Die allerwenigsten Menschen sprechen gerne über Sexualität und mögliche körperliche Symptome, die das Sexualleben einschränken. Oftmals wird den Störungen eine deutlich geringere Relevanz zugeteilt, als dies für andere körperliche Symptome der Fall ist. Insbesondere ältere Menschen schämen sich häufig, mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt über ihr Intimleben zu sprechen – oft aus Angst, belächelt zu werden oder als für zu alt für Sex zu gelten. Dabei spielt die körperliche Intimität für fast alle Erwachsenen eine wesentliche Rolle in Bezug auf die Lebensqualität.
Gründe für ein eingeschränktes Sexualleben gibt es viele. Von der Menopause über Operationen bis hin zu Nebenwirkungen von Medikamenten. Auch psychische Erkrankungen wie Depressionen können eine Rolle spielen. Daher ist es wichtig, dass Ärztinnen und Ärzte das offene Gespräch mit ihren Patienten suchen. Eine gute Aufklärung über mögliche, das Sexualleben betreffende Nebenwirkungen von Medikamenten ist dabei ein erster Schritt.
Auch die Normalisierung des Symptoms hilft vielen. So sind sich manche Menschen beispielsweise nicht bewusst, dass die mit der Menopause einhergehende Scheidentrockenheit vollkommen normal ist und gleichzeitig leicht behandelt werden kann.
Eine offene Kommunikation mit den Betroffenen ist daher wichtig, um festzustellen, woher die Probleme kommen – und wie man sie angehen kann.
Dabei kann es sehr helfen, dass die Ärztin oder der Arzt das Thema aktiv anspricht, und zwar auf wertschätzende und inklusive Art und Weise. Dafür eignen sich beispielsweise generische Fragen wie: Ich sehe viele Patienten mit reduzierter Libido. Haben Sie das auch schon erlebt?
Auch direktere Fragen wie: Dieses Medikament kann zu Erektionsstörungen führen. Ist das ein Thema für Sie? können den Einstieg ins Gespräch ermöglichen.
Dabei ist es wichtig, das Symptom als gesundheitliches Problem anzuerkennen. Es ist ebenso Teil einer Erkrankung oder einer bestimmten Therapie wie beispielsweise ein Bluthochdruck.
Sexualität ist ein wesentlicher Bestandteil des Lebens – auch für ältere Menschen. Daher ist es wichtig, ein Klima der Inklusion zu schaffen und das Thema offen und wertschätzend anzusprechen. Störungen der Sexualität sind häufig eine Nebenwirkung von Therapien oder ein Symptom anderer Erkrankungen und sollten daher als medizinisches Problem angesprochen werden. Häufig ist eine Behandlung möglich.