In der Kinderklinik des MHH wurde die Abhängigkeit der Qualität chirurgischer Eingriffe vom umgebenden Lärmpegel untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass bei einer Lärmreduktion um die Hälfte die Komplikationsrate postoperativ deutlich gesenkt werden konnte. Maßnahmen zur Lärmreduktion waren die Lautstärkereduktion medizinischer Geräte, Umstellung des OP-Telefon-Klingeltons auf ein optisches Signal, Ausschalten anderer Telefone, Reduktion der Gespräche auf das Notwendigste, striktes Geschlossenhalten der Türen und das Anbringen eines optischen Geräusch-Warners. Die Chirurgen konnten unter den angegebenen Bedingungen laut Klinikdirektor konzentrierter arbeiten, sodass auch die Komplikationsrate vor allem im Hinblick auf Nachblutungen, Nahtinsuffizienzen und Infektionen um die Hälfte reduziert werden konnte.
Liebe Kollegen, was halten Sie von den Maßnahmen zur Lautstärkereduktion im OP? Wie schätzen Sie den Lärmpegel in Ihrem OP ein?
Zum Nachlesen: http://www.mh-hannover.de/46.html?&tx;_ttnews%5Btt_news%5D=3185&cHash;=3abd07cf446c1affc6d8577405f09995
Eine multizentrische Studie der Chirurgischen Abteilung der Universitätsklinik Heidelberg hat zwei verschiedene Procedere bei Diagnose einer akuten Gallenblasen-Entzündung untersucht. Dabei hat sich ein abwartendes Regime mit mehrwöchiger Antibiotikabehandlung vor der Operation gegenüber einer umgehenden Operation nicht als vorteilhaft erwiesen. Eine Operation innerhalb von 24 Stunden bedinge jedoch weniger Komplikationen im postoperativen Verlauf und die Patienten sind durchschnittlich früher entlassbar. Sofort operierte Patienten blieben nur circa 5,4 Tage im Krankenhaus während der Aufenthalt später operierter Patienten durchschnittlich zehn Tage betrug.
Wie werden in Ihrer Klinik entsprechende Patienten behandelt? Wird das Behandlungsregime durch die vorliegende Studie revolutioniert werden?
Studie zum Nachlesen: http://journals.lww.com/annalsofsurgery/Abstract/2013/09000/Acute_Cholecystitis__Early_Versus_Delayed.2.aspx
Dänische Forscher veröffentlichten kürzlich Ergebnisse einer Studie, in die sie über 330000 Labordaten aus dem dänischen Register einbezogen. Es wurden Patienten mit erhöhten Vitamin-B12-Werten ohne vorausgegangene B12-Substitution und Krebsdiagnose eingeschlossen und der Zusammenhang zur Entwicklung eines Tumors im Verlauf untersucht. Bei einem erhöhten B12-Spiegel im Bereich 600 bis 800 pmol/l konnte eine Tumorinzidenz von 3,5 und über 800 pmol/l von 6,3 dokumentiert werden. Im Verlauf konnte jedoch eine weitere Reduzierung des Inzidenzverhältnisses festgestellt werden.
Es wird diskutiert, ob ein erhöhter B12-Wert als Ursache einer Tumorentwicklung oder eher als Marker einer anstehenden Tumorerkrankung fungiert. So konnte bei Patienten unter 50 Jahren ein neunfach höheres Risiko für die Entwicklung einer myeloischen Leukämie bei einem erhöhten Vitamin-B12-Spiegel identifiziert werden.
Zur Studie: http://jnci.oxfordjournals.org/content/early/2013/11/11/jnci.djt315.full
Können Sie sich die Funktion von Vitamin-B12 als möglicher Frühmarker vorstellen? Sollte man möglicherweise sogar die Vitaminsubstitution bei einem Mangel überdenken?
