Forscher in Basel fanden heraus, dass ein älteres Antihistaminikum bei posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) Wirkung zeigen könnte. Im Rahmen ihrer Untersuchungen wurden 1802 gesunde Erwachsene daraufhin untersucht, ob sie verstärkt auf Bilder mit negativem Inhalt reagieren, also diese länger im Gedächtnis behielten.
Mit einer sogenannten „Gen Set Enrichment Analyses“ sollte bei o.g. Personengruppe mittels Einzelnukleotid-Polymorphismen (SNP) nach genetischen Auffälligkeiten gesucht werden, um daraus Rückschlüsse auf mögliche Wirkstoffe zu ziehen. Die Forscher identifizierten rund 20 Gene, die im Zusammenhang mit dem Erinnern negativer Inhalte stehen. Aus der Genfunktion konnte auf mögliche Wirkstoffe geschlossen werden. Auch Morphin, welches laut einer früheren Studie schon wirksam war, wurde hierbei ermittelt. Mit dem ebenfalls über diesen Weg gefundenen Antihistaminikum Diphenhydramin wurde dann eine doppelblinde Studie durchgeführt. Die Probanden sollten sich an zuvor gezeigte negative Bilder erinnern. Die Einnahme von Diphenhydramin senkte die Rate der negativen Erinnerungen. Als Gegenprobe konnten neutrale Bilder gut behalten werde, was Erinnerungslücken infolge der sedierenden Wirkung des Antihistaminikums ausschließt.
Noch einige andere möglich Wirkstoffe konnten entdeckt werde. Das Antihistaminikum wird aufgrund seiner Nebenwirkungen jedoch wohl eher weniger eingesetzt werden können.
Quelle: http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/56289/PTBS-Antihistaminikum-schwaecht-negative-Erinnerungen
Liebe Kollegen,
in unserer endokrinologisch-pädiatrischen Ambulanz betreuen wir einen mittlerweile 14-jährigen Jungen, der mit Wachstumshormonen behandelt wird. In seinem vierten Lebensjahr lag er hinsichtlich der Körpergröße deutlich unter den Perzentilen, sodass nach ausführlicher Diagnostik die Gabe eines Wachstumshormons erfolgte. Das Knochenalter lag zu diesem Zeitpunkt zwei Jahre vor dem biologischen Alter. Über die Jahre hinweg wurden regelmäßige Kontrollen durchgeführt, die ein durchschnittliches Wachstum nachwiesen. Im 10. Lebensjahr verzog die Familie, sodass die Behandlung in unserer Einrichtung abgebrochen und erst im 12.Lebensjahr von uns weitergeführt wurde.
In der Zwischenzeit erfolgte gemäß Elternaussage eine ständige Weiterbehandlung Vorort. Die Wachstumskurve wies zu Wiederaufnahme unserer Betreuung einen deutlich reduzierten Verlauf auf. Nun ergab unsere letzte Kontrolle vor wenigen Monaten wieder einen eindeutigen Abbruch der Wachstumskurve in den untersten Perzentilenbereich, ein Knochenalter, welches dem biologischen Alter um ein Jahr voraus ist und eine Pubertas praecox. Der Wachstumsverlauf lässt vermuten, dass die Hormone nicht regelmäßig verabreicht wurden.
Die nächste Kontrolluntersuchung steht an und ich denke darüber nach, mit dem Patienten und den Eltern zu besprechen, ob eine hormonelle Weiterbehandlung stattfinden soll. Was meinen Sie, wird man durch eine weitere Gabe noch so viel mehr Endgröße erreichen oder ist durch den frühzeitigen Eintritt der Pubertät der Therapieabbruch indiziert? Oder würden Sie die Pubertät künstlich stoppen durch Sexualhormone und die Wachstumshormone weitergeben?
Fast die Hälfte aller Menschen mit chronischen Rückenschmerzen könnte durch eine einfache Antibiotikatherapie von ihren Schmerzen befreit werden. Das behaupten Forscher der University of Southern Denmark und der University of Birmingham im European Spine Journal.
