Auf der Jahrestagung der European Society of Cardiology in Amsterdam vorgelegte aktuelle Studienergebnisse revolutionieren das Nebenwirkungsprofil der Statine. So werden die jahrelangen Bedenken, dass eine dauerhafte Statin-Einnahme das Kataraktrisiko erheblich erhöht außer Kraft gesetzt. Die Forschungsgruppe aus New Jersey berichtet sogar von einer signifikanten Risikoreduktion von 20 % bei einer Patientenpopulation mit einem Durchschnittsalter von 61 und einer mittleren Behandlungsdauer von 54 Monaten. Für eine jüngere Patientengruppe mit einer längeren Behandlungsdauer konnte das Katarakt-Risiko um 50 % reduziert werden. Gleichzeitig untersuchte eine taiwanesische Forschungsgruppe den Zusammenhang zwischen einer Statin-Einnahme und dem Risiko eine Demenz zu entwickeln. Dabei konnte gezeigt werden, dass das Demenzrisiko umgekehrt proportional zur Statindosis abnimmt. Bemerkenswert an diesem Ergebnis ist vor allem der Ausschluss vaskulär bedingter Demenzformen innerhalb der Studie. Weitere Infos zu den Studien: 1. http://www.escardio.org/about/press/esc-congress-2013/press-conferences/Documents/slides/kostis.pdf 2. http://www.escardio.org/about/press/esc-congress-2013/press-conferences/Documents/slides/lin.pdf
Sehr geehrte Kollegen,
ich hatte gestern eine Patientin in meiner Sprechstunde, die aufgrund von Beschwerden um eine ambulante Metallentfernung aus dem Unterarm bittet. Ich habe nun die Klinik, in der der operative Eingriff stattgefunden hat um die Abschlussepikrise gebeten. Diese enthält jedoch keine Auflistung des eingebrachten Materials, sodass ich nochmals um den OP-Bericht gebeten habe, welchen man mir aber wohl nicht zusenden könne. Die Patientin solle sich stattdessen einfach in der Klinik zur ME vorstellen. Haben Sie ähnliches schon mal erlebt? Will sich die entsprechende Klinik auf diese Art und Weise Ihre Patienten sichern? Muss ich meine Patientin jetzt wirklich weiterverweisen?
Seit mehr als einem halben Jahr haben wir nun keine Praxisgebühr mehr. Eine befürchtete Reaktion war der Ansturm auf Fachärzte. Die Bilanz der Behandlungsfälle aus Thüringen zeigt jetzt aber sogar, dass die Zahl der Überweisungen zu Fachärzten im ersten Quartal 2013 sogar um 30 Prozent im Vergleich zum letzten Jahresviertel 2012 gesunken ist. Wie ist Ihre persönliche Empfindung? Kommen seit Wegfall der Praxisgebühr vermehrt Patienten in Ihre Praxis? Hatte diese Gebühr also überhaupt einen Einfluss auf das Patientenverhalten?
Es ist eine der berühmtesten Simpsons-Folgen. Sie hat sogar einen Emmy bekommen und eine eigene Seite auf Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Der_ber%C3%BCchtigte_Kleinhirn-Malstift
Bei Homer wird ein Malstift im Kleinhirn entdeckt, den er sich im Kindesalter in die Nase gedrückt haben muss. Nach der Entfernung wird er hochintelligent und nähert sich seiner Tochter Lisa an. Aus gesellschaftlicher Verzweiflung lässt er sich den Stift am Ende wieder ins Gehirn rammen. Es existieren verblüffende Parallelen zu einem real existierenden Fall aus Aachen. Der Patient konsultiert einen Arzt, weil er auf dem rechten Auge schlecht sehen konnte, Kopfschmerzen und permanenten Schnupfen hatte. Außerdem sah er seit einem Jahr zunehmend doppelt.