Liebe Kollegen,
sorgen wir uns nicht alle, wie es um unsere lieben Eltern im Alter steht? Werden Freunde und Aktivitäten mit dem Alter immer weniger und nimmt die Morbidität zu, dann steht es allmählich auch um das seelische Wohl schlecht. Vor allem bei einer Demenz sind Verstimmungen bis hin zu Depressionen und Antriebslosigkeit Alltag. Wir können nicht immer für unsere Eltern sorgen. Die Zeit ist immer knapp, die häusliche Pflege kommt auch häufig zu kurz. Für viele ältere Menschen wäre ein Haustier genau das Richtige, doch sind sie oftmals nicht mehr im Stande, sich um die kleinen Lebewesen ausreichend und aufmerksam zu kümmern.
Doch hier kommt eine neue Innovation ins Spiel: den Leiden des Älterwerdens kann zwar noch keine Abhilfe geschaffen werden, dafür könnte ein flauschiger, kleiner Freund zumindest die Stimmung im Alter heben. Die Roboter-Robbe stammt aus Japan und wird dort bereits seit einigen Jahren gern eingesetzt. Sie reagiert auf Licht, Berührungen und Stimmen und reagiert mit sanften Bewegungen und Jaulen. Haben sie die Robbe erst einmal auf dem Schoß, neigen viele Patienten dazu, entspannter und offener zu sein.
Die ersten kuscheligen Exemplare wurden hierzulande in bayerischen Altenheimen getestet und erfreuen sich auch dort großer Beliebtheit. Ich bin erst durch einen Artikel in der Süddeutschen auf sie aufmerksam geworden. Ich denke in Ihnen steckt ein großes Potential, nicht nur in der Therapie Demenzkranker.
Wäre es nicht großartig, den Einsatz solch einer Robbe in Pflegeheimen und ähnlichem zu verbreiten? Und 5000 Euro ist doch ein vertretbarer Preis. Oder kennen sie die Robbe vielleicht schon irgendwoher?
Hier ein Video dazu:
http://youtu.be/fvzrIJdKlZI
Liebe Kollegen, letzte Woche wurde ein 11-jähriges Mädchen auf unsere gastroenterologische Station mit dem Verdacht auf eine schwere Leberzirrhose überwiesen. Zu dem Zeitpunkt war bereits im Kreiskrankenhaus ein MRT gelaufen. Das Mädchen beklagte eine deutliche Gewichtsabnahme und Schmerzen im Oberbauch, welcher stark aufgebläht schien. Da uns der Verdacht bei einem so jungen und bisher gesunden Mädchen stutzig machte, ließen wir uns die MRT-Aufnahmen nachsenden. Im Stationskollegium schauten wir uns die Bilder an und waren fassungslos. Die Aufnahmen zeigten keinesfalls eine Leberzirrhose! Die Leber war am ehesten durchsetzt mit multiplen Metastasen. Eine Knochenszinti Ende der Woche zeigte schließlich noch weitere Herde im Beckenknochen, der Wirbelsäule und mediastinal. Eine Probenentnahme am Knochen brachte jedoch noch keinen Hinweis auf den Primärtumor. Haben Sie eventuell Fallstudien im Gedächtnis, die ähnliches Krankheitsbild zeigen? Warum kann der Primärtumor nicht gefunden werden?
Liebe Kollegen,
vor einem Jahr wurde in unserer pädiatrischen Ambulanz ein damals vierjähriges Mädchen mit einem akuten Harnwegsinfekt vorgestellt. Die Anbehandlung erfolgte stationär, wobei eine Hypertonus und eine große Proteinurie festgestellt werden konnten. Seitdem nimmt das Mädchen eine ganze Liste an Medikamenten ein, um den Blutdruck zu senken und die Proteinurie zu reduzieren. Die letzte monatliche Kontrolle beim Kinderarzt hatte ein stark erhöhtes Kreatinin bei sonst hervorragendem AZ gezeigt, sodass sie sich erneut bei uns vorstellte. Wir haben sie schließlich stationär aufgenommen und aufgrund des weiterhin ansteigenden Kreatininwertes eine Nierenbiopsie durchgeführt. Diese hat ergeben, dass die Hälfte des Nierengewebes bereits bindegewebig durchsetzt und nicht mehr funktionsfähig ist. Es wurde bereits mit den Eltern die Möglichkeit einer Lebendspende besprochen.