Laut den Forschern werden die Schmerzen bei ungefähr 40% der Patienten mit chronischen Rückenschmerzen bei Zustand nach Bandscheibenvorfall durch eine Infektion mit Propionibacterium acnes oder anderen Bakterien verursacht. Propionibacterium ances findet sich gewöhnlicher Weise auf der Haut und verursacht Akne.
Bandscheibenvorfälle erleichterten den Bakterien den Eintritt zwischen Bandscheiben und Wirbel, wo sie schmerzhafte Entzündungsreaktionen auslösen können, welche oft nur mit dem Prolaps und nicht mit eventuell zusätzlich vorhandenen Bakterien in Verbindung gebracht werden. Durch die chronische Infektion können die Wirbel auf Dauer geschädigt werden. In der Studie wurde gezeigt, dass circa 40% der Patienten mit chronischen Rückenschmerzen für mehr als sechs Monate und Bandscheibenprolaps positiv auf Bakterien getestet wurden, vor allem auf Propionibacterium acnes. Die Hälfte der 162 Patienten wurde für 100 Tage mit Amoxicillin und Clavulansäure behandelt und die andere Hälfte mit einem Placebo.
Die Antibiotikatherapie war in 80% der Fälle erfolgreich, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen wurden erheblich bis komplett reduziert. Die Forscher warnen zugleich vor einem blinden Einsatz von Antibiotika. Diese sollten nur bei bewiesener bakterieller Besiedlung der Wirbelsäule verwendet werden, um Resistenzentwicklungen der Bakterien zu vermeiden.
Sollten sich die Ergebnisse in Studien mit größeren Fallzahlen, oder durch evidence-based-medicine angefangen in Ihrer Praxis oder Station bestätigen, könnten Millionen von Menschen von ihren chronischen Schmerzen geheilt werden. Vielleicht ist Schmerztherapie kombiniert mit Psycho- und Physiotherapie nicht der einzige Weg.
Wie gehen Sie bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen vor, nachdem sie die sogenannten „red flags“ wie Ausstrahlung ins Bein und Harnverhalt ausgeschlossen bzw. behandelt haben?
Seit einigen Jahren wird ein Zusammenhang vermutet zwischen einer Influenzaerkrankung der Mutter im ersten Trimenon und dem erhöhten Risiko für das Kind an Schizophrenie zu erkranken. Zwischen 1959 und 1966 wurden die Seren von Schwangeren archiviert. Nach mehr als 30 Jahren waren bei 64 Kindern dieser Schwangeren schizoaffektive Störungen aufgetreten. Kinder, deren Mütter den serologischen Befunden zufolge im ersten Trimester mit Influenza infiziert waren, hatten ein siebenfach höheres Risiko, im Laufe ihres Lebens eine Schizophrenie zu entwickeln. Eine Influenza-Infektion im zweiten und dritten Trimester erhöhte das Schizophrenie-Risiko hingegen offenbar nicht.
In den weiteren zwanzig Jahren beschäftigten sich mehr als 25 epidemiologische Studien mit demselben Thema, die Hälfte davon bestätigte einen Zusammenhang, die andere Hälfte nicht. Ein allgemein bekanntes Problem in der medizinischen Forschung. In vielen weiteren Studien wird ein Zusammenhang zwischen anderen viralen Erkrankungen wie Masern, Mumps, Röteln usw. und dem Risiko an Schizophrenie zu erkranken vermutet.
Wahrscheinlich ist daher das Problem nicht das bestimmte Virus, sondern die allgemeine Entzündungsreaktion, die ausgelöst wird, oder die daraufhin eingenommenen Medikamente, um die Beschwerden zu lindern. Die genauen Ursachen der Schizophrenie, wie die der meisten psychiatrischen Erkrankungen sind nur unzureichend bekannt. So auch der bipolaren Störungen. Meist wird ein Zusammenspiel von genetischen und äußeren Faktoren vermutet.