Erst nach einem CT konnte die unglaubliche Diagnose gestellt werden: der Patient hatte einen 10 cm langen Bleistift im Kopf stecken. Der Schatten reichte von der vorderen Kieferhöhle bis in den hinteren Rachenraum. Erst nach längerem Grübeln erinnerte sich der Patient an einen Unfall in der Schulzeit, bei dem der Stift "aus Versehen" durch seine Nase eingedrungen sein müsse. Es ist ein Rätsel wie solch ein großer Fremdkörper unbemerkt durch die Nasenhöhle eintreten kann.
Wertes Kollegium, sind Ihnen bereits ähnliche Fälle untergekommen?
Eine angehende Mutter befragte mich zu meiner Meinung bezüglich des Einlagerns von Nabelschnurblut. Wie sinnvoll ist das Einfrieren aus kollegialer Sicht? Und welcher Anbieter bietet hier das beste Preis-Leistungsverhältnis an?
Liebe Kollegen, ich habe vor kurzem meine Assistenz angetreten und muss mich nun perspektivisch zwischen der Zugehörigkeit zur GKV oder PKV entscheiden. Gerade die aktuellen Debatten um die Zukunft des Krankenversicherungssystems machen die Entscheidung nicht einfacher... Die Frage ist, wie versichert man sich als junge Ärztin mit Kinderwunsch am besten? Ich habe mich mit beiden Versicherungsarten nun eingehend auseinandergesetzt und jeweils Vor- und Nachteile herausgefiltert. Daher würde ich mich freuen, wenn Sie mir Ihre Erfahrungen mitteilen und Hinweise geben könnten, die ich in mein derzeitiges Wissen einbeziehen kann. Ich bedanke mich vielmals!
Wissenschaftler der University of Melbourne in Carlton sichteten Krankenversicherungsdaten von rund elf Millionen Patienten. Von 680.211 Patienten wurde im Zeitraum von 20 Jahren ein CT-Bild angefertigt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Patienten 19 Jahre alt oder jünger. Nach einer durschnittlichen Fallow-up Zeit traten insgesamt 60.674 Malignome auf-3150 davon allein in der CT-Gruppe.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass das Risiko an Krebs zu erkranken mit dem Alter bei der CT korreliert. So lag das Risiko bei Ein- bis Vierjährigen bei 35% und reduzierte sich auf etwa 24 % bei den über 15-Jährigen.
Laut den Forschern sei es deshalb besonders wichtig eine CT nur bei klarer Indikation durchzuführen und mit der minimal notwendigen Strahlendosis zu arbeiten.
Was denken Sie? Finden Sie den Umgang mit CT-Untersuchungen bei Kindern zu leichtfertig?
LINK: http://www.bmj.com/content/346/bmj.f2360
Psychotharapien via Internet- ihre Wirksamkeit wurde bereits in früheren Studien bestätigt. Nun haben das Thema auch Wissenschaftler der Uni Zürich und Leipzig unter die Lupe genommen.
Dazu wurden 62 Probanden mit leichten, mittleren und schweren Depressionen acht Wochen lang nach den Richtlinien der kognitiven Therapie* behandelt - die eine Gruppe online und die andere auf der Couch. Die Onlinegruppe kommunizierte per Chat mit dem Therapeuten, während die andere Gruppe den Therapeuten leibhaftig vor sich hatte.
Die Wissenschaftler konnten beobachten, dass sich die Depressionswerte, mit Beck Depression Inventory-II (BDI-II) gemessen, in beiden Gruppen deutlich besserten. Drei Monate nach der Therapie war bei 53% der Internetprobanden keine Depression mehr zu diagnostizieren, während bei der Sprechzimmergruppe lediglich 42% symptomfrei waren.
Was ist Ihre Meinung zu dem völlig anonymisierten Online-Therapie-Konzept? Profiteren Patienten davon? Oder sind Sie der Ansicht, dass Betroffenen eine Vertrauensperson "aus Fleisch und Blut" schätzen?
*http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0165032713005120
Eine Arbeitsgruppe der Universität Oxford entdeckte vor Kurzem ein Gen, dessen Beeinflussung uns zukünftig vor unangenehmen Jetlags bewahren könnte.
