70-jähriger Patient mit COPD. Bislang nicht behandelt. Monotherapie mit Tiotropium. Hierunter subjektiv gute Besserung der Belastbarkeit in Ruhe wie unter Belastung. Gut sichtbar der Rückgang der Überblähung unter der Therapie Patientendaten Alter: 70 Jahre Größe: 1,84 m Gewicht: 75 kg Geschlecht: männlich
65-jährige Patientin, bodyplethysmografisch findet sich eine schwere obstruktive Ventilationsstörung und Überblähung, das FEV1 liegt mit 0,79 l bei 48,2% des Sollwerts, noch Broncholyse mit 2 Hüben eines kurzwirkenden β-Mimetikums leichte Besserung der Obstruktion, Einschreibung in DMP COPD erfolgt, Weiterführung der vereinbarten basistherapie, auch bei befundbesserung, FTP: Symbicort 2-0-2, Spiriva 1-0-0 Patientendaten Alter: 65 Jahre Größe: 1,48m Gewicht: 51kg Geschlecht: weiblich
Beginnende COPD bei nur geringer Raucheranamnese. Bei dieser Konstellation kann es sinnvoll sein, arbeitsplatzbezogen Ermittlungen anzustellen, was mögliche Ursachen der Erkrankung anbetrifft. Bei massiver und langjähriger Raucheranamnese ist das praktisch sinnlos, da dann in der Regel die ohnehin problematische Anerkennung der COPD als BK praktisch aussichtslos ist. Patientendaten Alter: 50 Jahre Größe: 1,85m Gewicht: 108kg Geschlecht: männlich Vorerkrankungen: Hypertonie, Herzvergrößerung, mittelgradig undichte Herzklappe, Reflux, grüner Star, gelegentlicher Husten ohne Auswurf, leichte Belastungsatemnot, nächtliche Atemnot, starkes Schnarchen, keine bekannten Allegien, Ex-Raucher seit 27 Jahren, davor 4 packet years Arbeitsanamnese: Schweißer, Schleifer, Gewebestaubbelastung, keine intensiven Tierkontakte EPI: bei der heutigen Untersuchung (Mai 2012) findet sich eine Befundsituation, die sich leider im Vergleich zur Voruntersuchung verschlechtert hat (geringfügig), die weiterführende Behandlung der laufenden medikamentösen Therapie mit Novopulmon und Formotop scheit daher unbedingt anhaltend erforderlich, wir haben die Problematik ausführlich besprochen; aufgeworfen wurde die Frage, ob die Tätigkeit im Rahmen der Weberei für Spezialprodukte Mitursache der Probleme sein könnte (insbesondere: Werkstoff Aramid); hier bietet sich Besuch beim Betriebsarzt und ggf. Berufsgenossenschaft an.
Laut Definition sind Leitlinien systematisch entwickelte Hilfen für Ärzte zur Entscheidungsfindung in spezifischen Situationen beruhend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und praxisbewährten Verfahren. Sie sind rechtlich nicht bindend, sollen aber die Sicherheit in der Medizin verbessern und Abläufe hinsichtlich ihrer Ökonomie optimieren.
Exemplarisch kann man die gemeinsame Leitlinie der Europäischen Gesellschaften für Kardiologie und Atherosklerose (ESC und EAS)bezüglich der Dyslipidämie anführen. Diese empfiehlt, dass die Ziel-LDL-Werte stets im Zusammenhang mit dem kardiovaskulären Risiko des Patienten auszurichten sind, das nach dem sogenannten Heart-Score bewertet wird. Diese Risikoeinteilung unterscheidet vier Gruppen mit niedrigem (Ziel-LDL < 160 mg/dl), moderatem (Ziel-LDL < 115 mg/dl, anstatt 130 mg/dl in früheren Leitlinien), hohem (Ziel-LDL < 100 mg/dl) und sehr hohem Risiko (Ziel-LDL < 70 mg/dl). Neu ist unter anderem, dass ein LDL-Wert unter 70 mg/dl bei der Hochrisiko-Gruppe kein "Kann" mehr ist, sondern eine klare Empfehlung darstellt. In früheren Leitlinien gehörten zu der Hochrisiko-Gruppe nur Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) und Diabetes. In der neuen EU-Leitlinie reicht eines der drei Risikofaktoren KHK, Diabetes oder Nierenfunktionsstörung, um als Hochrisikopatient eingestuft zu werden.
