In Anlehnung an die aktuelle Problematik der stetig zunehmenden Fälle von psychologischen Erkrankungen, die schon in diversen esanum-Beiträgen angesprochen wurde, soll hier die im "Focus" veröffentlichte Idee von Psychologie- Professor Hans- Ulrich Wittchen zur Diskussion gestellt werden. Er kritisierte die "Selbstbezogenheit" von Psychotherapeuten in Deutschland und schlug vor, jedem Psychotherapeuten eine gewisse Anzahl von Hausärzten zuzuordnen. Die Stellungnahme des Verbandes Psychologischer Psychotherapeuten (VPP) ließ nicht lange auf sich warten und fiel erwartungsgemäß kritisch aus:
http://www.vpp.org/meldungen/12/120622_erkrankungen.html
Was halten Sie von diesem Vorschlag? Der VPP merkte an, dass eine solche Zuordnung das Recht der Patienten auf freie Arztwahl verweigere und zudem die in der Psychotherapie so wichtige Bindung zwischen Patient und Therapeut untergrabe. Rechtlich gesehen ist eine strikte Bindung, die vom Patienten befolgt werden muss ohnehin nicht möglich. Doch könnte eine solche Eingrenzung die Wahl des Patienten nicht auch erleichtern? Basierend auf einer guten Beziehung zum Patienten und der Zusammenarbeit mit ausgewählten Psychologen kann der Hausarzt womöglich am besten einschätzen, welcher Therapeut zum jeweiligen Fall passt. Die Entscheidung läge letztendlich natürlich beim Patienten; viele finden ihren Therapeuten durch Mundpropaganda und Empfehlungen im Bekanntenkreis, doch nicht jeder wird auf diesem Weg fündig.
Eine Kooperation zwischen Hausarzt und Psychologe verspräche also einige Vorteile zugunsten eines Therapieerfolges, außerdem auch auf bürokratischer/ rechtlicher Ebene ( Ausstellung von Rezepten etc.). Arbeiten Sie mit den Kollegen der Psychotherapie bereits zusammen oder halten Sie die Einführung einer Regelung für angebracht?
Der aktuelle Honorarstreit gibt vielen Personen scheinbar Denkanstöße für die Umstrukturierung des Gesundheitssystems. Wie in einem Interview auf Spiegel-Online zu lesen ist
( http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/aerztestreik-gesundheitsweise-schlagen-alternatives-system-vor-a-856818.html ), plädiert der Sachverständigenrat für Gesundheit des Bundestages langfristig dafür, das Gesundheitssystem umzustrukturieren. Ziel soll es sein, dass das ärztliche Handeln nicht mehr nach Patientenkontakt und Untersuchungsanzahl entgolten wird, sondern die Gesundhaltung der Patienten als Leistung im Vordergrund steht. Konkreter schlägt Ferdinand Gerlarch (Interviewpartner und Vertreter des Sachverständigenrates) vor, regionale Versorgungstrukturen zwischen Praxen, Kliniken und anderen Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen zu erschaffen, sog. integrierte Versorgungskonzepte. Denen soll dann ein Budget zur Verfügung gestellt werden, welches zur bestmöglichen gesundheitlichen Betreuung der Patienten genutzt werden soll. Dies käme laut Gerlach vor allem auch jungen Ärzten entgegen, da diese sich vermehrt flexibles Arbeiten in Teams wünschen - anstelle der Einzelunternehmung in der Niederlassung mit eigener Praxis. Integrierte Versorgungskonzepte sind keine neue Idee des Sachverständigenrates; das absolute Drängen auf einen Weg hin zu einer "gesundheitlichen Vergütung" in dem Maße schon. Darüber hinaus ist allen vermutlich klar, dass das Gesundheitssystem in seiner aktuellen Struktur vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung in Deutschland keine rosige Zukunft bevorsteht – aber sind die vorgeschlagenen Wege die richtigen?
Sind Sie in Bereichen der integrierten Versorgung tätig? Was halten Sie von dem Vorschlag zukünftig Ärzte nach "Gesundhaltung" zu entlohnen? Wie sind Ihre Erfahrungen und Meinungen zu alternativen Vergütungskonzepten?