Das Produkt des sogenannten SIK1-Gens wirke wie eine Bremse im Gehirn, welche die Umstellung auf neue Lichtverhältnisse behindere. SIK1 gehört zu den Proteinen, die beim Wechsel von Dunkel auf Hell vermehrt im Nucleus suprachiasmaticus (NSC) gebildet werden. Der NSC ist ein Kerngebiet im Hypothalamus und die oberste Steuereinheit der Inneren Uhr. Bei einem Zeitzonenwechsel dauert es mehrere Tage, bis der Tag-Nacht-Rhythmus neu angepasst ist. Mäuse, denen das o.g. Gen fehlte (Knock-Out), passten ihre zirkadiane Rhythmik sofort an die neuen Lichtverhältnisse an. Inhibitoren der SIK1-Aktivität wären tendenziell vorstellbar.
Jedoch stellt sich die Frage: Ist das nötig? Sind Jetlags so untragbar, dass man Medikamente für die sofortige "Wiedereinsetzbarkeit" entwickeln muss? Vielleicht ist es ja auch ein guter Effekt, wenn man beim Ankommen in einem anderen Land zunächst ein wenig Ruhe braucht.
Wertes Kollegium,
in der neuen Impfempfehlung der STIKO ist nun auch die Impfung gegen Rotaviren zu finden. Es gibt derzeit zwei orale in Deutschland zugelassenen Impfstoffe: Rotarix und RotaTeq.
Ich habe ein paar allgemeine Fragen zum Impfstoff:
Wie lange hält der Impfschutz an? Gibt es qualitative Unterschiede zwischen den beiden Impfstoffen? Wäre es theoretisch möglich, auch erwachsene Patienten zu immunisieren, oder ist dann die Gefahr von Darminvaginationen zu hoch? (Gibt es hier Studiendaten?)
Leider müssen die Eltern diese Impfung ja derzeit noch selbst bezahlen. Ist denn eine Übernahme der Kosten durch die Krankenkassen in Aussicht? Wie führen Sie eine Impfberatung durch? Empfehlen Sie den Eltern grundlegend auch das was die STIKO empfiehlt?
Einer meiner Patienten fragte mich kürzlich nach den Möglichkeiten einer Refertilisation. Ich empfahl ihm eine nahegelegene Spezialklinik, die er allerdings bereits kontaktiert hatte- er fragt lediglich aus Interesse nach meinen Erfahrungen, mit denen ich leider weder aus erster noch zweiter Hand dienen konnte. Mein theoretischer Wissensstand reicht nur soweit, dass ich die Eingriffe der Vasovasostomie und Tubulovasostomie als Methoden benennen kann, wobei der zweite sehr spezifisch, hochriskant und weniger erfolgsversprechend ist. Gibt es Kollegen hier, die sich in diesem Gebiet auskennen und Empfehlungen haben? Wie lange sollte die Sterilisation maximal her sein und bis zu welchem Alter empfinden Sie einen operativen Eingriff für vertretbar?
Vogelstudien der Universität Göteborg in Schweden deuten darauf hin, dass Gänsepaare, welche später und weniger Nachwuchs bekommen, länger leben. Der entscheidende Faktor seien Telomere. Dies bestätige die theoretischen Vorstellungen über den Zusammenhang zwischen Reproduktion und Lebenserwartung.
Teleomere sind schützende Kappen an den Enden von Chromosomen. Ihre Länge beeinflusst unter anderem wie lange in Individuum lebt. Telomere verkürzen sich mit jeder Zellteilung, solange bis sie die Chromosomen nicht mehr schützen können, und die Zelle stirbt. Die Länge der Telomere unterscheidet sich jedoch signifikant bei Individuen desselben Alters. Dies hängt einerseits damit zusammen, dass die ursprüngliche Länge von den Eltern vererbt wird, und andererseits mit dem Stresslevel, welchem das Individuum ausgesetzt ist.