Liebe Ärzte, welchen Stellenwert schreiben Sie Leitlinien und im Speziellen der EU-Leitlinie der Dyslipidämie zu? Was sind Ihre persönlichen Erfahrungen und wie ist Ihr Umgang mit diesen Behandlungsansätzen? Ab wann beginnen Sie eine lipidsenkende Therapie mit Statinen? Wie bewerten Sie den Einsatz von Kombinationstherapien, wie z.B. Simvastatin/Ezetimib?
Fühlen Sie sich im Allgemeinen durch Leitlinien in Ihrer Entscheidungsfreiheit eingeschränkt?
Sollte die Behandlung patientenorientierter ausgerichtet sein oder plädieren Sie für einen verstärkten Einsatz von Leitlinien?
Letztes Jahr hat sich in Köln ein Unternehmen namens StudiMed gegründet. Sie vermitteln Medizinstudienplätze im Ausland (Rumänien und Bulgarien) an Bewerber mit eher mäßigem Abiturschnitt. Das Ganze ist natürlich nicht ganz billig. Die Jahresgebühr an den Unis beträgt zwischen 5.000 € und 8.000 € und auch das Unternehmen erhält eine Provision für eine erfolgreiche Vermittlung (eine Jahresgebühr).
Viele dieser Studenten verbringen dann nur die Zeit bis zum Physikum im Ausland und kommen dann zur Klinik nach Deutschland zurück, um dann auch hier die Approbation zu erlangen. Für einen verzweifelten Abiturienten mit Berufswunsch Arzt bestimmt eine nette Alternative. Allerdings nur mit dem nötigen Kleingeld im Elternhaus. Ich frage mich, ob über solche Umwege die medizinische Ausbildung leidet. Kennen Sie noch ehemalige Kommilitonen, die den Anfang ihres Medizinstudiums im Ausland verbringen mussten? Und hatten sie den Eindruck, dass sie auf dem gleichen Wissensstand waren? Könnte man solche Balkanreisen vielleicht unnötig machen, indem man die Medizinstudenten in Deutschland nicht mittels N.C. sondern eher über Gespräche und Tests auswählt? (Wie es schon an einigen Universitäten praktiziert wird...)
Der Skandal aus Göttingen wird wohl an keinem vorbeigegangen sein: Zwei leitende Ärzte hatten dort Patientendaten so abgeändert, dass die jeweiligen Personen auf der Warteliste für Organe weiter nach oben rückten. Ob dabei nun Geld geflossen ist oder nicht, sei noch nicht bekannt. Es ist aber unwahrscheinlich, dass es in all den Fällen aus reiner Freundschaft geschehen ist...
Mittlerweile ist auch schwer vorstellbar, dass Göttingen ein Einzelfall bleibt. Es soll nun bald eine Reform des Transplantationsgesetzes geben. Diese beinhaltet die Einrichtung einer Prüfungskommission der BÄK, die Transplantationszentren und Entnahmekrankenhäuser kontrollieren soll. Doch ist das ausreichend?Was ist denn eigentlich mit der Selbstkontrolle der Kliniken? In Göttingen scheint dieses System völlig versagt zu haben. Wichtig wird es nun sein, das Vertrauen bei potentiellen Organspendern wieder herzustellen. Fraglich bleibt nur, ob das überhaupt möglich ist.
Liebe Kollegen, was ihre Meinung zum weiteren Vorgehen? Sollte man den Göttinger Ärzten die Approbation entziehen? Und wäre es eine Lösung die Transplantationsmedizin in staatliche Hände zu geben?