Durch unsere universitäre Anbindung konnten wir ein amerikanisches Labor konsultieren, die eine Genmutation ausfindig machten. Das Mädchen trägt wohl das Gen WT1 heterozygot.
Ist also von einer milden Variante des Wilms-Tumors auszugehen oder wie kann das Ergebnis interpretiert werden? Ist eine primäre Lebendspende dann überhaupt sinnvoll oder sollte eine neoadjuvante Chemotherapie und Resektion im Vordergrund stehen?
Ich erinnere mich noch an Studienzeiten, als das sogenannte 1000-Dollar-Genom ersehnt wurde. Dahinter verbirgt sich die Hoffnung auf signifikant niedrigere Kosten bei der DNA-Sequenzierung. Unser Professor in Humangenetik tat den Gedanken an standardmäßige Sequenzierungen kompletter menschlicher Genomen mit einem Lächeln als vollkommen utopische Vorstellung ab. Gerne würde ich ihn heute noch einmal über dieses Thema in seiner Vorlesung referieren hören.
Denn es hat sich wirklich einiges getan. Zwar ist es noch nicht möglich, sich sein gesamtes Genom für 1000 Dollar sequenzieren zu lassen. Schon ab rund 2 000 Euro lassen sich aber alle 180000 humanen Exone sequenzieren und für weniger als 1000 Euro ist die Sequenzierung der Exone von Genen möglich, die für bekannte monogene Erkrankungen verantwortlich sind. Ein absolutes Sonderangebot ist bei der Onlinefirma 23andMe zu ergattern: Hier kann man für nur 99 Dollar sein Genom auf circa 200 genetische Krankheiten, 100 Veranlagungen und Abstammungshinweise testen lassen.
Dieser technologische Fortschritt basiert vor allem auf der Parallelisierung enzymatischer Ansätze der Sequenzierung. Die „Next Generation Sequencing“(NGS) ermöglicht gegenüber der klassischen Sanger-Sequenzierung eine Kostenreduktion um mindestens den Faktor 1000 (Tendenz steigend).
NGS ist mit Sicherheit eine große Errungenschaft im Bereich der Humangenetik. Allerdings sind wir in der medizinischen Versorgung auf diesen Ansturm von Daten noch alles andere als vorbereitet. Vor einer Woche stand ein Patient mit seinen genetischen Daten vor mir und wollte nun Informationen über mögliche Erkrankungen bei mir einholen.
Liebes Kollegium, wie meinen Sie ist diese Informationsflut sinnvoll zu handeln? Und muss ich meinen Patienten mit seinen erworbenen „Informationen“ wieder nach Hause schicken oder soll ich die Auswertung in seiner Patientenakte abheften?
„ Es ist höchste Zeit, heilsame Faktoren wie Stimmung und Seelenhygiene im Krankenhaus genauso ernst zu nehmen, wie die Desinfektion. Denn Lachen ist ansteckend und gesund.“ Im Sinne dieses Zitates thematisierte das ärzteblatt kürzlich die Bedeutung eines angenehmen Umfelds in der Klinik, das sowohl für das Personal, als auch für die Patienten eine große Rolle spielt. Ärzte sollen deshalb vor allem auf eine verständliche Sprache achten, um von den Patienten verstanden zu werden. Außerdem könne in entsprechenden Situationen durch Humor eine angenehme Atmosphäre geschaffen werden.
Diese Hinweise sind uns allen nicht neu; doch inwiefern gelingt es Ihnen, diese umzusetzen? Wie schätzen Sie das Klima in Ihrer Klinik aus Sicht der Patienten ein?
