Die angeborene Schwachsichtigkeit, welche auf eine gestörte Entwicklung des visuellen Systems zurückzuführen ist, könnte man eventuell mit einem einfachen Mittel behandeln: Dunkelheit. In einem Experiment mit jungen Katzen konnten unter zehntätiger monokulärer Deprivation (MD) im Verhaltensversuch Besserungen der Sehkraft beobachtet werden. Die Wissenschaftler erklären sich diesen Effekt durch ein Zurücksetzen der zentralen visuellen Bahnen auf ein Stadium mit erhöhter neuronaler Plastizität, wodurch die Regeneration der Sehbahnen angeregt wird.
Da eine Korrektur über optische Hilfsmittel selbsterklärender Weise keine Besserung verschafft, wäre eine medikamentenfreie Therapie für viele eine willkommene Hilfe. Ein früher Beginn wäre wohl das A und O, ist bei Kindern die neuronale Plastizität schließlich noch besonders ausgeprägt.
Es muss jedoch zunächst noch geklärt werden, ob völlige Dunkelheit bei der komplexen Reifung des visuellen Cortex und seiner Bahnen nicht doch desaströse Effekte hätte. Denken Sie diese Ergebnisse wären auf den Menschen übertragbar? Ich halte diesen Therapieansatz für paradox, schließlich entwickelt sich eine Amblyopie auf dem Boden unzureichender optischer Reizung.
Um diese Frage beantworten zu können, sollte man sich zunächst fragen, ob man sich denn überhaupt um die ärztliche Versorgung in der Zukunft sorgen muss. Von Regina Feldmann, Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung (KBV), gibt es auf diese Frage ein klares "Ja". Sie sieht die Schwierigkeit der kommenden Jahrzehnte in der steigenden Gesamtmorbidität der Bevölkerung und der damit nicht im Verhältnis stehenden Zahl niedergelassener Hausärzte.
Wir haben alle bereits mitbekommen, dass sich Deutschlands Bevölkerungspyramide längst in eine Urnenform gewandelt hat. Die auch weiterhin wachsende Schicht älterer Patienten wird von dem derzeitigen Hausarztangebot zukünftig nicht mehr tragbar sein. Der Arbeitsgemeinschaft der obersten Landesgesundheitsbehörden zufolge werde der Bedarf an Hausärzten in den kommenden Jahren um ein Fünftel steigen. Zurzeit entscheiden sich jedoch immer weniger angehende Ärzte für die Allgemeinmedizin. Laut Feldmann hätten 2010 nur 3,2 Prozent der Studierenden ihr Praktisches Jahr in der Allgemeinmedizin absolviert. 2012 hätten zudem nicht einmal 950 Hausärzte ihre Weiterbildung abgeschlossen. Jetzt wolle sich die KBV mehr in die ärztliche Ausbildung einmischen. Ein Ansatz, dieser missliche Lage entgegen zu wirken sei die Bereitstellung von Fördergeldern zur Weiterbildung.
Vor kurzem hat sich der Bundesrat gegen die Einführung eines Pflichttertials in der Allgemeinmedizin entschieden. War diese Entscheidung vielleicht unüberlegt? Wie sehen Sie die Situation?
Als "funktionell geheilt" wurde die anscheinend erfolgreiche antiretrovirale Therapie eines Frühgeborenen aus Mississippi bezeichnet. Die Infektion der Mutter wurde erst bekannt, als sich die Geburt bereits ankündigte. Dadurch war es nicht möglich gewesen, die Mutter wie üblich frühzeitig antiretroviral zu behandeln und eine antiretrovirale Prophykaxe des noch Ungeborenen einzuleiten. Das Virus wurde anscheinend bereits intrauterin auf das Kind übertragen, DNA- sowie RNA-Tests waren positiv. Nach der Geburt handelten die Ärzte von der University of Mississippi Medical School in Jackson schnell und veranlassten schon nach 30 Stunden gleich eine dreifache antiretrovirale Therapie. Unter der Therapie waren schließlich keine Viren mehr im Plasma nachweisbar. Das alles ereignete sich bereits 2010. Die Therapie sollte eigentlich so fortgeführt werden, wurde allerdings unter unbekannten Umständen im Alter von 18 Monaten beendet. Das Erstaunliche an diesem Fall ist nun, dass eine Virämie jedoch ausblieb. Mit 26 Monaten konnten nur vier DNA-Kopien auf eine Million PBMC (mononukleäre Zellen des peripheren Blutes) nachgewiesen werden. Nun seien sowohl Viruslast als auch DNA- und Antikörper-Tests negativ. Dennoch sprechen die Ergebnisse nicht hundertprozentig für eine Heilung, eventuell handele es sich um eine untypische Reaktion auf die Therapie. Jetzt stellt sich die Frage, ob die Leitlinien nicht gemäß diesen Falles angepasst werden sollten und bereits so früh wie möglich antiretroviral therapiert werden sollte. Wie viel Hoffnung stecken Sie in diesen Fall und was denken Sie wird er für Konsequenzen haben?