Eine Arbeitsgruppe aus Oklahoma setzt sich gerade mit der Züchtung von Koronargefäßen auseinander. Diese sollen später vor allem für Bypassoperationen genutzt werden, da körpereigene Gefäße häufig nicht als Bypässe geeignet sind. Spannend ist das Ausgangsmaterial: Sie nutzen gut vaskularisiertes Fettgewebe, das man über eine klassische Fettabsaugung gewinnen kann. Dort finden sie adulte Stammzellen, die sich im Labor zu glatten Gefäßmuskelzellen differenzieren lassen. Diese Zellen lassen sie dann in kleinen Röhren heranwachsen, sodass schließlich ein fertiges Gefäß entstehen soll. http://newsroom.heart.org/pr/aha/adult-stem-cells-from-liposuction-236630.aspx Diese Methode steckt gerade noch in den Kinderschuhen. Sollte sie aber tatsächlich einmal zugelassen werden, dann kann sich der Patient vielleicht bald über eine unkompliziertere Bypass-OP und ein paar Speckröllchen weniger freuen.
Die Hanseatische Krankenkasse (HEK) hat als erste Krankenkasse verkündet, freiwillig ihren Versicherten die Praxisgebühr ersparen zu wollen. Dadurch wolle sie ihre laut HEK-Vorstand Jens Luther "gesunden Finanzen" verdeutlichen. Diesem Vorhaben muss nur noch vom Bundesversicherungsamt zugestimmt werden.
Natürlich bietet dieser Verzicht auch in der Politik einen Aufhänger für Sticheleien gegen die CDU, die dann eventuell bald nachgebe und die umstrittenen Praxisgebühren abschaffe. Darauf zielt die FDP nun ja schon seit längerem ab. Abgesehen davon wurde das Ziel, die von Patienten unternommenen Arztbesuche zu reduzieren, dadurch bis heute nicht erreicht werden konnte.
Was ist Ihre Meinung zu diesem Thema? Halten Sie die Praxisgebühr noch immer für sinnvoll oder sollte sie abgeschafft werden?
Ich habe gerade eine sehr informative Übersichtsarbeit über das Thema Statistik und die damit verbundenen Tücken in der Medizin gefunden: http://library.mpib-berlin.mpg.de/ft/ow/OW_Risiken_2011.pdf
Es wird dort unter anderem das Beispiel des HIV-Tests (in der Population mit geringem Risikoverhalten) aufgeführt. Bei einem positiven Testergebnis beträgt die Wahrscheinlichkeit einer Infektion dennoch nur 50%. Das obwohl der Test eine Sensitivität von 99,9% und eine Spezifität von 99,99% hat. Der Grund dafür ist die geringe Basisrate von circa 0,01% in dieser Nicht-Risikogruppe. Ehrlich gesagt habe ich mich im Bereich der Statistik immer ganz wohl gefühlt. Dennoch hätte ich wie der Rest der getesteten Ärzte den Begriff "Überdiagnose-Bias" nicht aus dem Stehgreif erklären können und auch den HIV-Test hätte ich falsch gedeutet.
Ich frage mich nun:
Wird das Thema Statistik und Risikokommunikation in der medizinischen Ausbildung vernachlässigt? Und trauen Sie sich zu eine Statistik oder Studienergebnisse richtig zu deuten und ihrem Patienten weiter zu geben?
Eine aktuelle randomisierte, kontrollierte Studie ( http://diabetes.diabetesjournals.org/content/early/2012/06/12/db11-1466.abstract ) untersuchte den Zusammenhang von BNP (B-Typ natriuretisches Peptid) und appetitregulierenden Hormonen sowie dem subjektiven Hungergefühl an gesunden Probanden. Eine intravenöse Verabreichung von BNP ging mit einem erniedrigten Spiegel des appetitanregenden Hormons Ghrelin einher.
Auch die subjektive Bewertung des Hungergefühls zeigte sich deutlich geringer als in der Placebo-Gruppe. Bei Patienten, die an einer Herzinsuffizienz leiden, wird BNP vermehrt ausgeschüttet, um die Herzarbeit zu unterstützen. Es werden Natrium und Wasser vermehrt über die Niere ausgeschieden und die Gefäße erweitert. Der mit der Herzinsuffizienz einhergehende Gewichtsverlust und der Appetitmangel können nun auch mit der vorliegenden Erkenntnis erklärt werden und sollen wahrscheinlich auch zur Erleichterung der Herzarbeit beitragen. Das Wissen über die vorliegende "Herz-Bauch-Hirn-Achse" kann zukünftig für weitere Therapieansätze beispielsweise im Rahmen kardiovaskulärer Erkrankungen und Adipositas genutzt werden.