Australische Forscher berichten, dass mittels Kombination aus dem Alpha-Rezeptorenblocker Tamsulosin und einem noch zu entwickelnden Inhibitor des P2X1-Purinoceptors ein effektives Kontrazeptivum für den Mann entstehen könnte. Ohne Hormone, ohne Ärger.
Seit nunmehr einem halben Jahrhundert gibt es die Pille für die Frau, aber bisher noch keine für den Mann. Sicher liegt das Problem in der Natur begründet: Bei der Frau muss nur die monatliche Bereitstellung einer einzigen Zelle verhindert werden, wohingegen in den Hoden des Mannes in jeder Sekunde mehr als 1000 Spermien entstehen. Die Entwicklung der Spermien zu hemmen, würde zu Schäden des Erbgutes führen. Eine Möglichkeit der reversiblen Inhibition der Spermatogenese gab es bisher noch nicht.
Also muss ein anderer Weg her! Das haben sich auch die Forscher um Ventura vom Monash Institute of Pharmaceutical Sciences in Melbourne gedacht und kamen auf die Idee den Transport der Spermien über den Ductus deferens zu verhindern. Koordiniert wird dieser Transport aus der Cauda epididymis in die Urethra über den Sympathikus - zwei Rezeptoren müssten blockiert werden, um dies zu verhindern. Tamsulosin – ein Alpha-Rezeptorenblocker der aktuell bei benignier Prostatahyperplasie zum Einsatz kommt – gibt es schon. Er blockiert in Prostata (und dann auch im Ductus deferens) die alpha1A-adrenergen Bindungsstellen von Noradrenalin.
Die Behandlung mit 0,8 mg/die Tamsulosin (das Doppelte der empfohlenen Tagesdosis) hat in einer Studie das Ejakulatvolumen um fast 90 Prozent gesenkt und bei 35 Prozent kam es zur „trockenen“ Ejakulation (J Urol 2006; 176(4 Pt 1):1529).
Doch das allein reicht nicht für eine Kontrazeption. Ventura und Mitarbeiter haben deshalb in ihren Versuchen auch den P2X1-Purinoceptor ausgeschaltet, der einen Ionenkanal steuert – in den Experimenten mittels Knockout-Mäusen.
Die doppelten Knockout-Mäuse (ohne alpha1A-adrenerge als auch der P2X1-Purinoceptor) zeigten weder ein verändertes Sexualverhalten noch Beeinflussung des Herzkreislaufsystems. Da das in der Natur nicht von selbst geht, muss dieser Stoff allerdings noch entwickelt werden. Dieser lange Weg könnte sich aber lohnen!
Was denken sie, verehrte Kollegen, ist das die Zukunft? Würde es den Frauen die unangenehmen Nebenwirkungen der Hormontherapie ersparen und einfach mal „den Spieß umdrehen“? Wären die Männer überhaupt bereit, selbst „die Pille“ zu schlucken?
Zur Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und medizinischer Onkologie ( DGHO) 2013 in Wien wurden die Kernthemen in einer Pressemitteilung vorgestellt. Neben wissenschaftlichen Konzepten und der Bedeutung der Interdisziplinarität spielte dabei ebenso der sozioökonomische Status im Zusammenhang mit der Entstehung von Krebs eine Rolle.
In Bezug auf den demographischen Wandel weist der Vorsitzende der DGHO, Prof. Mathias Freund, darauf hin, dass ältere Patienten bei der Therapie nicht benachteiligt werden sollten. Gibt es Kollegen, die bei der Tagung anwesend waren und diesen Punkt in ausführlicher Form gehört haben? Denn es bleibt offen, was mit „Benachteiligung“ gemeint ist. Das Alter spielt bei der Entscheidung zur therapeutischen Vorgehensweise doch in jedem Fall eine Rolle.