In einer aktuellen Studie, welche am Albert Luthuli Central Hospital in Durban, Südafrika stattfand und im JAMA Psychiatry veröffentlicht wurde, wird ein Zusammenhang vermutet zwischen Influenza während der Schwangerschaft und einem erhöhten Risiko für das Kind später an einer bipolaren Störung zu erkranken. Bipolare Störungen sind affektive Störungen, bei denen sich manische und hypomanische mit depressiven Phasen abwechseln und die Patienten meist extrem über Jahrzehnte belasten.
Bei der Studie handelt es sich um eine Fall-Kontroll-Studie von schwangeren Frauen, welche zwischen 1959 und 1966 in geburtshilflicher Behandlung im Kaiser Permanente Medical Care (USA) waren. 92 Fälle von Kindern mit bipolaren Störungen konnten aus 214 Teilnehmern identifiziert werden. Diese Fälle wurden mit 722 Kontrollpersonen verglichen. Die Forscher fanden bei den Kindern der an Influenza erkrankten Mütter eine fast vierfache Erhöhung des Risikos im Erwachsenenalter an einer bipolaren Störung zu erkranken, egal in welchem Trimester die Mutter erkrankt war.
In einigen Ländern, u.a. in Deutschland gibt es daher mittlerweile die Empfehlung der Influenzaimpfung vor oder auch während der Schwangerschaft.
Hatten Sie bereits von diesen möglichen Zusammenhängen gehört? Welche Impfempfehlungen geben Sie Ihren Patientinnen?
Hallo liebe Kollegen,
in unserer Klinik stellte sich gestern eine Patientin mittleren Alters mit Oberbauchschmerzen und einer unklaren Raumforderung der Leber vor. Ein Tumor sowie ein Leberhämatom und Leberabszesse konnten durch vorbehandelnde Ärzte bereits ausgeschlossen werden. Das Erscheinungsbild ist eher zystischer Natur und weitere Organe sind nicht betroffen. Eine mögliche Echinokokkose wird derzeit im Labor untersucht. Ich habe mich nun parallel etwas belesen und bin über die Differentialdiagnose Peliosis hepatis gestolpert. Sie kann eine seltene Folge einer Bartonella-Infektion sein und geht mit Blutzysten in der Leber einher.
Kann man die Diagnose Peliosis hepatis nur durch eine Histo sichern? Welche Differentialdiagnosen sollte man vorher noch ausschließen oder ist eine Biopsie in jedem Fall sinnvoll?
Ich bin dankbar für Hinweise.
Liebe Kollegen,
um die Nierenfunktion eines Patienten möglichst genau einzuschätzen, müsste eine Reihe von Untersuchungen durchgeführt werden. Da dieses in der Klinik oftmals nicht realisiert werden kann, wurden Formeln entwickelt, um die glomeruläre Filtrationsrate annähernd zu berechnen. Diese eGFR kann zur schnellen Einschätzung der Nierenfunktion herangezogen werden. Gerade in der Nephrologie finden die Formeln täglich Anwendung. Die älteste Formel ist die Cockcroft-Gault-Formel und bezieht Alter, Körpergewicht, einen speziellen Faktor und das gemessene Serumkreatinin ein. Die gebräuchlichere MDRD-Formel liefert valide Ergebnisse bis zu einem GFR-Wert < 60 ml/min/1,73qm. Höhere GFR-Werte können unter Einbezug der gleichen Parameter genauer mit der CKD-EPI-Formel berechnet werden. Ein Berliner Projekt entwickelte die BIS1- und BIS2-Formel, die zusätzlich Kreatinin und Cystatin C verwenden und so noch bessere Ergebnisse versprechen sollen.
Welche Formel verwenden Sie hauptsächlich? Oder stimmen Sie Art der Formel auf den Patienten ab? Sehen Sie vielleicht ein Problem in der Vielfalt der Berechnungsmöglichkeiten?