Die Forscher studierten beide Geschlechter von Gänsen und kamen außerdem zum überraschenden, dass die Telomerlänge von weiblichen und männlichen Gänsen unterschiedlich ist, wobei männliche Gänse durchschnittlich längere Telomere aufwiesen. Während bei Menschen das weibliche Geschlecht zwei gleiche Chromosomen hat, nämlich XX, und Männchen XY, haben bei Vögeln die Weibchen zwei verschiedene Geschlechtschromosomen. Bei den Menschen verkürzen sich also die Telomere der Männer schneller als die der Frauen, was die durchschnittlich längere Lebenserwartung der Frauen erklären würde.
Da die Ausgangstelomerlänge vererbt wird, könnte diese Entdeckung aber auch bedeuten, dass Paare, die sich erst im höheren Alter fortpflanzen, ihrem Nachwuchs bereits eher kurze Telomere vererben. Dies würde eine kürzere Lebenspanne für Kinder von älteren Paaren vermuten lassen.
Ob Menschenpaare, welche erst später Nachkommen haben, auch länger leben, muss noch erforscht werden. Dass Kinder Stress bedeuten, ist keine Frage, doch bringen sie auch Freuden und andere Vorteile mit sich, welchen kinderlosen Paaren oder älteren Eltern vorbehalten bleiben, was vielleicht bei Gänsen nicht der Fall ist.
Forscher der National Institutes of Health (NIH) und der Ernest Gallo Clinic (UCSF) stimulierten mit Laser einen Teil der limbischen Region im präfrontalen Kortex von Ratten und konnten damit süchtige Ratten heilen und nicht-süchtige in Kokain abhängige Ratten verwandeln.
Elektrophysiologische Studien zeigten eine niedrige Aktivität im präfrontalen Kortex, sowohl bei Kokain-abhängigen Ratten als auch bei Menschen. Um die Nervenzellen im präfrontalen Kortex ein- und auszuschalten, nutzen die Forscher die Optogenetik, eine Technik bei der Licht-sensitive Proteine mit Namen Rhodopsine in die Neurone der Ratten eingeführt wurden und dadurch die Nervenzellen aus- und eingeschalten werden konnten.
Eine eventuell mögliche Therapie bei Menschen würde nicht auf Laser basieren, sondern wahrscheinlich auf elektromagnetischer Stimulation am nicht eröffneten Schädel , der sogenannten transkraniellen magnetischen Stimulation (TMS), welche derzeit bei der Behandlung von Depressionen Anwendung findet. Klinische Studien zur Anwendung der TMS bei Kokain-abhängigen Menschen sind derzeit in Planung.
Können Sie solche Neuigkeiten aus der Forschung noch begeistern oder überschlagen sich mittlerweile die vielen positiven Forschungsergebnisse, welche im Gegensatz zur langsamen Entwicklung, Einsetzung bzw. Markteinführung stehen? Bleibt eher Ernüchterung oder lassen Sie sich noch beeindrucken und versuchen, neue Forschungsergebnisse in Ihren Berufsalltag einfließen zu lassen?
Vor zwei Jahren trug sich in einem Krankenhaus in Bielefeld ein schwerwiegender Fehler zu: Ein Student im praktischen Jahr verabreichte einem Säugling das für die orale Gabe vorgesehene Antibiotikum Cotrimoxazol in einen zentral-venösen Zugang. Der Student gibt an, er habe die unbeschriftete Spritze mit den Worten "Hier ist das Medikament" von einer Schwester erhalten. Er ging davon aus, es handele sich um Refobacin. Die Schwester hingegen behauptet, sie hätte die Spritze mit den Worten "Hier ist das orale Antibiotikum" übergeben. Der Säugling starb. Es steht Wort gegen Wort.
Die Staatsanwaltschaft schließt einen Organisationsfehler aus. Laut Chefarzt der Klinik seien die Combi-Stopper der für orale bzw. intravenöse Gabe vorgesehenen Spritzen durch Farbunterschiede deutlich gekennzeichnet. Doch dieser angebliche Standard war nicht jedem bekannt.