Die bariatrische Chirurgie, sprich chirurgische Maßnahmen bei adipösen Patienten zur Gewichtsreduktion (allen voran Magenbypass und Magenband) sind weltweit auf dem Vormarsch. Wie das Ärzteblatt berichtet hat eine neu publizierte Studie knapp 500 Patienten randomisiert und die Effekte der Magen-Bypass-OP mittels Roux-Y-Anastomose untersucht (Abstract: http://jama.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=1360861 ). Die Ergebnisse zeigten (grob zusammengefasst), dass auch langfristig eine effektive Gewichtsreduktion möglich ist, sowie Folgeerkrankungen wie art. Hypertonie, Diabetes mellitus, Hypercholesterinämie signifikant weniger auftreten als in der Kontrollgruppe mit konservativen gewichtsreduzierenden Maßnahmen. Dem gegenüber stehen nebst der größeren Anzahl an Chirurgie-bedingten Klinikaufenthalten eine interessanterweise höhere Rate an Suiziden sowie unklaren Todesfällen in der Gruppe der operierten Patienten. In Fragebögen schnitt bei insgesamt besserer Lebensqualität nach OP die mentale Komponente deutlich schlechter ab gegenüber der Kontrollgruppe (vgl. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/51723 ). Es stellt sich hier die Frage, was die Gründe für die offensichtlich psychischen Komplikationen sind und wie man dem entgegen wirken kann.
Zusätzlich hat zu dem Thema die Deutsche Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin eine Stellungnahme der Expertengruppe der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter veröffentlicht ( http://www.aga.adipositas-gesellschaft.de/index.php?id=368&tx;_ttnews[tt_news]=5&cHash;=f77f7b822ee5da2a67fbb909d790596d ). Demzufolge sind die kürzlich in Fachzeitschriften als risikoarme und sichere Methode zur Gewichtsreduktion dargestellte bariatrische Chirurgie bei Kindern und Jugendlichen mit Vorsicht zu genießen und mitnichten risikoarm. Die Gesellschaft weist ausdrücklich auf die Nebenwirkungen und Risiken des operativen Eingriffs hin und warnt vor zu schneller und großzügiger Indikationsstellung.
Alles in allem scheint die bariatrische Chirurgie eine sichere Methode zur Gewichtsreduktion zu sein; auch nachhaltig und langfristig. Folgeerkrankungen können verhindert oder minimiert werden. Allerdings stehen dem Risiken und Nebenwirkungen und nicht zuletzt psychische Folgen gegenüber, welche es bei der Indikationsstellung zu beachten gilt.
Wie sind Ihre Erfahrungen bzgl. der Indikationsstellung zu bariatrischer Chirurgie? Können Sie aus dem pädiatrischen oder erwachsenen Bereich derartige Komplikationen berichten? Worin sehen Sie diese Probleme begründet?
Liebe Kollegen,
ich habe vor einigen Monaten eine hausärztliche Praxis in einer mittleren Großstadt übernommen und jetzt nach einer gewissen Einarbeitungszeit mein Patientenkollektiv kennengelernt. Wie sicher viele von Ihnen auch, betreue ich eine nicht zu vernachlässigende Zahl älterer Patienten (>75J.).
Nun ist mir nach den ersten Monaten eine für mich persönlich besorgniserregende Anzahl untergewichtiger Patienten aufgefallen. Neben den medizinisch konkreten Problemen besorgt mich das natürlich sehr. Ich habe als junger Kollege noch nicht besonders viel Erfahrung auf speziell diesem Gebiet und wäre für Ihre Ratschläge sehr dankbar. Mich interessiert, was man diesen Patienten mit auf den Weg geben kann, um eine Mangelernährung zu beheben bzw. dieser vorzubeugen (es ist bislang in keinem Fall für eine Klinikeinweisung ausreichend gewesen, ich möchte dies nun aber möglichst verhindern)? Natürlich kläre ich die Patienten bereits viel auf, aber das alleine ist wohl nicht des Rätsels Lösung – vor allem Tipps für den täglichen Alltag würden mich interessieren.
Vielen Dank bereits im Voraus!
Sehr geehrte Kollegen,
wie derzeit der internationalen Presse zu entnehmen ist, hat in Schweden ein 10-köpfiges Chirurgenteam zwei Frauen die Uteri ihrer Mütter transplantiert. Als Grund sind in einem Fall eine Uterusaplasie bzw. ein Z.n. Hysterektomie angegeben. Ziel des Verfahrens soll sein mittels Hormontherapie eine gebärfähige Uterusschleimhaut aufbauen zu können und dort dann mittels IVF befruchtete Eizellen zu implantieren.
