanoma-Konferenz 2024 unterstrich die dringende Notwendigkeit einer vielschichtigen Strategie zur Bekämpfung von Hautkrebs durch kontinuierliche Aufklärung der Öffentlichkeit, Forschung und politische Veränderungen. Mit der Einführung der Kampagne 2025 ist Euromelanoma bereit, eine proaktive Rolle bei der Bewältigung der Hautkrebs-Krise zu übernehmen, insbesondere für zukünftige Generationen. Die Verpflichtung, die Epidemiologie von Hautkrebs durch Initiativen wie EUSCAP zu verstehen und wirksame Chemopräventionsstrategien zu fördern, wird im Kampf gegen diese weit verbreitete Krankheit von entscheidender Bedeutung sein. Durch die Förderung der Zusammenarbeit zwischen Dermatologen, Forschern und politischen Entscheidungsträgern ebnet Euromelanoma weiterhin den Weg für innovative Lösungen und wirksame Interventionen, die die Hautkrebsbelastung in Europa und darüber hinaus erheblich reduzieren können.
 

Quelle:

  • Orte Cano C. Chemoprevention of skin cancer: an update. EADV Congress 2024
  • Wunderlicht K. EUSCAP: Risk factors for high frequency BCC. EADV Congress 2024
  • Pendaries P. Euromelanoma 2025: A new campaign. EADV Congress 2024
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  • Pampena R. Melanoma in children. EADV Congress 2024
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