Liebe Kollegen,
vor kurzer Zeit hat die Firma UCB die Zulassung für ihr neues Medikament Cimzia (Wirkstoff: Certolizumab pegol) in Deutschland erlangt. Cimzia ist zugelassen zur Behandlung Erwachsener mit schweren Verlaufsformen der aktiven ankylosierenden Spondylitis und der axialen Spondylarthritis. Auch bei Versagen der Therapie mit NSARs bzw. bei NSAR-Intoleranz soll der TNF-α-Blocker eine schnelle Besserung der Symptomatik herbeiführen. In anderen Ländern wird der Wirkstoff bereits first-line als DMARD und in Kombination mit Methotrexat eingesetzt.
Hierzu eine Studie zum Nachlesen:
http://ard.bmj.com/content/early/2013/09/06/annrheumdis-2013-204231.full.pdf
Geehrte Kollegen,
ich habe eine kleine Patientin im 8. Lebensmonat, die von ihren Eltern nach einem Krampfanfall in meine Praxis gebracht wurde. Abgesehen von diesem initialen Krampfanfall dominierten Blässe und ein außergewöhnlich ruhiges Verhalten das Erscheinungsbild des kleinen Mädchens. Ein sehr niedriger Nüchternblutzucker, ein hoher Insulinspiegel und zusätzlich der Nachweis von Ketonkörpern legte den Verdacht auf einen kongenitalen Hyperinsulinismus nahe. Durch eine sonografische Untersuchung konnte das Pankreasparenchym bewertet und die Diagnose gesichert werden.
Nach ausführlicher Beratung mit Kollegen ist vorerst eine orale Glukosesubstitution zu festen Tages- und Nachtzeiten vorgesehen und im Verlauf dann die Gabe von Diazoxid zur Hemmung der Insulinsekretion. Mir ist aus der Literatur noch die Unterteilung in eine milde und eine schwere Verlaufsform des kongenitalen Hyperinsulinismus bekannt. Kann man diese Formen anhand bestimmter Parameter schon in einem frühen Stadium unterscheiden oder muss der Verlauf abgewartet werden? Wird im Laufe der Therapie eine Pankreasteilresektion notwendig sein und wie wahrscheinlich ist ein daraus resultierender induzierter Diabetes?
Sehr häufig werden falsche Patienten zum Rheumatologen überwiesen und die richtigen zu spät. Auch gibt es zu wenig Rheumatologen und dadurch entstehende Versorgungsengpässe. Gerade in der Rheumatologie ist Zeit ein entscheidender Faktor. Somit ist wichtiger als selektives medizinisches Wissen häufig das richtige Management. Um dieses Problem zu lösen, hat der Berufsverband Deutscher Rheumatologen gemeinsam mit dem Hausärzteverband die „Versorgungslandschaft Rheuma“ ins Leben gerufen. Hierbei sollen Rheumatologen, Hausärzte und stationäre rheumatologische Einrichtungen strukturiert miteinander kooperieren, um optimale, effiziente und vor allem leitlinien-gerechte Versorgung von Rheuma-Patienten auf jeder Versorgungsebene zu ermöglichen. Hierbei stellt der Hausarzt die Verdachtsdiagnose basierend auf dem Gelenkstatus, der Schmerzbefragung und Labortests. Innerhalb von maximal 14 Tagen soll der Patient nun einen Termin beim Rheumatologen bekommen - in dringenden Fällen sogar sofort. Der Rheumatologe sichert dann die Diagnose, legt Therapie und Zielwerte fest. Im Anschluss findet ein Konsil mit dem Hausarzt statt, bei dem das Therapieregime sowie der Kontrollrhythmus beim Rheumatologen besprochen werden. Der Hausarzt soll dann den Therapieverlauf überwachen. Es gibt klare Regeln, die festlegen, in welchem Fall der Hausarzt an den Facharzt überweisen muss. Mindestens einmal jährlich ist eine Facharztkonsultation obligat. Anfang des Jahres wurden die Überlegungen zur „Versorgungslandschaft Rheuma“ erstmals öffentlich gemacht. Doch was ist bisher geschehen? Ist das wirklich eine Verbesserung oder nur eine Ver-Bürokratisierung der Problematik? Quellen: http://news.doccheck.com/de/8816/bessere-versorgung-von-rheumapatienten-durch-kooperation-mit-hausarzten/
Spontane körperliche Aktivitäten, die den Grundumsatz steigern, können eine diabetische Stoffwechsellage verhindern. Dies zeigte eine schwedische Studie, die kürzlich im British Journal of Sports Medicine veröffentlicht wurde.
