Psoriasis: Hat die konventionelle Therapie ausgedient?

Etwa 2 - 2,5% der Menschen in Deutschland sind von Psoriasis betroffen, weswegen es mittlerweile ein großes Portfolio an Behandlungsoptionen gibt. Doch ist der State of the Art mittlerweile überholt?

Stellenwert konventioneller Systemtherapien bei Psoriasis

Mittlerweile können Dermatologen und Dermatologinnen aus 18 Präparaten wählen, mit denen sie Psoriasis-Betroffene behandeln. Die meisten dieser Wirkstoffe sind Biologika, und der Großteil der Therapieoptionen ist als First-Line-Behandlung zugelassen. 

Zumeist wird bei Betroffenen mit Psoriasis immer noch MTX oder Fumarsäure als erste Behandlung eingeleitet. Doch das, so Prof. Dr. Sascha Gerdes, leitender Oberarzt des Bereichs Klinische Studien am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, sei nicht mehr zeitgemäß. Nicht mal die Hälfte der Patienten unter MTX oder Fumarsäure erreicht PASI (Psoriasis Area and Severity Index) 75. Allein diese Ergebnisse sollten dazu animieren, den State of the Art zu optimieren. Schließlich ist die Schuppenflechte mittlerweile deutlich besser zu therapieren. Vergeuden wir also bei der Mehrzahl der Patienten Zeit, bis man sie auf eine effektive Therapie einstellt? 

In den Augen von Gerdes, ja. Seine Antwort: Biologika. Denn systemische Biologika-Therapien zeigen nicht nur in vielen Fällen eine schnelle Ansprechrate, sondern sie können auch das kardiovaskuläre Risiko und somit die Mortalität senken – und das innerhalb von 3 Monaten. Bei konventionellen Therapien hingegen geht durch ein schlechtes Drug Survival Zeit verloren. Auch die Entstehung einer Psoriasis-Arthritis kann durch eine zielgerichtete Biologika-Therapie eher verhindert werden. Also: Auch leitliniengerecht kann man an konventionellen Therapien vorbeibehandeln und bereits früh moderne zielgerichtete Biologika einsetzen. 

Früher Einsatz von Biologika: Hit early, hit smart

"Hit early, hit smart" – so die Kernaussage von Prof. Dr. Khusru Asadullah, niedergelassener Dermatologe in Potsdam. Psoriasis-Patienten, die weniger als 2 Jahre von der Krankheit betroffen sind, haben eine deutlich höhere Chance, sogenannte Super Responder, also Patienten, die deutlich besser und schneller auf eine Behandlung ansprechen, unter Biologika-Therapie zu werden. Super Responder benötigen mittelfristig weniger Medikamente und können ggf. auch ohne Therapie erscheinungsfrei bleiben. Demnach könnten die Krankheitsmechanismen bei Betroffenen mit einer kürzeren Erkrankungsdauer noch nicht chronifiziert und wieder umkehrbar sein (Disease Modification), so Asadullah. Daher sollte vor allem bei Patienten, die erst seit kurzer Zeit Krankheitskriterien erfüllen, eine frühzeitige Einleitung der Biologika-Therapie in Erwägung gezogen werden. 

Kinder und Jugendliche mit Psoriasis: Was ist bei der Therapie zu beachten? 

Die Prävalenz der Psoriasis beträgt im Kindesalter 0,71%, sie macht 4% aller kindlichen Dermatosen aus. Mit steigendem Alter erhöht sich die Prävalenz. Dr. Nina Magnolo, Leitung des Zentrums für innovative Dermatologie und Oberärztin am Universitätsklinikum Münster, plädiert für ein Screening der Komorbiditäten bereits im frühen Krankheitsstadium, um so die Krankheitslast so früh wie möglich innerhalb des Windows of opportunity zu reduzieren. Eine Psoriasis in den frühen Lebensjahren bringt schwerwiegende Auswirkungen auf die Lebensqualität mit sich, weswegen es umso fragwürdiger ist, dass bisher weniger als 20% der Patienten mit moderater bis schwerer Krankheitslast im Kindes- und Jugendalter eine Biologika-Therapie erhalten haben, so Magnolo. Obwohl mittlerweile fünf Biologika für die Therapie von Kindern und Jugendlichen mit Psoriasis zugelassen sind, sind pädiatrische Psoriasis-Patienten nach wie vor unterversorgt. Magnolo rät dazu, die Upgrade-Kriterien auch bei Kindern anzuwenden und auf MTX als Therapie der ersten Wahl bei pädiatrischen Betroffenen zu verzichten. Denn eine frühzeitige und effektive Biologika-Therapie kann eine Beeinträchtigung des weiteren Lebensverlaufs nämlich verhindern. 

Psoriasis bei geriatrischen Patienten: Vorsicht bei Komorbiditäten

Auch bei geriatrischen Patienten ist auf einige Dinge zu achten. Ältere Patienten weisen häufig eine eingeschränkte Mobilität auf (sei es bezogen auf die Anwendung einer topischen Therapie oder der Erreichbarkeit von Arztpraxen). Außerdem sind die Therapieoptionen aufgrund von Vortherapien eingeschränkt, da dies in einem generellen schlechteren Ansprechen resultieren könnte. Auch Komorbiditäten wie Niereninsuffizienz, Leberfunktionseinschränkungen, Arzneimittelinteraktionen spielen eine Rolle bei der Wahl der Therapie. Zudem können ältere Patienten topische Therapien häufig nur eingeschränkt adäquat anwenden. Das sehr gute Sicherheitsprofil spricht auch bei älteren sowie multimorbiden Patienten für den Einsatz moderner Systemtherapien. Abschließend, so PD Dr. Dr. Felix Lauffer, Leiter des Kompetenzzentrums entzündliche Hautkrankheiten und des klinischen Studienzentrums am Klinikum rechts der Isar in München, ist die Steigerung der Lebensqualität mittels eine Linderung der krankheitsbezogenen Symptome in jedem Alter indiziert. 

Fazit: Bei Psoriasis unbedingt Biologika erwägen 

Mittlerweile gibt es zahlreiche Therapieoptionen für die Psoriasis. Doch welche Therapie die richtige für Ihre Patienten ist und ob die konventionelle Therapie nicht überholt ist, ist individuell und gezielt zu entscheiden. 

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