Ein Patient beispielsweise, der zur Finalpflege stationär aufgenommen wird, sollte meiner Meinung nach nur nach ausdrücklichem Wunsch seinerseits/ seiner Angehörigen biopsiert und anderen diagnostischen Verfahren unterzogen werden. Nur um unserem medizinischen Standardvorgehen gerecht zu werden und unseren Wissensdurst nach Lokalisation und Ausprägung des Karzinoms zu stillen, sollten wir den Patienten nicht unnötig belasten. Demnach ist eine altersentsprechende Behandlung generell nicht als Benachteiligung anszuehen, sondern vielmehr als situativ angepasstes, dem Patienten zukommendes Vorgehen.
Liebe Kollegen, was ist Ihre Meinung?
Mehr Information: http://www.dgho.de/informationen/presse/pressemitteilungen/innovation-und-erfolge-in-der-behandlung-von-blut-und-krebskrankheiten-neue-herausforderungen-fuer-patienten-angehoerige-und-behandelnde
Die erneute Masernwelle in Deutschland lässt das WHO-Ziel, die Masern bis 2015 in Europa einzudämmen, unerreichbar erscheinen. Bereits im Februar dieses Jahres wurden die ersten Masernfälle gemeldet. Die Virusvariante D8-FM soll wahrscheinlich durch die Fruit Logistica im Februar in Berlin aus dem Ausland eingeschleppt worden sein. Die Transmissionskette reiße laut dem RKI seit 37 Wochen nicht ab. Derzeit wurden dem Institut bereits 213 Ausbrüche gemeldet. Ab einer Dauer von 52 Wochen wird übrigens von einer Endemie gesprochen...
Zu den Betroffenen zählen vor allem Säuglinge, deren Impfung noch nicht abgeschlossen ist und Erwachsene. Sogar 39 % der an Masern Erkrankten sind über 20 Jahre alt! Fehlende Auffrischungsimpfungen oder gar fehlende Impfungen aus Nachlässigkeit oder Skepsis werden als Ursache gehandelt. Die Schwere von Akutkomplikationen nimmt mit dem Alter stark zu, sodass eine hohe Anzahl an stationären Masernbehandlungen verzeichnet werden konnte.
Wie stehen Sie der Impfpolitik gegenüber? Gehören Sie auch zu den Skeptikern oder versuchen Sie Ihre Patienten und Ihren Bekanntenkreis auf die Notwendigkeit von Impfungen aufmerksam zu machen?
Weitere Informationen zur Epidemiologie der Masern 2013:
http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2013/Ausgaben/48_13.pdf?__blob=publicationFile
Sehr geehrtes Kollegium,
wir haben ein dreijähriges, bisher gesundes Mädchen in unsere orthopädische Spezialklinik überwiesen bekommen mit Verdacht auf Hüftschnupfen. Die Mutter des kleinen Mädchens konsultierte vor zwei Wochen den Kinderarzt, als die Tochter nicht mehr laufen wollte. Weitere Krankheitszeichen hätte es nicht gegeben. Der Kinderarzt vermittelte die besorgte Familie an einen Orthopäden in der Nähe, der wiederum an uns verwies, da wir die einzige Anlaufstelle in der Nähe sind, die auch eine Sonographie von Gelenken machen...
Dem kleinen Mädchen wurde in unserem Klinikum einen Venenzugang gelegt, wobei der Schwester unmittelbare petechiale Einblutungen auffielen, sodass sie vorsichtshalber auch ein Röhrchen für das große Blutbild abnahm. Das Labor zeigte eine Leukozytopenie und eine Anämie. Der daraufhin in einem spezialisierten Labor durchgeführte Blutausstrich untermauerte mit einer Linksverschiebung der lymphatischen Reihe den neuen Verdacht auf eine Leukämie.
Das Mädchen wurde sofort auf eine onkologisch-pädiatrische Station eines Uniklinikums verlegt und wird nun dort weiterbehandelt. Das gesamte Procedere bis zur Diagnosestellung der ALL dauerte nun über zwei Wochen! Ich habe mich anlässlich dieses Falles mit der ALL bei Kindern beschäftigt und gelesen, dass die Symptomatik des kleinen Mädchens ganz typisch für den Krankheitsbeginn ist.