Hierzu zählt Gartenarbeit ebenso wie das Sammeln von Beeren im Wald. Man spricht auch von NEAT: non-exercise physical activity. Mittels eines Fragebogens ermittelten die Forscher das NEAT-Level von 4232 Senioren über 60 Jahren und verglichen es mit deren Gesundheitszustand. Es stellte sich heraus, dass körperlich aktive Senioren bessere Cholesterin- und Triglyzeridwerte aufwiesen als Senioren mit weniger spontaner körperlicher Aktivität. Ein hoher NEAT-Level korrelierte mit niedrigen Blutzucker- und Insulinwerten, während bei weniger aktiven Senioren häufiger ein metabolisches Syndrom vorlag. Den Berechnungen zufolge erkrankten Senioren mit hohem NEAT-Level zu 27% seltener an Herzinfarkt oder Schlaganfall. Die Gesamtsterblichkeit war um 30% erniedrigt.
Liebe Kollegen,
ich betreue hausärztlich eine 32-jährige Patientin 1-gravida-1-para in 23-0. Innerhalb der letzten Kontrolluntersuchung wurde eine Entartung der Zervix festgestellt. Natürlich bespricht der behandelnde Gynäkologe hauptsächlich das weitere Vorgehen, aber dennoch möchte ich meine Patientin bestmöglich beraten und begleiten können. Bisher verlief die Schwangerschaft unauffällig und es bestehen keine Nebenerkrankungen.
Wie stellt sich nun das weitere Procedere dar? Wird die Schwangerschaft weitergeführt unter der Tumortherapie? Bestehen Risiken für das Kind oder die Schwangere? Oder wird eine Frühgeburt indiziert? Ich bedanke mich bereits bei den Kollegen, die mein Wissen in diesem Bereich etwas erweitern können.
Das Glioblastom ist ein Hirntumor, welcher innerhalb eines Jahres nach Diagnose zum Tod führt. Durch eine operative Entfernung, sowie anschließender Strahlen- und Chemotherapie kann die Lebenszeit um wenige Monate verlängert werden. Die physiologische Blut-Hirn-Schranke und die kurze Verweildauer des Chemotherapeutikums im Tumorgewebe sind ursächlich für die schlechte Therapierbarkeit des Tumors.
Nun lassen neueste Forschungsarbeiten aus den USA eine verbesserte Wirkung der Chemotherapeutika erhoffen. Durch Anheften des chemotherapeutischen Wirkstoffes an sog. Nano-Diamanten und direkte Injektion in das Tumorgewebe soll die Blut-Hirn-Schranke umgangen und das Therapeutikum länger im Gewebe verweilen kann, sodass es effektiv wirkt. Im Tierversuch zeigen sich bereits eine signifikant erhöhte Lebenszeit und eine gute Verträglichkeit. Die Nanopartikel werden über den Urin ausgeschieden. Welche Nebenwirkungen beim Menschen auftreten können, ist nicht gesichert.
Halten Sie den Einzug der Nanotechnologie in die Tumortherapie für zukunftsträchtig oder sehen Sie bereits Probleme in der Anwendung?
Schon die alten Ägypter nutzten Blutegel für medizinische Zwecke. Heute verwenden viele Ärzte und Heilpraktiker die kleinen Tierchen, um beispielsweise Thrombosen zu vermeiden oder zur Entzündungshemmung bei rheumatischen Erkrankungen und Schmerzstillung beizutragen. Blutegel sind Parasiten, die über eine Wunde in der Haut ihrem Wirt Blut absaugen. Während dieses Prozesses gelangen Stoffe aus den Speicheldrüsenzellen des Egels in den Wirt. Allerdings war bisher unklar, um welche Art von Stoffen es sich hierbei handelt.