Ich habe vor zwei Wochen einen interessanten Beitrag in der Ärztezeitung gelesen. Darin geht es um das "Modellprojekt Niedersachsen", welches vor allem durch die KV und wenige beteiligte Krankenkassen finanziert wird. Das Projekt MoNi soll eine Entlastung der Hausärzte in ländlichen Regionen durch Übertragung von ärztlichen Aufgaben auf MFAs untersuchen. Dabei übernimmt die MFA Aufgaben, wie Blutzuckerbestimmung, Blutdruckmessung, Fäden ziehen, EKG schreiben usw. und realisiert Hausbesuche, die den Arzt häufig viel Zeit kosten. Leider fehlt es dem Projekt an teilnehmenden Arztpraxen und liefert so zu wenige Daten, um eine Aussage über einen möglichen Fortschritt zu treffen!
Meiner Meinung nach ist das Konzept sehr gut und ich verstehe nicht, warum es so wenig Anklang findet... Was halten Sie von dem Projekt MoNi und könnten Sie sich eine derartige Arbeitsteilung für Ihre Praxis vorstellen? Oder sehen Sie Probleme bezüglich der Delegation von ärztlichen Aufgaben?
Mit diesem Vorhaben reagiert CDU-Gesundheitsexperte Lothar Riebsamen auf die Kampagne der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), in der sie weitere 750 Millionen Euro für die Kliniken verlangt. Laut Riebsamen gebe es derzeit viel zu viele Kliniken und Abteilungen, sodass jedes fünfte Krankenhaus überflüssig sei. Er halte es infolgedessen für plausibel, innerhalb der kommenden Jahre 20 Prozent der insgesamt 2045 Krankenhäuser zu schließen.
Halten Sie diese Überlegung für einen vernünftigen Ansatz, um Geld im Gesundheitssystem einzusparen? Wer sollte entscheiden, welche Kliniken geschlossen werden und wie können diese genutzt werden, ohne dass umfangreiche und zudem kostenintensive Umbaumaßnahmen erfolgen müssen?
Liebe Kollegen,
ich habe damals im Studium noch gelernt, dass Metformin präoperativ aus anästhesiologischer Sicht abgesetzt werden muss, um die Entstehung einer Laktatazidose zu vermeiden. Neue Studien hatten dann wiederum gezeigt, dass ein Absetzen des Metformins nicht unbedingt notwendig sei. Bei uns im Kollegium haben wir uns darauf geeinigt, dass ein Patient im Grunde genommen bis 24 Stunden vor der OP das Metformin einnehmen soll und nach der OP auch wieder sofort mit der Einnahme beginnen kann. Bei kleinen elektiven Eingriffen unter Lokalanästhesie das Metformin nur am Morgen der OP weggelassen und nach der OP dann vor dem Essen eingenommen werden kann. Wie regeln Sie die Einnahme von Metformin perioperativ?
Liebes Kollegium,
ich habe mal eine pathologische Frage... Vielleicht gibt es den einen oder anderen Kollegen, der sich mit folgender Fragestellung schon befasst hat bzw. auf diesem Gebiet sattelfester ist als ich. Ich betreue hausärztlich einen Patienten, der vor kurzem einen Krankenhausaufenthalt hatte zur Entfernung eines Nierenzell-CA. Der Tumor war über vier Zentimeter groß, weshalb eine Nephrektomie durchgeführt wurde. Ein bestehender Tumorzapfen konnte entfernt werden. Nun steht im Bericht, dass der Tumor R1 reseziert wurde. Das bedeutet wiederum, dass der Tumor makroskopisch entfernt werden konnte, histopathologisch sich jedoch Tumoranteile im Resektionsrand zeigen. Nun stellt sich mir folgende Frage: Ergibt die Resektion eines Nierenzell-CA mit Tumorzapfen in die V. cava dann nicht immer eine R1-Resektion? Oder bedeutet das für meinen Patienten, dass auch die Gefäßwand infiltriert ist?
Ich bin dankbar für jegliche Hinweise.