Warum hat also der Kinderarzt die Differentialdiagnose ALL nicht in seine Überlegungen einbezogen? Werden möglicherweise in den kinderärztlichen Praxen zu wenige Blutentnahmen bei Kindern durchgeführt? Worin sehen Sie das Problem dieser späten Diagnosestellung?
Liebe Kollegen,
eine Freundin bittet mich darum, ihr bei der Suche nach einer Zweitmeinung für ihren Vater zu helfen. Daher wäre ich für viele Beiträge sehr dankbar!
Es handelt sich um einen 64-jährigen, sportlichen Patienten mit metastasiertem (Leber, Wirbelsäule) Adenokarzinom des Kolon (Colon ascendens und rechte Flexur), Colitis ulcerosa und art. Hypertonus, derzeit in gutem AZ und EZ.
Die Therapie mit 5 Zyklen Folfox hat eine Progression der Metastasen gezeigt und eine Aktivierung der Colitis mit 10-15 massiven Durchfällen pro Tag.
Cetuximab kann anscheinend bei einer Mutation auf Codon 12A nicht gegeben werden, und Avastatin nicht wegen Colitis ulcerosa und erhöhtem Blutungsrisiko.
Daher wurde am 26.11. eine Chemo mit Folfiri (50%) und Aredia (90 mg), 4 Mal pro Woche angefangen, zusätzlich Bisphosphonate.
Aktueller Zustand: gut, mobil und aktiv, 1x Stuhlgang pro Tag, kein Fieber, aber CRP auf 4, daher Therapie mit Ciproxin 250 mg 1-0-1 für eine Woche.
Das KolonCa wurde leider trotz regelmäßiger Koloskopien nicht rechtzeitig entdeckt.
Was halten Sie von dieser Therapie? Gäbe es bessere Alternativen?
An dieser Stelle möchte ich gern einen Erfahrungsaustausch zur medikamentösen Therapie bei Rheumatoider Arthritis ins Leben rufen, da ich in meinem Alltag immer wieder mit dem Krankheitsbild konfrontiert werde und bezüglich der am besten geeigneten Therapie oftmals sehr unentschlossen bin.
Um den Krankheitsprozess aufzuhalten und die Lebensqualität zu verbessern gibt es verschiedene Ansätze von Kombinationstherapien der Basismedikamente und der neu entwickelten Medikamente, der Biologika.
Welches Vorgehen wenden Sie standardmäßig an, was gilt es zu beachten bezüglich Nebenwirkungsprofil und Differentialdiagnosen ( COPD etc.)?Gemäß Leitlinie wird das Biologikum Abatacept ja vor allem nach vorheriger Anwendung von einem oder mehreren DMARDs empfohlen, die nicht ausreichend angesprochen haben.
Wie sehen Ihre Erfahrungen mit Biologika aus? Empfehlen Sie diese auch zur Initialbehandlung oder nur nach erfolglosen Therapieversuchen mit einem bzw. mehreren DMARDs? Gibt es ein Zeitfenster, das bei der Behandlung eingehalten werden sollte oder ist eine langfristige Gabe sinnvoll?
Vielen Dank für Ihre Erfahrungen!
Eine niederländische Arbeitsgruppe hat verschiedene diagnostische Hilfsmittel zur Identifizierung eines Harnwegsinfektes bei 196 Frauen mit Verdacht auf einen HWI getestet. Als sicherste Diagnostik wurde die Kultivierung der Bakterien auf einem Nährboden gewertet und als Kontrolle genutzt.
Zur schnellen und einfachen Diagnostik wurde die Kombination von drei anamnestischen Fragen mit einem Nitrattest identifiziert. Die Fragen beziehen sich dabei auf a) den Verdacht der Patientin auf einen HWI, b) Schmerzen beim Wasserlassen und c) vaginale Irritationen oder Juckreiz.
