Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) zählt zu den wichtigsten Absicherungen für Ärzte. Sie schützt vor finanziellen Einbußen, wenn der ärztliche Beruf nicht mehr dauerhaft ausgeübt werden kann, zum Beispiel aufgrund von Krankheit oder Unfall. In kaum einer anderen Berufsgruppe ist die Wahrscheinlichkeit so hoch, durch psychische oder physische Belastungen früher oder später zumindest teilweise aus dem Beruf auszusteigen. Umso wichtiger ist eine frühzeitige und durchdachte Absicherung. Es gibt verschiedene Parameter, auf welche insbesondere die Ärzteschaft achten sollte, zum Beispiel die 2-BU-Strategie.
Trotz der enormen Bedeutung werden beim Abschluss der BU-Versicherung immer wieder entscheidende Fehler gemacht. Insbesondere in der Phase des Berufseinstiegs fehlt häufig das Bewusstsein für langfristige Folgen eines unpassenden Vertrages. Beispielsweise ist es enorm wichtig, auf die Erhöhungsmöglichkeiten der BU-Rente im Verlauf zu achten, da die Gehaltssteigerungen von Ärzten im Verhältnis sehr hoch sind. Der folgende Beitrag beleuchtet die drei häufigsten Fehler beim Abschluss einer BU-Versicherung aus der Beratungspraxis und zeigt auf, wie diese vermieden werden können.
In der Praxis zeigt sich häufig, dass BU-Verträge abgeschlossen werden, ohne dass zuvor ein unabhängiger Vergleich verschiedener Anbieter erfolgt ist. Das liegt zumeist daran, dass Verträge über Versicherungsvertreter vermittelt werden, die ausschließlich Produkte eines einzigen Versicherungsunternehmens vertreiben dürfen. Diese Vertreter unterliegen einem sogenannten “Einfirmenstatus” und sind daher nicht verpflichtet, Alternativen aufzuzeigen.
Demgegenüber stehen Versicherungsmakler, die eine Vielzahl von Tarifen verschiedener Gesellschaften analysieren können. Makler arbeiten im Auftrag der Kundschaft und sind gesetzlich verpflichtet, objektiv zu beraten. Dieser Unterschied hat erheblichen Einfluss auf die Qualität und Passgenauigkeit des Versicherungsschutzes.
Fehlt ein individueller Abgleich von Bedarf und Tarif, kann es dazu kommen, dass der Versicherungsschutz wichtige Leistungen nicht abdeckt – etwa eine ausreichende BU-Rentenhöhe, sinnvolle Nachversicherungsmöglichkeiten oder die Teilzeitklausel. Die Folge sind Versorgungslücken im Leistungsfall, die zu erheblichen finanziellen Nachteilen führen können.
Ein zentrales Element bei der Beantragung einer Berufsunfähigkeitsversicherung ist die Gesundheitsprüfung. Hierbei sind alle abgefragten Erkrankungen, Beschwerden und ärztlichen Behandlungen innerhalb definierter Zeiträume vollständig und wahrheitsgemäß anzugeben. Die häufige Annahme, dass „kleinere“ Beschwerden nicht relevant seien, kann zu schwerwiegenden Konsequenzen im Leistungsfall führen.
Werden relevante Gesundheitsangaben im Antrag verschwiegen oder unvollständig dokumentiert, kann der Versicherer im Leistungsfall den Vertrag anfechten oder vom Vertrag zurücktreten. Das Risiko, im Ernstfall ohne Leistung dazustehen, ist daher erheblich.
Eine professionelle Beratung umfasst nicht nur die Auswahl des passenden Tarifs, sondern auch die Unterstützung bei der Aufarbeitung der Gesundheitsdaten. Ein fundierter Versicherungsvergleich schließt in der Regel eine anonymisierte Risikovoranfrage bei verschiedenen Anbietern mit ein. So lässt sich im Vorfeld klären, ob eine Versicherung trotz bestimmter Vorerkrankungen möglich ist – und zu welchen Konditionen.
Einige Versicherer bieten regelmäßig sogenannte Sonderaktionen an, die insbesondere für Berufsgruppen wie Ärzte konzipiert sind. Im Rahmen dieser Aktionen gelten vereinfachte Gesundheitsfragen, sodass der Antragsprozess deutlich erleichtert wird. Ziel ist es, den Zugang zur Berufsunfähigkeitsversicherung für bestimmte Zielgruppen attraktiver und unkomplizierter zu gestalten.