Wie eindrucksvoll hat sich für Sie bisher der Zusammenhang von Herzinsuffizienz und Gewichtsverlust in der Praxis gezeigt und wie haben Sie versucht zu therapieren? Ist die neue Erkenntnis eine Errungenschaft im Hinblick auf die Therapie von Adipositas oder wird damit eine neue Diätwelle geschürt?
Etwa 50% der Kinder zwischen drei und sechs Jahren bekommen mindestens ein Mal im Jahr ein Antibiotikum verabreicht. Gemäß dem "Faktencheck Gesundheit" der Bertelsmann Stiftung erhalten im Norden Deutschlands Kinder sogar doppelt so häufig Antibiotika als in Süddeutschland. Insgesamt werden den Kindern sogar häufiger Antibiotika verordnet als den Erwachsenen. Aber ist dieses wirklich notwendig und sinnvoll?
Professor Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen untersuchte in diesem Zusammenhang mögliche Hintergründe und Ursachen. Es konnte dabei gezeigt werden, dass Antibiotika vor allem bei akuten Mittelohrentzündungen und Grippesymptomen gegeben wurden. Die Verordnungen liefen zu 33% auf Hausärzte, zu 17% auf Kinderärzte und zu 9% auf HNO-Ärzte zurück.
Spekuliert wird nun, ob in einigen Regionen das Fehlen von Kinderärzten dazu führt, dass die Eltern mit ihrem Kind zum Hausarzt gehen, der jedoch oftmals nicht weiß bei welchen Indikationen in der Kindheit Antibiotika verabreicht werden sollten und somit unnötig oft verordnet.
Sehen Sie darin die Erklärung für die hohe Verabreichungszahl? Wie gehen Sie vor um abzuwägen, ob eine Antibiotikagabe sinnvoll ist?
Was am Tiermodell schon länger gut zu funktionieren scheint, soll nun auf den Menschen übertragen werden: die europäische Zulassungsbehörde EMA hat erstmal die Zulassung eines Gentherapeutikums empfohlen. Es handelt sich um das Medikament Glybera®, das zur Behandlung einer Lipoprotein-Lipase-Defizienz entwickelt wurde. Das ist eine sehr seltene Erbkrankheit, die häufig zu schwerer Pankreatitis führt. Mittels eines viralen Vektors sollen die Gene, die für Lipoprotein-Lipase kodieren, in die Muskelzellen der Patienten gebracht werden. Nachdem dieses Medikament schon mehrfach abgelehnt wurde und die Entwicklungsfirma mittlerweile pleite ist, wird es nun vielleicht doch zu einer Zulassung kommen. Problematisch könnte die geringe Probandenzahl (27 Personen) werden, an denen das Medikament getestet wurde. Bei solch einer revolutinären Therapieform kann es schließlich schnell einmal zu vollkommen unerwarteten Nebenwirkungen kommen. Was meinen Sie, ist die Gentherapie das Heilmittel der Zukunft? Wäre die Zulassung dieses Medikaments für sie eher eine große Errungenschaft oder haben sie Bedenken vor dieser Form der Therapie (die eine Infektion mit Adenoviren voraussetzt)?
Die aktuelle Ausgabe der ZEIT berichtet von der Elektrokrampftherapie (EKT) als Therapie für schwer depressive Fälle. Die geschichtlich bedingte Auffassung dieser Methode als grausame und inhumane Übeltat entspricht dabei in keiner Weise dem aktuellen Verfahren. Die Update-Version 2012 findet nach der Gabe von Muskelrelaxanzien unter Vollnarkose statt.
Der Neurowissenschaftler Christian Schwarzbauer wies an der britischen University of Aberdeen die zugrundeliegende Wirkweise nach: eine im Gehirn der Depressiven vorhandene Hyperkonnektivität ließ sich nach einer solchen EKT nachweisbar reduzieren.