So konnten 70 % der Patientinnen mit einem hohen Risiko für einen HWI erkannt werden. Nur bei 10 % der Teilnehmerinnen konnte auch nach weiteren diagnostischen verfahren keine eindeutige Aussage getroffen werden, sodass eine Kultivierung notwendig wurde.
Würden Sie trotz der hohen Identifizierungsrate eine Kultur anlegen oder bestärkt die Studie Sie bei oben genanntem positiven Kombinationstest mit einer sofortigen Antibiotika-Therapie zu beginnen?
Mehr Informationen:
http://www.annfammed.org/content/11/5/442.full
An einer Krankheit zu leiden, dessen Ursache niemand kennt, ist ein nur schwer vorstellbares Szenario. Menschen, die an Fibromyalgie erkranken, wirken nicht offensichtlich beeinträchtigt. Sie haben weder Fieber noch Hautausschlag, dafür aber seit Jahren bestehende starke Schmerzen in Muskeln, Sehnen oder im Kopf. Daraus folgen schlechter Schlaf, Abgeschlagenheit und Antriebslosigkeit bis hin zu Depressionen. Ein objektiver Nachweis ihrer Leiden mittels Laborwerten oder Bildgebung ist kaum möglich.
Nun haben Ärzte der Universität Würzburg zum ersten Mal körperliche Ursachen der Krankheit nachweisen können: Bei den Erkrankten scheint eine Störung der Nervenfasern direkt unter der Hautoberfläche vorzuliegen. Diese leiten Informationen über Temperatur, Berührungen oder Schmerz weiter. Eine Studie mit 25 Erkrankten zeigte, dass diese Nervenfasern bei Fibromyalgie-Patienten vermindert sind. So wurden die beschriebenen Reize schwächer wahrgenommen als bei Probanden der gesunden Kontrollgruppe. Die Hypothese der Forscher für diesen paradoxen Fund ist, dass kranke Nervenfasern nicht sofort absterben, sondern überaktiv sind und somit Schmerz generieren.
Aus all dem folgt zwar noch keine Behandlungsstrategie geschweige denn Heilung, aber immerhin wurde ein Puzzlestein der Ursache dieser etwa 1% der Bevölkerung betreffenden Erkrankung gefunden.
Wissenschaftler der University of Utah haben die Auswirkungen eines solchen Tests auf die Verordnung von Antibiotika und Virostatika untersucht. Das Ergebnis: In der Patientengruppe, die den Schnelltest erhielt, wurden nur halb so viele Antibiotika verschrieben (11 versus 23 Prozent), während die Einleitung einer antiviralen Therapie fast dreimal häufiger erfolgte (19 versus 56 Prozent).
Wir erinnern uns, dass es heißt, dass der Influenzaschnelltest mit einem Münzwurf verglichen werden kann. Nur 50 Prozent der positiven Patienten könne detektiert werden, sodass der Test eigentlich keine Wertigkeit habe.
Interessant, dass vermehrt antivirale Medikamente gegeben wurden. Aber haben diese denn auch wirklich einen Effekt auf die Dauer oder Schwere der Influenza? Mit dieser Frage lässt uns die Studie leider allein zurück.
Daher die Frage an die Kollegen: Erzielen Neuramidasehemmer im Zusammenhang mit der Influenza überhaupt eine Wirkung? Gibt es hier Studien oder Erfahrungswerte? Wie oft verschreiben Sie diese?
Link zur Veröffentlichung:
http://jpids.oxfordjournals.org/content/early/2013/10/31/jpids.pit071
Liebe Kollegen.
Dass die "Pille" nicht nur gut ist, sondern auch einiges an Risiken birgt, ist vielen Frauen wenig bewusst. Meiner Meinung nach vor allem, weil sie von Ihren Gynäkoogen nicht ausreichend auf die Nebenwirkungen hingewiesen werden!
