Senologie 2023: Große Fortschritte bei der Behandlung des metastasierten Mammakarzinoms
Bei der Behandlung des metastasierten Mammakarzinoms geht es um die optimale Sequenz der Substanzen und das Management von Nebenwirkungen, auch Biomarker spielen eine wichtige Rolle. Hier kommt eine ganze Reihe neuer Medikamente ins Spiel.
Welche Therapie für welches Mammakarzinom?
Etablierte Therapien wie die Kombination von CDK 4/6-Inhibitoren mit antihormoneller Therapie haben sich bei der Behandlung des metastasierten Mammakarzinoms als wirksam erwiesen. Darüber hinaus werden nun auch neue Therapieoptionen empfohlen für HER2-low und triple-negative Mammakarzinome. Hier ein Überblick:
Fortgeschrittener Brustkrebs mit Metastasen und Hormonrezeptor-positiven Tumorzellen, ohne stark vermehrtes HER2:
- CDK 4/6-Inhibitoren in Kombination mit einer antihormonellen Therapie als erster Therapieschritt sind fest etabliert. Dies gilt auch für die meisten Situationen, in denen die Metastasen Organe wie Leber und Lunge befallen haben und in denen die Erkrankung Beschwerden bereitet. Diese Situationen werden nun deutlicher in die Therapieempfehlungen eingeschlossen.
- Neu ist die Empfehlung für die Anwendung des Antikörper-Wirkstoffkonjugats Trastuzumab-Deruxtecan, das nun zugelassen ist bei HER2-low (eine geringe Menge des Rezeptors auf den Zellen) nach Vorbehandlung mit einer anderen Chemotherapie. Dieses Medikament ist eine Kombination eines Antikörpers gegen HER2 und einer Chemotherapie, ein sogenanntes Antibody-Drug-Conjugate. Positive Daten nach Vorbehandlung gibt es auch für Sacituzumab Govitecan (ebenfalls ein Antibody-Drug-Conjugate), das schon zugelassen ist in der Behandlung des triple-negativen Mammakarzinoms.
Triple-negativer Brustkrebs mit Metastasen
- Atezolizumab und Pembrolizumab in Kombination mit Chemotherapie sind die bevorzugte Option als erste Therapie in der metastasierten Situation. Dies sind Medikamente, die die Immunreaktion verstärken (Checkpoint-Inhibitoren), wenn bestimmte Eigenschaften auf den Tumorzellen vorhanden sind (PDL-1 positiv).
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Sacituzumab Govitecan (Antibody-Drug-Conjugate) ist die bevorzugte Empfehlung nach einer vorausgegangenen Chemotherapie.
Bei Vorliegen einer BRCA-Mutation, wenn HER2 negativ
Die PARP-Inhibitoren Olaparib und Talazoparib werden bei Patientinnen mit einer Keimbahnmutation in den Genen BRCA 1 und/oder 2 empfohlen. Diese Medikamente sind in vielen Situationen besser wirksam als eine konventionelle Chemotherapie. Bei allen Patientinnen mit Metastasen und ohne positives HER2 (unabhängig vom Hormonrezeptor-Status) sollte deshalb eine Keimbahn-BRCA-Testung durchgeführt werden.
HER2-positiv entsprechend einer Überexpression von HER2
Standard der Erstlinientherapie ist eine duale Blockade mit den HER2-Antikörpern Trastuzumab und Pertuzumab in Kombination mit einer Chemotherapie (Taxan).
Zwei neue Ansätze sind verfügbar und werden in der zugelassenen Behandlungssituation aufgrund eines erheblichen Vorteils gegenüber dem bisherigen Standard empfohlen:
Fazit
In der Behandlung des metastasierten Mammakarzinoms wurden in den letzten Jahren, begleitet von der Entwicklung vieler neu zugelassener oder zur Zulassung anstehender Substanzen, große Fortschritte gemacht.
Kurzbiografie Prof. Volkmar Müller
Prof. Dr. med. Volkmar Müller ist stellvertretender Klinikdirektor der Klinik und Poliklinik für Gynäkologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Der Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe leitet die konservative gynäkologische Onkologie und die onkologische Tagesklinik. Weitere seiner Themenschwerpunkte sind die Palliativmedizin sowie die medikamentöse Tumortherapie.
Weitere Informationen zur Therapie des Mammakarzinoms
Senologie-Kongress 2023
Charité Mayo Conference
Fachbereich Gynäkologie/ Onkologie
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