Außerdem wurde nachgewiesen, dass bestimmte Neuronen durch den starken Stromfluss einer systematischen Veränderung unterliegen. Der Erfolg sei allerdings nicht von Dauer, die Behandlung müsse dementsprechend in bestimmten Zeitabständen wiederholt werden. Bei manchen Patienten traten Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen oder Schwindelgefühle auf.
Die Therapie von Depressionen und das Verständnis der Krankheit erfuhr damit eine echte Innovation, abgeleitet von einer historischen Methode. Wie gehen Sie bisher bei Fällen schwerer Depressionen vor? Halten sie die EKT für eine gangbare Alternative?
Wie das Arzteblatt berichtet, wurde der Antrag des Wissenschaftsrates, das derzeitige duale Studium diverser Gesundheitsberufe dem Bachelorsystem anzupassen, von der Arbeitsgemeinschaft Hochschulmedizin abgelehnt. Schon seitdem die Möglichkeit des Studiums dieser Berufe aufkam, ist mir der Anlass unklar. Ist eine studierte Krankenschwester qualifizierter als eine, die eine konservative Lehre abschließt? Im Artikel wird außerdem darauf hingewiesen, dass eine solche "Akademisierung der Gesundheitsberufe" als Ausgleich zum Ärztemangel und Weg finanzieller Einsparungen inakzeptabel sei. Das ist zweifellos eine Tatsache! Ist in diesem Punkt womöglich auch die Begründung zu finden, weshalb der "normale Lehrberuf" überhaupt erst dem akademischen System angepasst worden ist?
Eine der wohl unzugänglichsten Krebsarten zwang nun auch die Rockwelt zum Abschiednehmen von einer echten Legende. Jon Lord von Deep Purple verlor in diesen Tagen den Kampf gegen das Pankreaskarzinom. Trotz fortschrittlicher Krebsforschung sind beim Pankreaskarzinom in den meisten Fällen keine Therapieerfolge zu verzeichnen. Die Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg hat einen Beitrag ihrer Forschungsarbeiten in diesem Bereich publiziert: http://www.uni-heidelberg.de/presse/ruca/ruca05-1/zielgenau.html Sowohl das Blockieren der von den betroffenen Zellen überproduzierten Wachstumsfaktoren und die Aktivierung ihrer Rezeptoren (EGF und TGF- alpha Wachstumsfaktoren binden an den EGF-Rezeptor und aktivieren ihn), als auch entsprechende Antikörper, brachten experimentelle Erfolge, an denen angeknüpft wurde. Die Hemmung des Enzyms Tyrosinkinase, ein Signalübermittler, wird derzeit am Beispiel des Wirkstoffes Iressa in klinischen Studien getestet. Auch von der Identifizierung anderer Faktoren wird berichtet- wie CDC25B, der wohl die Produktion von Metastasen in der Leber anregt oder ein Schlüsselgen, das die Informationen zum Bau vom Arylhydrocarbon- Rezeptor (AhR), enthält. Darauf basierend soll nun bestenfalls in absehbarer Zeit nach klinischen Testläufen eine neue Therapie ermöglicht werden. Gerade auf diesem Gebiet waren diverse Fälle für mich besonders prägend - sei es aufgrund des Alters der Patienten oder die mitunter unglaublich kurze Zeitspanne von der Diagnose bis zum Tod. Wie sehen Ihre Erfahrungen bezüglich des Pankreaskarzinoms aus, wie sind Sie therapeutisch vorgegangen?
Vor kurzem bin ich auf eine äußerst informative Publikation von Forschungsarbeiten der Neonatologie der Charité Berlin gestoßen.
http://neonatologie.charite.de/fileadmin/user_upload/microsites/m_cc17/Perinatalmedizin/neonatologie/Viel_zu_fr%C3%BCh.pdf
Kurz vorgestellt:
Bekanntermaßen ist die Bildung des Glykoprotein-Hormons Erythropoietin (Epo)in der embryonalen Entwicklung für die Hämatopoese von hoher Bedeutung. Die Expression der für Eop-kodierenden Gene hängt unmittelbar mit dem verfügbaren Sauerstoffangebot zusammen. Ein diesbezüglicher Mangel erhöht dessen Bildung direkt und somit können beim Fetus beispielsweise Funktionsstörungen der Plazenta ausgeglichen werden. Dementsprechend ist es speziell bei Frühgeborenen bereits als Medikament zugelassen worden.
