eBC | Ansprüche an die Versorgung wachsen

Neue Therapieoptionen, aber überlastete Brustzentren: Prof. Hartkopf spricht im Interview über Hürden in der adjuvanten Therapie des Mammakarzinoms.

Kapazitätsprobleme in Brustzentren und im niedergelassenen Bereich

Von den jährlich rund 70.000 neuen Brustkrebserkrankungen in Deutschland werden etwa 90 % in einem potenziell heilbaren Frühstadium diagnostiziert.2 Hierbei haben neue adjuvante Therapieoptionen wie CDK4 & 6 Inhibitoren, PARP-Inhibitoren oder Immuntherapien weitere relevante Verbesserungen der Prognose ermöglicht.

Allerdings würden hierdurch auch die Behandlung und das Therapiemanagement zunehmend komplexer, so Prof. Hartkopf. Die damit verbundene spezialisierte Nachbetreuung der Patient:innen überschreite häufig die Kapazitäten der Brustzentren und müsse von niedergelassenen Kolleg:innen übernommen werden, die oft ebenfalls überlastet seien.

„Da aber diese innovativen Therapien die Chance auf Heilung wesentlich verbessern, sollte unser Bestreben sein, allen geeigneten Patientinnen und Patienten die entsprechende Therapie zukommen zu lassen und sie bei der Therapiedurchführung optimal zu unterstützen“ so die Forderung des Experten.

Deutliche Wirksamkeit von Abemaciclib1,a bei hohem Rezidivrisiko#

Als Beispiel für die möglichen Verbesserungen in der adjuvanten Therapie nannte Prof. Hartkopf den Einsatz des CDK4 & 6 Inhibitors Abemaciclib (Verzenios®)beim HR-positiven (HR+), HER2-negativen (HER2-) eBC, bei dem bisher in ca. 10 % der Fälle Lokalrezidive und in bis zu 30 % Fernmetastasen auftraten.2 Besonders hoch sei dieses Rückfallrisiko# beim Befall mehrerer Lymphknoten sowie sehr großen oder aggressiv wachsenden Primärtumoren.

In der Studie monarchE wurde die Gabe von Abemaciclib über 2 Jahre in Kombination mit einer endokrinen Therapie (ET) bei Patient:innen mit hohem Rezidivrisiko# mit einer alleinigen ET verglichen.2 Die Auswertung des Outcomes nach 5 Jahren zeigte eine über die Zeit zunehmende absolute Verbesserung 

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Zum 5-Jahres-Update

Letztlich bedeuteten diese Ergebnisse, dass eine von 12 Betroffenen mit hohem Risiko# vor einem Rezidiv bewahrt werde, erläuterte Prof. Hartkopf.

Aufklärung über Nebenwirkungen für Therapierfolg essenziell

Aufgrund dieser Ergebnisse hat Abemaciclib von der AGO für die Therapie des HR+, HER2- eBC den Empfehlungsgrad (+) erhalten.4 Hinsichtlich des Therapiemanagements sei es wichtig über mögliche Nebenwirkungen aufzuklären, um die Compliance sicherzustellen. Häufigste Nebenwirkung sei die Diarrhö, die vorwiegend zu Therapiebeginn auftrete und mit Loperamid meist gut händelbar sei, so Prof. Hartkopf.

Wann ist eine Dosisreduktion erforderlich?

Bestimmte Nebenwirkungen unter der Therapie mit Abemaciclib können eine Dosisreduktion erforderlich machen – wird die Effektivität der Behandlung dadurch beeinträchtigt?

Im Rahmen des 5-Jahres-Updates wurden hierzu Daten vorgestellt:

Zum Beitrag

Ebenfalls in dieser Indikation untersucht wird der CDK4 & 6 Inhibitor Ribociclib, wobei die Studie NATALEE nach 4 Jahren eine absolute IDFS-Verbesserung um 4,9 % durch Ribociclib plus ET vs. ET allein zeigte.5 Wie Prof. Hartkopf erläuterte, wurden im Unterschied zu monarchE jedoch auch Patientinnen ohne den zentralen Risikofaktor Lymphknotenbefall eingeschlossen. Zudem wurde Ribociclib ein Jahr länger als Abemaciclib gegeben und nicht mit Tamoxifen kombiniert, einer wesentlichen Option der adjuvanten ET.

Das vollständige Interview können Sie hier lesen:

Zum Interview

a Abemaciclib (Verzenios®) ist in Kombination mit einer endokrinen Therapie angezeigt für die adjuvante Behandlung von erwachsenen Patientinnen und Patienten mit HR+, HER2− nodal-positivem Brustkrebs im frühen Stadium mit einem hohen Rezidivrisiko#. Bei prä- oder perimenopausalen Frauen sollte die endokrine Aromatasehemmer-Therapie mit einem LHRH-Agonisten (LHRH = Luteinising Hormone-Releasing Hormone) kombiniert werden. Abemaciclib ist angezeigt zur Behandlung von Frauen mit HR+, HER2- lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs in Kombination mit einem Aromatasehemmer oder Fulvestrant als initialer endokriner Therapie oder bei Frauen mit vorangegangener endokriner Therapie. Bei prä- oder perimenopausalen Frauen sollte die endokrine Therapie mit einem LHRH-Agonisten kombiniert werden.1
# Hohes Rezidivrisiko definiert als ≥ 4 positive axilläre Lymphknoten (paLN) oder 1–3 paLN und mind. eines der folgenden Kriterien: Tumorgröße ≥ 5 cm oder histologischer Grad 3.


Quelle

  1. Fachinformation Verzenios®, aktueller Stand.
  2. Johnston SRD et al. Abemaciclib Combined With Endocrine Therapy for the Adjuvant Treatment of HR+, HER2-, Node-Positive, High-Risk, Early Breast Cancer (monarchE). J Clin Oncol. 2020;38(34):3987-3998.
  3. Rastogi P et al. Adjuvant Abemaciclib Plus Endocrine Therapy for Hormone Receptor-Positive, Human Epidermal Growth Factor Receptor 2-Negative, High-Risk Early Breast Cancer: Results From a Preplanned monarchE Overall Survival Interim Analysis, Including 5-Year Efficacy Outcomes. J Clin Oncol. 2024;42(9):987-993.
  4. Lux, Wöckel. Adjuvante endokrin-basierte Therapie bei prä-und postmenopausalen Patientinnen. Stand April 2024. unter: https://www.ago-online.de/fileadmin/ago-online/downloads/_leitlinien/kommission_mamma/2024/Einzeldateien/AGO_2024D_10_Adjuvante_Endokrine_Therapie.pdf (zuletzt abgerufen am 07.10.2024).
  5. Fasching PA et al. LBA13 - Adjuvant ribociclib (RIB) plus nonsteroidal aromatase inhibitor (NSAI) in patients (Pts) with HR+/HER2− early breast cancer (EBC): 4-year outcomes from the NATALEE trial. ESMO 2024.Ann Oncol. 2024;35(suppl_2):1207.

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