Mich hat diese Meldung dazu angeregt hier einmal in die Runde zu fragen, wie Ihre Meinungen zum Thema Schwangerschaftsinduktion und deren Grenzen sind. Es ist ja nun so, dass mittlerweile massenhaft Frauen mittels IVF bzw. ICSI zu einer Schwangerschaft verholfen wird – diese Methode also etabliert ist. Nun ist ein weiterer und noch invasiverer Schritt getan worden, Menschen, die per se keine Schwangerschaft austragen können, zu einer solchen zu verhelfen. Ich frage mich, ob es nicht gewissermaßen konstitutionell bzw. partnerschaftsbedingte Ursachen gibt, die eine Frau nicht schwanger werden lassen und ob es nicht hinsichtlich Risiko einer Behinderung etc. auch sinnvoll sein kann, dies dabei zu belassen?
Mein Eindruck wird durch einige Fälle in meinem persönlichen Umfeld subjektiv beeinflusst, in denen es nach invasiven Befruchtungsversuchen zu Fehlbildungen und Schwangerschaftsabbrüchen kam.
Liebe Kollegen,
wie dem aktuellen Bericht der Bundesregierung zu Drogen und Sucht zu entnehmen ist, gehen die Zahlen an somatischen Drogen wie Alkohol, Nikotin erfreulicherweise zurück.
Auf dem Vormarsch seien allerdings andere suchterzeugende Komponente, allen voran das Internet. Die Folgen sind hierbei zunächst nicht somatischen Charakters; psychosoziale Probleme stünden hier im Vordergrund (vgl. http://www.drogenbeauftragte.de/fileadmin/dateien-dba/Presse/Downloads/12-05-22_DrogensuchtBericht_2012.pdf .
Der vergangene Kongress für Suchtmedizin sowie die Fachzeitschrift Pädiatrie hautnah widmeten sich nun ebenfalls diesem Thema (pädiatrie hautnah 2012; 24 (4): 280-281.).
Problematisch sei für Eltern und Ärzte vor allem die Diagnosestellung und Grenzziehung einer unverhältnismäßigen und pathologisch zu wertenden Internetnutzung. Die Folgen ergeben sich einerseits durch die Zeit, die vor dem Computer verbracht wird, sowie durch die psychosozialen Auswirkungen. Ein besonders gefährdeter Personenkreis seien hierbei Kinder und Jugendliche mit bereits vorhandenen psychiatrischen Erkrankungen.
Besonders prekär sei die Situation hinsichtlich pornographischer Inhalte im Internet; diese hätten einen besonderen suchterzeugenden Charakter.
Wie sind Ihre Erfahrungen im klinischen Alltag? Spielt das Problem Internetsucht eine Rolle? Sind Sie z.B. im Umfeld der Klinik, welche die Nutzung des Internets in der Regel weitgehend minimiert oder verhindert, mit derartigen Problemen konfrontiert gewesen?
Die Globalisierung hält Einzug in die Medizin. Das tut sie zwar schon seit langem, jedoch nun nicht nur auf dem Markt der Medizinprodukte, der Gastärzte aufgrund des Hausärztemangels (siehe auch:
http://www.esanum.de/beitrag/spanische-rzte-bernehmen-s-chsische-praxen/8127 ) oder der Pharmaka, sondern vor allem im sprachlichen Bereich.
Fachartikel werden in aller Regel in englischer Sprache verfasst. Meist ist der einzelne Mediziner im Alltag aber sowieso nicht in der Lage jeweilige Paper zu lesen und inhaltlich sowie methodisch zu erfassen und zu bewerten. So wird hier vorwiegend auf deutsche Fachzeitschriften zurückgegriffen, die wichtige Artikel aufarbeiten und verständlich in deutscher Sprache präsentieren. Was allerdings in letzter Zeit häufiger anzutreffen ist, sind Fortbildungen, Präsentationen, Vorlesungen etc., welche ausschließlich mit englischsprachigen Dias und Folien ausgestattet sind und teilweise sogar in englischer Sprache gehalten werden. Ist es aber nicht für die Qualität der Versorgung unzuträglich, dass Kollegen gezwungen sind in Fortbildungen englischsprachige Dias zu interpretieren? Nicht jeder Kollege ist der englischen Sprache so mächtig wie die aktuell nachwachsende Generation. Und dass gerade fachlich wichtiges und inhaltlich anspruchsvolles Material in der Muttersprache am besten verstanden wird, ist allgemein bekannt. So sind von diesem Problem auch jene jungen Kollegen betroffen, die sich seit der frühen Schulbildung mit der englischen Sprache in Kontakt befinden.