Jetzt ist es Wissenschaftlern der Universität Greifswald gelungen, die biologisch aktiven Stoffe aus den Speicheldrüsenzellen der Egel zu quantifizieren. Sie fanden zwanzig Speichelproteine, die eine Konzentration besitzen, in der eine Beeinflussung von Prozessen des menschlichen Körpers durchaus möglich ist. Es konnte gezeigt werden, dass der Egel während eines Saugaktes rund 1,2 mg Protein in die Wunde injiziert. Das bedeutet, es handelt sich um Konzentrationen von 3 bis 236 pmol/l Blut im menschlichen Körper. Die meisten dieser Proteine sind bisher unbekannt. Allerdings wurde in der Flüssigkeit auch der Thrombin-Inhibitor Hirudin entdeckt, der bereits als Antikoagulans verwendet wird und schon bei einer Konzentration von 1 pmol/l seine Wirkung entfaltet.
Liebe Kollegen, haben Sie schon positive Erfahrung mit Blutegeln gemacht? Was halten Sie davon – nun, da es einen Beweis gibt?
Der von GlaxoSmithKline entwickelte Wirkstoff Dabrafenib (Tafinlar®) wurde von der Europäischen Arzneimittelzulassungsbehörde EMA zur Monotherapie erwachsener Patienten mit BRAF-V600 Mutation-positivem, nicht-resezierbarem oder metastasiertem Melanom zugelassen. Die damalige Standardtherapie bei BRAF-V600 Mutation-positivem, nicht-resezierbarem oder metastasiertem Melanom bestand in der Gabe von Dacarbazin. In Studien (Phase-III-Studie BREAK-3) konnte aber nun gezeigt werden, dass Dabrafenib das relative Risiko für Erkrankungsprogression oder Tod im Vergleich zu Dacarbazin hoch signifikant um 70% verringert. Das progressionsfreie Überleben lag unter Dabrafenid bei durchschnittlich mit 5,1 Monaten, unter Dacarbazin bei rund 2,7 Monaten. Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Dabrafenid zählen Hyperkeratose, Kopfschmerzen, Fieber, Gelenkschmerzen, Fatigue, Übelkeit, Papillome der Haut, Haarausfall, Hautausschlag und Erbrechen.
Wir sind mittlerweile mithilfe von diversen Frühscreeningverfahren in der Lage ein ganz neues Spektrum von Krebserkrankungen zu identifizieren. Darunter finden sich auch solche, die für den Patienten im Normalfall nicht lebensbedrohlich sind oder ihn sogar in keiner Form in seiner Lebensqualität beeinträchtigen. Bezeichnet der Mediziner solch eine Geschwulst oder Krebsvorstufe vor dem Patienten als Krebs, so werden die meisten Betroffenen dennoch von dieser Gefahr befreit werden wollen. In den Köpfen der Bevölkerung ist und bleibt Krebs und auch dessen Vorstufen eine existenzielle Bedrohung. Mit den aus diesem Sachverhalt resultierenden Überbehandlungen beschäftigt sich eine Veröffentlichung in JAMA: http://jama.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=1722196 Diskutiert werden unter anderem Neologien im Bereich der Onkologie, sodass in Zukunft Vorstufen klar von bösartigen und behandlungsbedürftigen Tumoren abgegrenzt werden können. Dies soll vor allem so geschehen, dass auch der Patient ein besseres Verständnis von seiner Erkrankung erhält und besser über mögliche Therapieoptionen entscheiden kann. Wertes Kollegium, wie schätzen Sie dieses Problem ein? Viele Ärzte haben sicherlich nicht die Intention ihren Patienten einer Überbehandlung auszusetzen, wissen aber leider nicht, wie Sie ihrem Patienten die Diagnose einer Krebsvorstufe vermitteln sollen. Wie gehen Sie eine solche Situation an? Ist es nicht Zeit für neues Vokabular in der Onkologie, das auch vom Patienten selbst verstanden wird?