Liebe Kollegen, wer trägt hier die Schuld? Welche Maßnahmen sollten ergriffen werden, um solche Vorfälle in Zukunft zu verhindern?
Der Vorschlag der Grünen über einen fleischfreien Kantinentag pro Woche stößt vielerorts auf regen Widerstand. Der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Franz-Josef Möllenberg spricht von "Bevormundung". Der Präsident des Verbandes der Familienunternehmer, Lutz Goebel, besteht darauf, dass "seine Mitarbeiter selbst entscheiden sollen, was sie essen". So viel Diskussion um einen einzigen Tag in der Woche, bzw. um ein einziges Mittagessen, an dem auch mal etwas anderes Fleisch gegessen werden soll. Ist es denn wirklich ein so gravierender Eingriff in meine Selbstbestimmung, wenn ich ein fleischloses Mittagessen verzehre? Gesund wärs ja allemal- aber wen interessiert das schon? :)
Dass auch Ärztinnen und Ärzte bei der Behandlung von Patienten Fehler machen, ist nichts Neues. Die Nachricht des Präsidenten der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz, Prof. Dr. med. Frieder Hessenauer ist es aber: Kaum ein anderer Beruf habe eine so hohe Bereitschaft, offen mit seinen Fehlern umzugehen und aus diesen Fehlern zu lernen.
Ärztinnen und Ärzte setzten beim Fehlermanagement mit ihrer Offenheit vorbildliche Signale: Sie haben ein großes Interesse daran, Fehler künftig zu vermeiden und Patientensicherheit weiter auf sehr hohem Niveau zu gewährleisten.
Patienten in Rheinland-Pfalz, die vermuten, dass ein ärztlicher Behandlungsfehler vorliegt, können sich kostenfrei an die Schlichtungsstelle der Landesärztekammer in Mainz wenden. Seit fast 35 Jahren erhalten sie dort ärztlichen Sachverstand und objektive Gutachten, um ihrem Verdacht auf den Grund zu gehen.
Zur Bilanz 2012: 441 Patienten haben den Schlichtungsausschuss angerufen. 397 Verfahren wurden bearbeitet. 266 Sachentscheidungen wurden getroffen. Bei 68 Entscheidungen bejahte der Schlichtungsausschuss einen Behandlungsfehler. Damit wurde im Vorjahr jeder vierte Sachentscheid zugunsten der Patienten entschieden, so, wie auch im Jahr 2011 - und es wurde kein Anstieg ärztlicher Behandlungsfehler verzeichnet.
"Jeder Arztfehler ist tragisch, aber wenn man die Zahl der Behandlungsfehler ins Verhältnis zu der Anzahl der tatsächlichen Behandlungsfälle stellt, dann liegt der Fehlerquotient bei ärztlichen Behandlungen nur im Promillebereich", mahnt Prof. Hessenauer zu einem sorgsamen medialen Umgang mit den Erkenntnissen. "In etwa 90 Prozent der Fälle werden die Entscheidungen der Schlichtungsstelle von beiden Parteien akzeptiert und die Streitigkeiten beigelegt. Und wird nach der Begutachtung doch noch der Rechtsweg beschritten, dann werden die Gutachten überwiegend bestätigt. All dies spricht für die neutrale und faire Arbeit im Schlichtungsausschuss."
Fehlerhäufigkeiten zu erkennen und Fehlerursachen auszuwerten, bringt wichtige Erkenntnisse für Fortbildung und Qualitätssicherung: "Der ehrliche Umgang mit Fehlern und unsere Bereitschaft daraus zu lernen, bietet große Präventionschancen", erklärt der Kammerpräsident. "Hohe Qualität und Sicherheit lassen sich längerfristig nur erhalten, wenn jeder konsequent versucht, aus vermeidbaren Fehlern und vor allem aus Beinahe-Fehlern zu lernen", betont Prof. Dr. Frieder Hessenauer. Dazu gehöre auch, dass Fehler und Beinahe-Fehler nicht verschwiegen werden, sondern dass darüber gesprochen wird. Nur dies helfe, Schwachstellen aufzudecken und wirksame Strategien zur Fehlerprävention aufzubauen.
