Welche Pathomechanismen genau hinter der Entstehung von Nagelerkrankungen nach Gipsbehandlungen stehen, ist bisher nicht abschließend geklärt. Die bisherige These, dass ein RSD (reflex sympathetic dystrophy) für die Symptomatik verantwortlich ist, gilt heute als veraltet. Vielmehr gehen Forscher davon aus, dass der längerfristige Druck auf Nerven und Bindegewebe, den der Gips verursacht, zu den Nagelschäden führen könnte. Dabei kann es auch zu den Veränderungen kommen, wenn der Gips sachgemäß angelegt wurde und nicht zu eng ist. Eine spezielle Technik, mit der Nagelerkrankungen vermieden werden können, ist bisher nicht bekannt. Vielmehr scheinen mehrere Faktoren zusammenzuspielen, wenn ein Gipsverband hier zu Begleiterscheinungen führt.
Generell kann es zu verschiedenen Erkrankungen des Nagels und des Nagelbettes kommen. In einer aktuellen – mit 16 Teilnehmern jedoch sehr kleinen – Studie wurden die folgenden Störungen beschrieben:
Die Veränderungen am Nagelapparat sollten entsprechend der vorherrschenden Symptomatik behandelt werden. Oft reicht eine Therapie mit Mupirocin oder anderen indizierten Arzneien. In seltenen Fällen kann die Entfernung der Nagelplatte notwendig werden. Je nach Erkrankung sind auch andere Interventionen denkbar. Die Therapie richtet sich hier nach der Klinik. In der Studie war die Prognose der Nagelerkrankungen sehr gut, alle heilten im Laufe weniger Monate ab.
Ein Gipsverband kann zu Schäden an der Haut, an Muskeln, aber auch am Nagelapparat führen. Letztere Begleiterscheinungen werden häufig übersehen, sind aber gut behandelbar. Veränderungen am Finger- oder Zehennagel sowie dem Nagelbett sollten daher ernst genommen und entsprechend behandelt werden.