Wie sehen Sie diese Entwicklung? Wird die wissenschaftliche Sprache fortwährend ins Englische übergehen? Ist es zumutbar, in Fortbildungen die deutsche Sprache zugunsten der englischen zu ersetzen?
Liebe Kolleginnen und Kollegen, haben Sie Fragen oder auch Antworten zur Therapie der ambulant erworbenen Pneumonie. Wie, wann und warum sollte behandelt werden? Wie ausgeprägt ist die Makrolid- und Penicillinresistenz in Deutschland? Sind neue Antibiotika in Sicht? Wir, Dr. Kroker und Dr. Schmidt, freuen uns Sie hier begrüßen zu können und auf einen regen Austausch mit Ihnen!
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend entwickelt derzeit einen Gesetzesentwurf um eine sogenannte "vertrauliche Geburt" zu ermöglichen. Hintergrund ist ein rechtliches Dilemma, was dadurch entsteht, dass ein Kind das Recht besitzt, zu erfahren, wer seine Eltern sind. Diesem Anspruch werden die Abgabe des Kindes in einer Babyklappe oder eine anonyme Geburt, bei welcher die Frau keinerlei Daten in der Klinik angibt, nicht gerecht. Weiterhin machen sich Ärzte und Hebammen, die eine anonyme Geburt durchführen sogar strafbar. Der aktuelle Entwurf sieht vor, dass eine Frau pseudonymisiert entbinden darf, ihre Personendaten aber hinterlegen muss. Diese werden unter Verschluss gehalten, bis das Kind sein Recht auf Kenntnis der Eltern einfordert (dies kann frühestens ab dem 16. Lebensjahr geschehen).
Kritiker des aktuellen Entwurfes sehen ein Problem darin, dass diese Maßnahme Frauen nicht erreicht, die aus einer Not heraus sicher gehen wollen, dass keine Person, vor allem Ermittlungsbehörden, Kenntnis von ihrer Identität erhalten können.
Wie stehen Sie zum aktuellen Entwurf? Sind Sie bereits mit dem rechtlichen Problem konfrontiert gewesen? Sollte eine anonyme Geburt für alle Beteiligten legitimiert werden?
Zurzeit wird wieder einmal angeregt über die Einführung einer Frauenquote in den Gesundheitsberufen diskutiert. Bundesfamilienministerin Christina Schröder schlägt eine so genannte "Flexi-Quote" vor, welche es den jeweiligen Unternehmen selbst anheimstellt, eine Quote festzulegen. Der Deutsche Ärztinnenbund wettert gegen diesen Vorschlag und fordert eine feste Quote. Wie das Ärzteblatt berichtet, ist in Sachen Nachwuchs der Ärzteschaft der weibliche Teil mittlerweile bei 62% (Erstsemester im Humanmedizinstudium) angelangt. Unter den aktuell berufstätigen Kollegen seien es ungefähr 44% - in Leitungspositionen allerdings nur 26%.
Dass der ärztliche Beruf und die beinhaltenden Hierarchien und Strukturen mitunter recht patriarchalisch anmuten, lässt sich vor allen in Kliniken schnell feststellen. Vor allem chirurgischen Gefilden haben es Ärztinnen oft schwerer als ihre männlichen Kollegen. Gewisse hierarchische Strukturen haben ja durchaus ihre Berechtigung, da praktische Erfahrung und fachliche Expertise gegenüber einer Grundsatzdiskussion in kritischen Situationen oft angebrachter scheinen. Eine Diskriminierung der Ärztinnen im klinischen Alltag aber ist natürlich durch kein Argument zu rechtfertigen.
