Antibiotika in der Schwangerschaft und Frühkindheit: ein Risiko für Autismus, Sprachentwicklung und Epilepsie?
Mithilfe der Daten von über drei Millionen Kindern analysierten die Studienautoren, ob eine Antibiotikatherapie das Risiko für Autismus-Spektrum-Störungen, intellektuelle Entwicklungsverzögerungen, Sprachentwicklungsstörungen oder Epilepsie erhöhen könnte.
Was Sie über den möglichen Zusammenhang zwischen Antibiotikaexposition und neurologischen Störungen wissen sollten:
- Die Einnahme von Antibiotika während der Schwangerschaft oder frühen Kindheit scheint generell nicht mit einem erhöhten Risiko für Autismus, intellektuelle Entwicklungsverzögerungen oder Sprachentwicklungsstörungen assoziiert zu sein.
- Ein leicht erhöhtes Risiko zeigt sich jedoch bei einer langfristigen Antibiotikatherapie im Kindesalter oder einer Behandlung in sehr früher Kindheit.
- Besonders bei Antibiotikabehandlungen im Säuglingsalter scheint das Risiko für Epilepsie moderat erhöht zu sein.
Störungen in der neurologischen Entwicklung und Antibiotika – wie hängt das zusammen?
Störungen der neurologischen Entwicklung wie beispielsweise Autismusspektrumstörungen, Sprach- und Sprachentwicklungsverzögerungen, intellektuelle Störungen oder auch Epilepsien sind weltweit auf dem Vormarsch. Noch ist nicht abschließend geklärt, weshalb das so ist und welche Ursache die Erkrankungen haben könnten. Von einer multifaktoriellen Genese ist auszugehen. Immer häufiger werden die Störungen auch mit einem Ungleichgewicht im Mikrobiom in Verbindung gebracht. Diese Veränderung kann beispielsweise durch die Einnahme von Antibiotika hervorgerufen werden.
Studie untersucht Zusammenhang zwischen antibiotischer Therapie und Risiko für neurologische Entwicklungsstörungen
Ein Forscherteam aus Korea hat sich in einer aktuellen Studie mit dem Thema Antibiotika und dem kindlichen Risiko für Entwicklungsstörungen beschäftigt. Hierzu untersuchten sie die Daten von über 3 Millionen Säuglingen, die im Mutterleib oder in den ersten sechs Lebensmonaten Antibiotika ausgesetzt waren und verglichen sie mit Kindern, die Antibiotika-naiv waren. Daraus ermittelte das Autorenteam, ob die Behandlung mit antibiotischen Medikamenten möglicherweise das Risiko für kindliche Entwicklungsstörungen wie Autismus erhöhen könnte.
Gibt es eine Verbindung zwischen Antibiotika und Autismus?
Die Daten zeichnen ein recht eindeutiges Bild: die Einnahme von Antibiotika in der Schwangerschaft oder dem frühen Säuglingsalter scheint nicht mit einer erhöhten Inzidenz von Autismus, Sprachentwicklungsstörungen oder Intelligenzminderungen assoziiert zu sein. Dies gilt jedoch nicht für Kinder, die langfristig Antibiotika einnehmen oder in der frühen Kindheit mit Medikamenten behandelt wurden. In diesen Subgruppen schien das Risiko für die Störungen erhöht. Dieser mögliche Zusammenhang sollte weiter untersucht werden.
Die Autoren beschreiben darüber hinaus, dass in der Studie das Risiko für Epilepsien nach Antibiotikatherapie moderat erhöht war.
Fazit: Vor dem Verschreiben mögliche Risiken bedenken
Im Allgemeinen scheinen Antibiotika in der Schwangerschaft und im Säuglingsalter nicht mit einem erhöhten Risiko für neurologische Entwicklungsstörungen vergesellschaftet zu sein. Doch kann ein Zusammenhang für manche Subgruppen nicht ausgeschlossen werden. Daher sollte vor dem Verschreiben das Risiko mit einkalkuliert werden.
- Choi A, Lee H, Jeong HE, Lee SY, Kwon JS, Han JY, Choe YJ, Shin JY. Association between exposure to antibiotics during pregnancy or early infancy and risk of autism spectrum disorder, intellectual disorder, language disorder, and epilepsy in children: population based cohort study. BMJ. 2024 May 22;385:e076885. doi: 10.1136/bmj-2023-076885. PMID: 38777351; PMCID: PMC11109903.