Im Normalfall bin ich kein Mensch, der für jede Situation mit einer App gerüstet ist. Durch eine Assistenzärztin bin ich jetzt aber auf eine wirklich hilfreiche „Anwendung“ aufmerksam geworden. Die App „EasyOncology“ dient zur übersichtlichen Orientierung bei Diagnostik, Therapieplanung und Nachsorge in der Onkologie und wurde von drei Ärzten aus Köln konzipiert. Mit erstaunlich wenigen Klicks gelangt man von der Fragestellung zur (vorläufigen) Lösung des Problems. Die Therapieempfehlungen wurden aus den Leitlinien der entsprechenden Fachgesellschaften erarbeitet. Nette Zusatzfunktionen wie Formelrechner, Nebenwirkungsmanagement und Literaturhinweise sind ebensfalls integriert. Verdientrmaßen wurde „EasyOncology“ eine Zeit lang auf Platz 1 in den Topcharts bei iTunes/Medizin gelistet. Der Kostenpunkt liegt bei 8 Euro. Eine Investion, die sich lohnt (leider ist momentan noch keine Version für die Kollegen mit Android verfügbar).
Das Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln stellt in ihrem aktuellen Bericht den seit Jahren proklamierten Ärztemangel in Frage. Laut dem IW kommen auf 1.000 Einwohner in Deutschland mehr als 3,8 praktizierende Ärzte, womit Deutschland bei der Ärztedichte international an fünfter Stelle liege.
Auch in Zukunft können die aus dem Beruf aussteigenden Ärzte gut über Absolventen ausgeglichen werden, so das IW. Nicht alle ausgebildeten Ärzte landen allerdings in der Patientenversorgung. Dieser Punkt wird von der Analyse des IW völlig außer Acht gelassen.
Haben wir in Deutschland also tatsächlich keinen Ärztemangel, sondern vielmehr ein Verteilungsproblem? Oder wird uns in den letzten Jahren gänzlich von der Presse ein Bär aufgebunden?
Link zum Gutachten: http://www.etracker.de/lnkcnt.php?et=lKbSM9&url;=http%3A%2F%2Fwww.iwkoeln.de%2F_storage%2Fasset%2F128952%2Fstorage%2Fmaster%2Ffile%2F3508172%2Fdownload%2FTR-3-2013-Demary-Koppel.pdf&lnkname;=TR-3-2013-Demary-Koppel.pdf
Erkrankungen im Bereich der Kinderonkologie weisen hohe Heilungsraten auf. Umso wichtiger ist es hierbei, die Spätfolgen zu verringern oder gar zu verhindern - Ein wichtiges Ziel der Kinderonkologie. Im Fall der potenziellen Infertilität bedeutet das konkret, dieses Risiko frühzeitig zu erkennen und wenn möglich rechtzeitig zu behandeln. Auch die deutsche Kinderonkologie nimmt die Erforschung der Infertilität sehr ernst: An der Charité gibt es eine Arbeitsgruppe, in der Gynäkologen und Reproduktionsmediziner mit Eltern/Patienten nach Ursachen forschen, um prophylaktische Möglichkeiten in Betracht ziehen zu können und Therapieoptionen für die Infertilität zu gestalten.
Doch wie hoch ist das Risiko für Unfruchtbarkeit bei Frauen, denen vor ihrem 21. Lebensjahr ein Malignom diagnostiziert wurde? Dieser Frage ging eine „Childhood Cancer Survivor Study“ nach, die in den USA und Kanada 20 690 Kinder in Krebszentren einschloss ( http://www.thelancet.com/journals/lanonc/article/PIIS1470-2045(13)70251-1/fulltext ).