Ein oft angeführtes Kontraargument gegen eine Frauenquote ist die Frage, ob eine gesetzlich fest vorgeschriebene Quote nicht Arbeitgeber vor die Entscheidung stellt, schlechter qualifizierte Personen lediglich zur Erfüllung der Quote einstellen zu müssen. Weiterhin finden sich viele Kritiker, die behaupten durch die Unterschiede in Lebensläufen, v.a. durch geburtenbedingte Zwangspausen, sei es per se unrealistisch eine konstante Qualität der Versorgung sicherzustellen und nebenbei eine festgeschrieben Quote an weiblichem Personal zu erfüllen.
Was halten Sie von dem Vorschlag der Familienministerin? Wie stehen Sie zu den genannten Argumenten gegen eine Frauenquote? Haben Sie schon persönliche Erfahrungen im Bereich Diskriminierung als Ärztin gemacht? (Anm. d. Red.: Sie können Beiträge auch als Pseudonym einstellen, sollte das erforderlich sein)
Ich bin gerade frisch mit dem Medizinstudium fertig und mache nun eine Facharztausbildung in der Gynäkologie. Ich habe nun schon mehrfach mitbekommen, dass die Antibabypille als Anti-Akne-Mittel verschrieben wurde. Ich bin darüber etwas erschrocken, da die Pille durchaus ein Medikament mit einem langen Beipackzettel ist. Ich bin selbst auch kein Verfechter dieser Hormonpräparate, da ich selbst keine sonderlich guten Erfahrungen damit gemacht habe. Daher die grundlegende Frage: Ist es nicht verboten, die Pille an kleine Mädchen mit Akne zu verschreiben, da sie als solches gar nicht zugelassen ist?? Und wenn man als Arzt so handelt, hat man dann nicht wenigstens eine Aufklärungspflicht den Eltern gegenüber? Wie sieht hier die rechtliche Lage aus?
Viele wird es durch die Behandlung von Brandwunden ein Begriff sein: Wundabdeckungen, in welche Silber integriert ist. Die Silberionen sollen Entzündungen verhindern und die Heilung fördern. Es kommt nach neuesten Studienergebnissen auch tatsächlich zur Abtötung von Bakterien, allerdings auch zur Schädigung von Fibroblasten.
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/adem.201180016/abstract
Die therapeutische Breite der Präparate mit Silbernanopartikeln ist nach Abschätzung dieser Forschungsarbeit also extrem klein, ein praktischer Einsatz riskant. Demnach müssten Medizinprodukte, die mit Silber versetzt sind, bald von der Bildfläche verschwinden.
Liebe Kollegen, wie ist ihre Erfahrung mit diesen Präparaten? Ist Ihnen bereits eine zellschädigende Wirkung bei Ihren Patienten aufgefallen?
Schmerzmittel werden nicht nur häufig durch Eigendiagnose durch den Patienten eingenommen, sondern auch oft durch Ärzte verschrieben. Nebenwirkungen sind zahlreiche bekannt, aber das Nutzen-Risiko-Verhältnis ist oft vernachlässigbar bzw. durch geringes Selektionieren oder den Einsatz von Protonenpumpenhemmern oft begrenzbar.
Nun zeigten Forscher des Brigham and Women´s Hospital, dass die regelmäßige Einnahme von Ibuprofen oder Paracetamol das Risiko einer Hörstörung vor allem bei Frauen erhöhte. Die Frauenwendigkeit sei vor allem dadurch zu begründen, dass Frauen häufiger zur Selbstmedikation mit Schmerzmitteln greifen.
Eine solche Nebenwirkung konnte für Aspirin allerdings nicht gezeigt werden.
Die Arbeit wurde im September 2012 im American Journal of Epidemiology veröffentlicht. Es wurde die Beziehung zwischen der Einnahmefrequenz von Ibuprofen, Paracetamol und Aspirin auf die Entwicklung einer Hörstörung untersucht. 62.261 Frauen wurden rekrutiert und über 14 Jahre beobachtet. Frauen die Ibuprofen bis zu 5-mal pro Woche einnahmen hatten ein um 21% erhöhtes Risiko Hörstörungen zu entwickeln. Für Paracetamol sahen die Zahlen ähnlich aus.
Es wurde diskutiert, ob NSARD die Durchblutung der Cochlea reduzieren, was aber den Effekt von Paracetamol nicht erklären würde und die fehlende Nebenwirkung bei Aspirin. Die genaueren Hintergründe dieser Feststellung müssen sicherlich noch weiter beleuchtet werden.