Ich bin soeben im Ärzteblatt über folgenden Artikel gestolpert, der das untermalt:
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/56686/EMA-sieht-Nutzen-Schaden-Abwaegung-aller-Kombinationspillen-positiv
Da interessiert mich natürlich, was Sie davon halten. Gibt es hier vielelicht ein paar Gynäkologen, die Lust haben, ihre Meinung darzulegen? Klären Sie ausreichend auf?
Um Ihre Kinder nicht zu schädigen, reduzieren laut einer aktuellen Studie viele Eltern häufig eigenmächtig die Medikamentendosis. Dass unerwünschte Arzneimittelwirkungen auch dosisunabhängig auftreten – sogar in therapeutisch unwirksamen Dosen – scheint Ihnen nicht bewusst.
In einer vom Robert-Koch-Institut initiierten Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland wurden 17.000 Kinder und Jugendliche bzw. deren Eltern zum Verhalten bezüglich der Einnahme von Medikamenten in den letzten Wochen befragt. Gemeinsam mit dem RKI arbeiteten Erlanger Wissenschaftler im Anschluss an der Fragestellung, ob die Medikamente zulassungsgerecht eingenommen wurden. Im Gegensatz zu den bisher existierenden Verordnungsdaten konnte eine deutlich höhere Anzahl nicht zulassungskonform eingenommener Arzneien festgestellt werden.
Ein Drittel der Medikamente hatte gar keine Zulassung für Kinder – was erstmal nicht verwunderlich war, da bestimmte Medikamente trotz der alleinigen Zulassung für Erwachsene für Kinder nötig sind. Allerdings wurde mehr als die Hälfte dieser Medikamente in falschen oder zu geringen Dosen eingenommen. Berücksichtigt wurden sowohl verschreibungspflichtige als auch freie Medikamente.
Besonders bedenklich sei hierbei die Erkenntnis, dass jedes fünfte Antibiotikum bei Kindern in zu niedriger Dosierung verabreicht wird. Möglicherweise hat das auf den Krankheitsverlauf wenig Auswirkung, weil die Anwendung häufig nicht zwingend notwendig ist. Besorgniserregend ist aber die Gefahr der Resistenz-Entwicklung von Bakterien, die hierbei eine wichtige Rolle spielt und stark ansteigt. So werden Eltern, die eigentlich Ihre Kinder schützen wollten, eventuell das Gegenteil bewirken: Kein therapeutischer Effekt - dafür unerwünschte Wirkungen und eventuell sogar Resistenz-Entwicklungen, die dazu führen können, dass eine aktuell wirksame Therapie zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr infrage kommt.
Liebe Kollegen, sind Sie mit diesem Problem schon einmal konfrontiert worden? Wie sollte man mit Eltern/Jugendlichen/Kindern umgehen, um gewissenhaft über die Folgen der Dosisreduktion aufzuklären?
Schwangere mit einer schweren Substanzabhängigkeit werden während der Schwangerschaft gewöhnlich substituiert. Nach der Geburt kommt es dann beim Neugeborenen zu einem mehr oder minder stark ausgeprägten Entzugssyndrom. In Deutschland betrifft es etwa zwei von 1000 Neugeborenen. Über den Finnegan-Score kann eine valide Einschätzung der Stärke der Entzugssymptomatik vorgenommen werden und die Befund-adaptierte Therapie erfolgen. Früher wurden die Neugeborenen hauptsächlich mit Phenobarbital behandelt und verweilten etwa eine Woche in unserer Klinik. Heutzutage wird die Morphingabe bevorzugt und die Kinder werden durchschnittlich zwei Wochen bei uns behandelt. Ich vermute, dass in unserer Klinik noch zu zögerlich aufdosiert und so die lange Verweildauer getriggert wird. Wie lange werden die Neugeborenen mit Entzugssyndrom in Ihrer Klinik durchschnittlich therapiert und wie schnell wird die Morphingabe gesteigert? Ich hoffe auf einen kleinen Erfahrungsaustausch!