Statt der üblichen detaillierten Abfrage sämtlicher gesundheitlicher Beschwerden und Behandlungen der letzten fünf oder zehn Jahre, werden bei Sonderaktionen häufig nur wenige und allgemeinere Fragen gestellt. Typisch für solche kurzen Gesundheitsprüfungen ist:
Dadurch wird Versicherungsschutz auch jenen zugänglich, die nach regulären Kriterien nur unter erschwerten Bedingungen, mit Risikozuschlägen oder gar nicht versicherbar wären.
In der Beratungspraxis zeigt sich immer wieder, dass BU-Verträge abgeschlossen werden, ohne dass zuvor eine fundierte Auseinandersetzung mit dem tatsächlichen Absicherungsbedarf stattgefunden hat. Viele Berater greifen auf standardisierte Lösungen zurück – oft auf ein einzelnes Produkt – das dann weitgehend unverändert allen Kunden angeboten wird. Die Folge: Es wird nicht hinterfragt, ob der Vertrag zur beruflichen Entwicklung, zur finanziellen Lebensplanung oder zu individuellen Präferenzen passt.
Ein zentraler Kritikpunkt ist die mangelnde Aufklärung über die verschiedenen Varianten und Bausteine, mit denen eine BU-Versicherung individuell gestaltet werden kann. Viele Versicherte wissen bei Vertragsabschluss nicht, dass sie mitentscheiden können – etwa darüber, ob eine reine BU-Versicherung abgeschlossen wird oder eine Kombination mit Altersvorsorge-Elementen („BU mit Rentenbaustein“). Auch wichtige Stellschrauben wie die Beitrags- und Leistungsdynamik oder der Einschluss einer Arbeitsunfähigkeitsklausel werden häufig nicht erläutert – obwohl sie im Ernstfall erhebliche Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit des Vertrags haben. Vielen Beratern ist auch die 2-BU-Strategie nicht bekannt, die bei Ärzten eine tragende Rolle spielt.
Beispielhafte Fragen, die in einer qualifizierten Beratung geklärt werden sollten:
Gerade bei Ärzten ist der berufliche Werdegang oft von Veränderung geprägt: Assistenzzeit, Spezialisierungen, mögliche Selbstständigkeit, akademische Laufbahn oder eine Tätigkeit im Ausland. Diese Entwicklung sollte bereits bei der Konzeption des BU-Schutzes mitgedacht werden. Dazu gehören auch flexible Nachversicherungsgarantien, mit denen die BU-Rente später angepasst werden kann – ohne erneute Gesundheitsprüfung.
Ein professioneller BU-Vertrag sollte keine starre Vorgabe sein, sondern ein Schutzkonzept, das auf die individuellen Anforderungen zugeschnitten ist – heute und in der Zukunft. Die Devise lautet:
„Mitentscheiden statt überstülpen:
Nur wer die Optionen kennt, kann fundierte Entscheidungen treffen. Eine echte Beratung zeigt auf, welche Gestaltungsmöglichkeiten bestehen, erklärt Vor- und Nachteile und stellt den Versicherungsschutz so auf ein tragfähiges sowie langfristig sinnvolles Fundament.
Der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung zählt zu den wichtigsten finanziellen Entscheidungen – gerade im ärztlichen Umfeld, wo hohe Verantwortung, lange Ausbildungszeiten und hohe Belastung zusammenkommen. Umso entscheidender ist es, typische Fehler zu vermeiden: voreilige Vertragsabschlüsse ohne Vergleich, unvollständige Angaben bei den Gesundheitsfragen oder standardisierte Lösungen ohne Berücksichtigung des individuellen Bedarfs.
Ein individuell abgestimmter BU-Vertrag bietet nicht nur finanzielle Sicherheit im Ernstfall, sondern auch langfristige Stabilität und Flexibilität über den gesamten Berufsweg hinweg. Dafür braucht es eine fundierte Beratung, einen klaren Blick auf die persönliche Lebens- und Berufssituation sowie ein tiefes Verständnis für die verfügbaren Tarifoptionen.
Janine Kreiser ist die Versicherungs- & Finanzexpertin, der Ärzte vertrauen. Sie war zwölf Jahre lang Finanzmaklerin und konnte in über 1.500 Beratungsgesprächen zu ganzheitlichen Finanzkonzepten verhelfen. Inzwischen managt sie ausschließlich die Infoplattform www.doc-bu.de, versorgt ihre Lieblingsberufsgruppe mit transparenten und umfangreichen Blogbeiträgen rundum die BU-Versicherung und Altersvorsorge. Sie bietet interessierten und gut informierten Ärzten zudem Zugang zu ihrem exklusiven Netzwerk der besten Ärzteberater.