Leider ist dieser offene Umgang mit Fehlern in den meisten Krankenhäusern de facto tabu. Die Gründe darin sind vielseitig: Angst, eigene Schwächen einzugestehen, v.a. vor Kollegen; Angst davor, dass Patienten Anklage erheben könnten; hierarchische Arbeitsbedingungen, die Ärzte zu Einzelentscheidungen anstatt Teamentscheidungen drängen, und last but not least pure Arroganz und Selbstüberschätzung.
Liebe Kollegen, wie gehen Sie mit Ihren Schwächen und gemachten Fehlern um? Belesen Sie sich rechtzeitig und/oder fragen Sie Kollegen, sofern Sie sich in einer Sache unsicher sind? Wie beugen Sie Behandlungsfehler vor?
Tumoroperationen sind häufig langwierige Prozeduren. Es ist nicht selten, dass die OP unterbrochen werden muss, um Gewebeproben zunächst vom Pathologen untersuchen zu lassen. Dies könnte in Zukunft nicht mehr nötig sein, denn in einem neu entwickelten "intelligenten Skalpell" ist der Pathologe quasi schon integriert. Es handelt sich im Prinzip um einen Elektrokauter, also einem Stift mit einer Drahtschlinge, die durch Strom stark erhitzt werden kann. Das dadurch verödete Gewebe erzeugt eine Dampfwolke, die mittels eines Schlauches an ein Massenspektrometer weiter geleitet wird. Mittels der neuartigen MS-Methodik "REIMS" (Rapid evaporative ionization mass spectrometry) werden innerhalb weniger Sekunden die im Dampf enthaltenen Partikel analysiert und mit einer Datenbank abgeglichen. So kann dann zwischen gesundem und krankem (cancerogenen) Gewebe unterschieden werden. Momentan wird das iKnife an Londoner Kliniken erprobt und zwar bislang mit einer 100-prozentigen Trefferquote. Was meinen Sie wertes Kollegium, wird das iKnife das Skalpell der Zukunft?
Man kann recht schwer an den Plakaten und Werbebannern (die offiziell keine sind) vorbeischauen. Auf dem Weg zur Arbeit bin ich in der S-Bahn das erste Mal darauf aufmerksam geworden. Ein Mann gewährt einer etwas betreten schauenden Frau Einblick in seine etwas zu groß geratene Unterhose. Interessant sind vor allem die Reaktionen der Mitfahrenden. Da werden hier und da mal eine, ab und an sogar beide Augenbrauen nach oben gezogen. Viele wenden sich nach einem kurzen Schmunzeln relativ schnell ab und vertiefen sich schnell wieder in ihre Lektüre.
Verwiesen wird auf die Website späterkommen.de. Dieser bin ich nun aus Neugierde gefolgt. Nach längerem Suchen habe ich gut versteckt im Impressum den Namen des Sponsors ausfindig machen können: Berlin Chemie. Rein zufällig natürlich der einzige Hersteller (in Deutschland) für einen Wirkstoff gegen Ejaculatio praecox. Ein verschreibungspflichtiges Medikament (Priligy , Wirkstoff: Dapoxetin ) wird hier also umworben. Nanu, war das nicht eigentlich in Deutschland verboten? Berlin Chemie spricht deswegen auch gerne von einer "Aufklärungskampagne"...
Ist eine solche Kampagne also Ihrer Meinung nach dennoch vertretbar und sinnvoll? Und gerade an die UrologInnen-Kollegen gerichtet: Ist der Ansturm aufgrund EP seit Plakatierung gestiegen?
Forscher vom INSERM und der Universität Bordeaux (Frankreich) berichteten auf der Euroanaesthesia, dem jährlichen Kongress der Europäischen Gesellschaft für Anästhesiologie, dass ältere Patienten nach einer Vollnarkose ein 35% höheres Risiko haben, eine Demenz zu entwickeln.