Die Leistungen von Epo gehen weit über die Blutbildung hinaus und betreffen entwicklungsspezifisch auch sämtliche andere Organe, z.B. das Herz und das zentrale Nervensystem. Kein Wunder also, dass die tatsächliche Reichweite und deren Nutzen in verschiedenen Studien fokussiert werden. Tierversuche haben ergeben, dass rekombinantes Epo den Zelltod und Entzündungen bei Gewebsschädigungen schützen kann. Notwendig hierfür ist in jedem Fall der entsprechende Epo-Rezeptor, der wohl über GATA4 von Epo selbst induziert werden kann. Die neuroprotektive Tauglichkeit wird nun durch eine Studie des Swiss Neonatal Network unter Leitung von Prof. H.U. Bucher von der Universität Zürich und mit Unterstützung der Neonatologie der Charité klinisch getestet.
Eventuell darf die Neonatologie also schon bald eine neue Substanz begrüßen. Bisher durch eine sehr eingeschränkte Induktion mit höchster Vorsicht genossen- könnte Epo sein Wirkungsbereich nun bald stark ausbreiten. Wie sieht Ihre Erwartungshaltung bezüglich dieser potenziellen Erneuerung aus?
Schon jahrelang in der biomedizinischen Forschungspraxis eingesetzt, sollen Eisenoxid-Nanopartikel in magnetischer Form für die zelluläre und molekulare MR-Bildgebung dienen.
Die DFG geförderte klinische Forschungsgruppe (KFO)der Charité Berlin arbeitet unter diesem Stichwort an insgesamt neun wissenschaftlichen Teilprojekten. Vor allem soll es neurologischen Erkrankungen, wie Schlaganfällen, und der Atherosklerose auf den Grund gehen können. Die Liste der Ursachen für Morbidität und Mortalität beginnt in Deutschland und ähnlich entwickelten Ländern mit diesen Krankheiten.
Für Interessierte findet sich im Anhang eine genaue Vorstellung des als äußerst vielversprechend anmutenden Projektes. Bezüglich der Reduzierung von genannten Krankheiten und der darin begründeten Sterblichkeitsrate ist folgendes anzumerken: dass Länder vor allem entsprechend ihres Entwicklungsgrades charakteristische Krankheiten aufweisen, verdeutlicht die direkte Auswirkung der entsprechenden Lebensweise. In unserem Fall handelt es sich um "Luxusprobleme", wie ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel, die sich ändern ließen.
Solche Forschungsprojekte sind auf der Ebene des medizinischen Fortschrittes natürlich sehr zu begrüßen - im besten Falle adaptiert zur Entwicklung von Möglichkeiten, die Therapieerfolge erhöhen. Doch sehen Sie in solchen technischen Errungenschaften die potentielle Lösung, um in Zukunft die Häufigkeit dieser Krankheiten minimieren zu können?
http://radiologie.charite.de/meon/index.Category/475179.html;jsessionid=aRp6kkGQGn4-
Genforschungen haben in Island aufgrund der ungewöhnlichen genetischen Nähe der Bewohner untereinander, die geographisch und geschichtlich bedingt ist, einen besonderen Stellenwert.
Kári Stefánsson, ausgebildeter Neurologe, gelang nun mit seiner Firma DeCode Genetics – nach jahrelangen finanziellen und ethischen Kämpfen- der Durchbruch: entsprechend des untersuchten Erbgutes der isländischen Studienteilnehmer fand sich eine seltene Mutation, die das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, signifikant verringert. Diese Neuigkeit publizierte die FAZ passend zur in diesen Tagen in Vancouver stattfindenden Alzheimerkonferenz.