All diese Kinder wurden zwischen 1970 und 1986 wegen einer malignen Erkrankung behandelt. Aus dieser Kohorte wurden 3531 ehemalige Patientinnen, die im fortpflanzungsfähigen Alter (18 bis 39 Jahre) und sexuell aktiv waren sowie als 1366 weibliche Geschwister (Kontrollgruppe) ohne Malignom nach Klinischer und kompletter Unfruchtbarkeit befragt. Als Klinische Unfruchtbarkeit galt der mindestens 1 Jahr andauernde und erfolglose Versuch, schwanger zu werden. Komplette Unfruchtbarkeit war definiert als das Fehlen oder Ausbleiben der Menstruation mindestens fünf Jahre vor der Befragung.
Von diesen Frauen gaben 16% an, unfruchtbar zu sein. In der Vergleichsgruppe bejahten dies 11%. Die Krebsüberlebenden hatten insgesamt ein um relativ 48 % erhöhtes Risiko für klinische Unfruchtbarkeit. Das Risiko für Infertilität erhöhte sich mit zunehmender Strahlenexposition des Beckens und zunehmender Dosis der Zytostatika. Bei einer Uterusexposition von mindestens 20 Gy beispielsweise um den Faktor 2,5. Frauen nach Krebsbehandlung mit klinischer Unfruchtbarkeit wurden seltener medikamentös therapiert als Geschwister mit ebenfalls unerfülltem Kinderwunsch. Von den krebsüberlebenden Frauen, die über klinische Unfruchtbarkeit berichtet hatten, wurden im Beobachtungszeitraum 64 % schwanger.
Sogar zwei von drei Frauen, die eine Krebserkrankung im Kindes- oder Jugendalter überlebt haben, wurden schwanger. Jedoch konnten auch Zusammenhänge zwischen bestimmten Behandlungsregimen und dem Infertilitätsrisiko gezeigt werden. Laut den Autoren ist mit dieser Studie möglich, das Risiko von Infertilität nach Krebsbehandlung im Kindesalter besser abschätzen zu können als bisher.
Insulin, EPO, Anabolika- es sind längst nicht mehr nur die Profis, die nachzuhelfen scheinen. Eine stetig steigende Zahl besonders ambitionierter Freizeitsportler ist gewillt die individuelle Leistung durch Substanzgebrauch zu steigern und schreckt dabei vor Nebenwirkungen und horrenden Preisen nicht zurück.
Im Internet kursieren vollständige Trainingspläne inklusive genauer Dosierung der jeweiligen Dopingpräparate. Für besagte Medikamentenkuren zahlen die Sportler mitunter vierstellige Beträge und holen sich vorher Rat beim Sportmediziner, welches Medikament die gewünschte Wirkung garantiert. Aktuell ist die Rede von ca. 200.000 Hobbieathleten, die auf Dopingmittel zurückgreifen.
Liebe Kollegen, wie schätzen Sie diese Zahl ein?
Eine prospektive Kohortenstudie mit 598 ambulanten Patienten hat gezeigt, dass der Wells-Score in Kombination mit dem D-Dimer-Schnelltest ausreichend sind, um eine Lungenarterienembolie (LAE) mit 90%-iger Sicherheit ausschließen zu können-und das in nur zwei Minuten. Bei 598 Patienten mit Verdacht auf LAE wurde im ersten Schritt der Wells- Score ermittelt. Dieser setzt sich aus sieben Einzelbefunden zusammen, deren Summe den Gesamt-Score bildet. Die Wahrscheinlichkeit einer LAE ist bei sechs Punkten sehr hoch und bei zwei Punkten gering. Die Mehrheit der Patienten weist jedoch ein mittelhohes Risiko auf. Aus diesem Grund erfolgte bereits bei allen Patienten mit nur vier Punkten oder mehr der D-Dimer-Schnelltest. Unabhängig vom Ergebnis wurden alle Patienten anschließend in einem Klinikum untersucht, um eine LAE zu bestätigen oder sicher auszuschließen. Schlussendlich zeigte sich eine Fehlerquote von weniger als zwei Prozent.