Das Team um Dr. Francois Sztark erklärte, dass postoperative kognitive Dysfunktionen, auch postoperatives Delir genannt, in Zusammenhang mit Demenz auch mehrere Jahre nach dem Eingriff stehen kann.
Laut mehreren Studien können verschiedene Narkotika eine Entzündung der Nervenzellen hervorrufen, was zu postoperativem Delir, oder auch Vorläufern von Alzheimer, wie neurofibrilläre Tangles und ß-Amyloid Plaques führen kann. Dr. Sztark schloss in seine Studie 9.294 über 65-jährige randomisierte Patienten ein, welche am Anfang der Studie und nach 2, 4, 7 und 10 Jahren befragt und systematischen kognitiven Tests unterzogen wurden. Die Daten wurden von möglichen Störfaktoren wie Komorbiditäten und sozioökonomischem Status bereinigt.
Doch Narkosen haben nicht nur einen Effekt auf das Gehirn von Älteren, sondern auch von Kindern. Wissenschaftler der Mayo Clinic berichteten im Februar 2013 über das erhöhte Risiko von Kindern, welche häufig einer Vollnarkose ausgesetzt waren, eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) zu entwickeln.
Es wird daher vermutlich und hoffentlich in Zukunft ein größeres Thema werden, wann immer möglich Patienten, egal welchen Alters mit mehr Engagement die Angst vor Teilnarkosen zu nehmen und diese für den Patienten angenehmer zu gestalten, beispielsweise mit Kopfhörern, aus denen die Lieblingsmusik tönt, anstatt sich damit zu begnügen, den Patienten einfach "außer Gefecht" zu setzen, was meist angenehmer für beide, Chirurgen und Anästhesisten ist.
Natürlich muss auch abgewogen werden, welche Narkoseform einen größeren Stressfaktor für den Patienten darstellt. Es geht nicht darum, Patienten zu überreden, sondern möglichst umfassend aufzuklären und eben auch zu beraten.
Welche Erfahrung haben Sie diesbezüglich gemacht? Sind Sie der Meinung, dass Bequemlichkeit, Unterbesetzung (Teilnarkosen bedürfen meist einer größeren Vorlaufzeit und Expertise als Vollnarkosen) und eventuell sogar Unwissen oder "es-dem-Chirurgen-Recht-machen-wollen" der Anästhesisten oftmals eine größere Rolle als die zukünftige Gesundheit der Patienten spielen?
In Rotterdamm hat das Team um de Ridder Daten der Studie PRACTISE (Promoting Acute Thrombolysis for Ischaemic Stroke) zu über 5500 Schlaganfallpatienten aus zwölf niederländischen Kliniken ausgewertet, wobei die Hälfte der Patienten Frauen waren.
Sie stellten fest, dass rund 14% der Männer und lediglich 11% der Frauen einer Lysetherapie mit rt-PA unterzogen wurden. Die Ursache dafür liegt in der verspäteten Klinikeinweisung weiblicher Patienten. Diese trafen nämlich durchschnittlich 27 Minuten später als die männlichen Patienten ein.
Ein möglicher Grund dafür wäre das fortgeschrittene Alter der Frauen, die einen Schlaganfall erleiden. So liegt das durchschnittliche Alter der Frauen bei 74, das der Männer bei 70 Jahren bei Klinikeinweisung. Frauen in diesem Alter sind nicht selten verwitwet und wohnen alleine - es gibt niemanden, der schnell einen Arzt rufen kann. Sicherlich ist das Alter hierbei nicht der einzige Grund für das beschriebene Verhalten.
Könnte Möglicherweise nicht auch eine andere Symptomausprägung oder Symptomwahrnehmung bei Frauen ebenfalls ursächlich sein? Wie wichtig ist der Gender-Aspekt in der Medizin? Spielt er in der medizinischen Ausbildung bzw. im medizinischen Alltag überhaupt eine Rolle? Fallen Ihnen Beispiele und Situationen aus Ihrer Arbeit ein?