Die konkrete Feststellung ist, dass die Aminosäure Threonin an Position 673 der Aminosäurekette des Amyloid- Vorläufer-Proteins (APP) die Produktion von Amyloid-β hemmt und damit die Zerstörung der Neuronen im Gehirn der Patienten verringert. Alanin an dieser Stelle erhöhe das Risiko um das Fünffache. Mit Medikamenten zur Verminderung der Amyloid-β Konzentration könnte man also bei rechtzeitiger Anwendung die Wahrscheinlichkeit einer Alzheimer Erkrankung reduzieren- ähnlich der cholesterinsenkenden Wirkstoffe zur Vorbeugung kardiologischer Erkrankungen.
Eine solche vorbeugende Maßnahme ist ein wirklicher Fortschritt auf diesem Gebiet. Stefánssons Vorschlag ist, nach der Entwicklung wirksamer Stoffe, diese direkt dem Trinkwasser hinzuzufügen. Was halten Sie von der Idee?
Die Bertelsmann-Stiftung hat die Ergebnisse ihrer neuen Gesundheitsmonitor-Befragung veröffentlicht: http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xbcr/SID-8FBA720D-07F43AF3/bst/xcms_bst_dms_36192_36193_2.pdf
Hauptaugenmerk liegt natürlich auf dem wohl in den letzten Jahren vorangeschrittenen Imageverlust der Ärzte. So liegt unsere Berufsgruppe bei der Frage nach dem Vertrauen nur auf Platz fünf u.a. hinter Krankenschwestern und Hebammen. Das Ärzte-Image wird dabei vor allem durch erlebte Versorgungszustände in der Praxis beeinflusst. Wie lange musste der Patient warten, wie wurde seine Krankengeschichte aufgenommen und wie erlebte er die Behandlung in Hinblick auf die K(l)assenzugehörigkeit...
Was halten Sie von den Ergebnissen? Ist der "Imageverlust" unserer Berufsgruppe wirklich so gravierend oder haben Sie schon im direkten Gespräch mit Patienten Kritik diesbezüglich vernommen? Wie könnte man das Vertrauen in die Ärzte wieder verbessern?
Ich habe neulich eine sehr spannende Dokumentation über Autismus gesehen ( http://www.youtube.com/watch?v=zwdmg8pw63s )
In dieser Doku geht es um den Zusammenhang zwischen Autismus und einer ungesunden Darmflora. Ein Thema, das mir bis dahin seltsamerweise noch nie zu Ohren gekommen ist. Die Theorie dahinter: In den ersten drei Lebensjahren baut sich die Darmflora eines Kindes üblicherweise auf. Parallel dazu entwickelt sich der gesamte neurologische Apparat. Diese Prozesse scheinen Einfluss aufeinander zu nehmen. Es könnte also sein, dass Bakterien im Darm Substanzen produzieren, die für die geistige Entwicklung förderlich sind, oder eben neurotoxisch wirken.
Interessanterweise wurden viele der autistischen Kinder in der Doku nicht mit Autismus geboren, sondern entwickelten diesen erst nach einer länger andauernden Antibiotikatherapie, die bekanntlicherweise die gesunde Darmflora zerstören kann. Mütter von autistischen Kindern berichten häufig von starken Verdauungsstörungen bei ihren Kindern und ungewöhnlich oft werden bei diesen Kindern Erreger wie Clostridien im Darm gefunden. Besonders eindrucksvoll finde ich den Beitrag einer Mutter, die ihr autistisches Kind mit der Kamera aufgezeichnet hat. Diesem Kind wurde 8 Wochen mit Vancomycin behandelt, das spezifisch gegen Clostridien wirkt. Daraufhin verschwanden die autistischen Anzeichen. Es fing an sich der Umwelt zu öffnen und zu sprechen. Der Fußspitzengang ging verloren. Mit Absetzen der Antibiotikatherapie kam der Autismus leider zurück. Trotzdem sind das verblüffende Ergebnisse, auf denen man aufbauen könnte.
Was meinen die lieben Kollegen: Sollte man mit der Antibiotikagabe im frühen Kindesalter etwas zurückhaltender sein? Und könnte man möglicherweise mit dem Einsatz von Probiotika dem Entstehen von Autismus vorbeugen oder ihn zumindest lindern?