Meine Frage an Sie wäre, ob Sie auch bei Ihren weiblichen Patientinnen häufigeres Auftreten von Hörstörungen feststellen konnten und ob Sie bei diesen einen Zusammenhang zu Schmerzmitteleinnahme sehen konnten. Haben Sie schon einmal von dieser Nebenwirkung oder einer ähnlichen Studie gehört?
Liebe Kollegen,
ich hatte kürzlich einen jungen 23-jährigen Patienten mit Schmerzen im Sprunggelenk. Die Schmerzen bestanden schon seit mehreren Monaten, aber er habe sie nie so ernst genommen, aber in letzter Zeit immer mehr sich dadurch eingeschränkt gefühlt. Vorerkrankungen bestehen bei dem Patienten nicht und Medikamente wurden auch nicht regelmäßig eingenommen. Er habe nur kurzzeitig auch ähnliche Schmerzen in der Großzehe gehabt.
Bei Untersuchung fiel eine leichte Schwellung und Überwärmung des Gelenks auf. Es bestnad kein Fieber. An den Unterschenkeln fielen keine Effloreszenzen auf, die auf ein Erythema nodosum hinweisen könnten und alle anderen Gelenke waren schmerzfrei. In der Familienanamnese fiel auf, dass der Vater eine Psoriasis habe, aber diese nur sehr leicht sei und keine Arthritis bestehe. Der Patient gab auch einen hohen Fleischkonsum an, konnte aber keinen zeitlichen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Fleisch und dem Auftreten dieser Schmerzen angeben.
Eine Ultraschalluntersuchung zeigte eine Flüssigkeitsansammlung im Bereich des Gelenks und eine vermehrte Durchblutung im Bereich der Achillessehne. Wir führten eine Blutuntersuchung durch. Dabei waren alle Werte im Normbereich, u.a. CrP, BSG und auch die Harnsäure-Werte.
Daraufhin wurde der Patient zur Rheumatologie überwiesen, um eine genauere Untersuchung der etwaigen Arthritis durchzuführen. Die Kollegen dort bestätigen den Erguss im Gelenk, konnten aber keine Rheumafaktoren oder ein positives HLA-B27 feststellen. Auch dort waren die Entzündungsparameter allesamt negativ.
Nun steht der Patient wieder bei mir und wir konnten keine Diagnose finden und er hat weiterhin die Schmerzen im Gelenk. Eine Therapie mit NSAR hilft symptomatisch, aber nach Absetzen kommen die Schmerzen zurück.
Haben Sie noch eine Idee, welche Untersuchung wir durchführen könnten? Könnte dennoch eine Gicht vorliegen, obwohl die Harnsäure-Werte im Normalbereich lagen? Ist eine weitere rheumatologische Diagnostik angebracht?
Ich freue mich auch Ihre Anregungen!
Liebe Kollegen,
eine neue Studie aus den USA hat festgestellt, dass Bewohner ländlicher Regionen häufiger dazu neigen adipös zu sein als Menschen, die in Städten leben. Die Ergebnisse wurden erst kürzlich publiziert und zeigen den Einfluss des Lebensortes bei der Entwicklung einer Adipositas. Forscher der Universität Kansas analysierten Daten zu Gewicht, Größe und Wohnort aus über drei Dekaden und kamen zu diesem Ergebnis.
Als Gründe für diese Feststellung wurden angebracht, dass Landbevölkerung sich oft mit Lebensmitteln aus eigener Herstellung ernährt und diese Ernährung viel Fleisch und Nachtisch enthält. Weiterhin bestehe bei der ländlichen Bevölkerung ein Mangel an Bewegung.
Falls diese Daten auch auf Deutschland übertragbar wären, könnte man eventuell neue Strategien zur Gesundheitsprävention überdenken, die gezielter den Wohnort mit einbeziehen. Sportangebote der Krankenkassen könnten vor allem in diesen Regionen gute Effekte erzielen.
Wie sehen Sie das? Haben Sie ähnliche Erfahrungen in Deutschland bei Ihren Patienten gemacht? Glauben Sie, dass solche Präventionsmaßnahmen je nach Wohnort besser fruchten würden?
Liebe Kollegen, wie setzen Sie die Einteilung der neuen GOLD-Empfehlungen in Arztbriefen an Ihre Zuweiser um bzw. wie formulieren Sie seit dem GOLD-Update 2011 im Arztbrief bei Patienten mit COPD das Stadium bzw. den Typus?
Liebe Kollegen, wie setzen Sie die Einteilung der neuen GOLD-Empfehlungen in Arztbriefen an Ihre Zuweiser um bzw. wie formulieren Sie seit dem GOLD-Update 2011 im Arztbrief bei Patienten mit COPD das Stadium bzw. den Typus?
Bei der diesjährigeren ESC in München wurden neue Therapiekonzepte zur Behandlung der arteriellen Hypertonie besprochen und neue Leitlinien festgelegt.
Ein neuer wichtiger Punkt war dabei die Behandlung der Hypertonie mit renaler Denervation. Dabei wird ein Katheter in der A. renalis platziert und die sympathischen Nervenfasern mit Hochfrequenzstrom abgeleitet. Vor allem bei Patienten mit therapieresistenter Hypertonie soll mit dieser Methode eine effektive Blutdrucksenkung erreicht werden.
Es gibt leider noch nicht viele Langzeitergebnisse. Daher wollte ich hier in die Runde fragen, welche Erfahrungen Sie mit dieser Therapiemethode gemacht haben. Hatten Sie Patienten mit weiterhin persistierender Hypertonie bzw. einer fixierten Hypertonie? Gab es irgendwelche schwerwiegenden Nebenwirkungen?
Es gibt wieder neues vom wundersamen Vitamin D. Nun wird es sogar bei der Therapie von Tuberkulose eingesetzt und soll dort sowohl durch seine antimirkobielle Wirkung die Erreger abschwächen und auch die Antibiotikatherapie verstärken. Eine verzögerte die Sputumkonversion bei manifester Lungentuberkulose wurde auch beobachtet. Ausführlicher nachzulesen im Ärzteblatt oder gleich das dazugehörige Paper: http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/51544 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22949664 Ich finde es sehr spannend immer wieder zu lesen, welche Effekte Vitamin D hat. Die Einsatzgebiete nehmen immer mehr zu, z.B. bei Autoimmunerkrankungen, antikanzerogener Therapie, Osteoporose und natürlich der Säuglingsprophylaxe. Was halten Sie davon? Setzen Sie Vitamin D häufig ein bzw. empfehlen Sie Ihren Patienten bei einer dieser Erkrankungen die regelmäßige Einnahme?
Liebe Kollegen,
Letzten Monat nahm ich an einer Fortbildung für Kinderimmunologie teil, die sehr interessant war und einige spannende Fallberichte beinhaltete. Meine Aufmerksamkeit zog ein Fall mit einem kleinen Patient auf sich, der an einer sehr schwerwiegend verlaufenden Purpura-Schönlein-Henoch erkrankt war.
Die Diagnose PSH ist bei niedergelassen Pädiatern wirklich nichts seltenes, da es auch die häufigste Vaskulitis im Kinderalter ist. Allerdings verlief sie bei diesem 11-jährigen Patienten besonders fulminant mit Lungenblutung, Intubation und einigen Wochen stationärem Aufenthalt unter anderem auf der Intensivstation. Der niedergelassene Pädiater, der den Patienten zuerst gesehen hatte ahnte nichts von diesem Verlauf oder der schweren Beteiligung der inneren Organe und verordnete bei leichter Purpura und Arthralgien Bettruhe und NSARD bei Bedarf. Es ging dem kleinen Jungen aber sehr schnell sehr schlecht, sodass es in den nächsten 48 Stunden zu einer stationären Aufnahme kam und eine der Patient intensivpflichtig wurde.
Als ich diesen Fall hörte, fragt ich mich und dann auch die Vorträgerin, mit welchen Untersuchungen oder auch Vorkehrungen man solche schweren Fälle einer PSH zuvor kommen kann und solche Verläufe eventuell schon vorher absehen kann. Eine befriedigende Antwort konnte ich nicht finden und wollte hier im Forum nach weiteren Erfahrungen fragen.
Hatten Sie schon einmal Patienten mit einem solch schweren Verlauf der Purpura-Schönlein-Henoch oder einer Ihrer Kollegen? Gab es Vorboten, die einen derartigen Verlauf ankündigten? Wie kann man als niedergelassener Arzt einen solchen Patienten nach Hause schicken ohne die Befürchtung zu haben, dass der Patient bald schwer krank wird?
Ich freue mich auf Ihre Anregungen.