Liebe Kollegen,
ich betreue seit kurzem hausärztlich einen 23-jährigen Mann mit der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn, dessen Patientengeschichte ich in einigen Sätzen wiedergeben möchte... Er stellte sich vor 5 Jahren erstmals bei seinem damaligen Hausarzt mit den typischen Crohn-Beschwerden, breiigem Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen und starkem Gewichtsverlust, vor. Die Diagnostik sicherte dann die Diagnose Morbus Crohn. Anfangs bewährte sich die Langzeittherapie mit Mesalazin. Vor zwei Jahren hatte er jedoch den ersten schweren akuten Schub, der mit Glukokortikoiden, Azathioprin und parenteraler Ernährung behandelt wurde. Leider konnte in seinem Heimatort keine Remission erreicht werden und der Patient bildete zusätzlich multiple Fisteln zur Bauchdecke periumbilikal aus. Stationär wurden diese Fisteln mit Bauchtüchern und –gurt abgedeckt, wodurch sich jedoch die umliegende Haut stark entzündete. Eine weitere Fistel in der Leistenregion konnte operativ behandelt werden, führte jedoch aufgrund schwerer Wundheilungsstörungen zur weiteren Verschlechterung des psychischen und physischen Allgemeinzustands des jungen Patienten. Eine Ärztin des Kreiskrankenhauses veranlasste schließlich die Verlegung an ein Universitätsklinikum. Dort konnten dann die Fisteln Ende letztes Jahres chirurgisch versorgt werden und mithilfe psychologischer Betreuung eine umfassende Verbesserung des Allgemeinzustands des 23-jährigen erreicht werden... Das Ileostoma des Patienten soll nun in einem weiteren Krankenhausaufenthalt entfernt werden.
Ich frage mich jedoch, wie wahrscheinlich es ist, dass die Remission mit Entfernung des Ileostomas weiterhin anhält und der Patient wieder normale Nahrung zu sich nehmen kann ohne jegliche Substitution? Schließlich wurde er über ein Jahr fast ausschließlich parenteral ernährt und hatte circa vier Monate das Ileostoma...
Gibt es möglicherweise bewährte Ernährungskonzepte, die Sie empfehlen können? Wie wichtig schätzen Sie eine fortlaufende psychologische Betreuung eines Crohn-Patienten ein?
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
haben Sie Fragen oder auch Antworten zum Thema COPD, Radiologie und Lungenemphysem? WIe kann man eine Einteilung und Phänotypisierung vornehmen, was sind neue Therapiemöglichkeiten? Außerdem in der Diskussion: die Emphysemquantifizierung und Charakterisierung sowie die Bedeutung der radiologischen Bildgebung bei der Diagnose.
Wir, Dr. Heußel, Dr. Kroker und Dr. Schmidt, freuen uns Sie hier begrüßen zu können und auf einen regen Austausch mit Ihnen!
Die vor kurzem veröffentlichte ISAAC-Studie ist die weltweit größte epidemiologische Studie der Altersgruppen 6 bis 7 und 13 bis 14 Jahre: http://thorax.bmj.com/content/early/2013/01/03/thoraxjnl-2012-202285
Die Daten von 500.000 Kinder und Jugendlichen wurden in dieser Studie berücksichtigt und gaben Hinweis darauf, dass der Konsum bestimmter Lebensmittel zur Entwicklung von Asthma, Heuschnupfen und Ekzemen führt. Das Risiko an einer schweren Asthmasymptomatik zu leiden, war beispielsweise bei Jugendlichen die häufig Fastfood-Gerichte konsumierten um 39 % erhöht. Als Ursache werden die Transfettsäuren gehandelt, die besonders in Fastfood und Margarine enthalten sind. Eine negative Korrelation ergab sich hingegen für den Konsum von Obst. Bei Kindern wird der positive Effekt auf die Gesundheit ab drei Obstmahlzeiten pro Woche als signifikant beschrieben.
Haben Sie im Klinikalltag bereits eine deutliche Zunahme der allergischen Erkrankungen bemerkt? Welche Hinweise geben Sie Eltern bezüglich einer ausgewogenen Ernährung mit?
Liebe Kollegen aus der pulmologischen Praxis,
immer wieder erreichen uns Anfragen zum Thema "Bronchospasmolysetests". Gerne möchten wir Sie einladen, Ihre Meinung und Ihre praktischen Tipps zu dieser Frage mit unserer Ärzteschaft zu teilen.
Ein Kollege fragt konkret:
"Wenn ich in der Praxis bei der Lungenfunktion Bronchospasmolysetests durchführe, habe ich im Falle einer Mehrfachbenutzung desselben Dosieraerosols (z.B. Berodual) bei mehreren Patienten ein "Hygieneproblem". Wie gehen Sie damit um?
Gibt es eine Bezugsquelle für günstige Einweg- oder wiederaufbereitbare Mundstücke, die für gängige Dosieraerosole passen? Nutzen Sie einen Spacer? Für praxistaugliche (und kostensparende!) Tipps wäre ich dankbar!"
Wir freuen uns auf Ihre zahlreichen Rückmeldungen und möchten damit eine Anstoß für eine informative Diskussion rund um das Thema geben.
Die Behandlung von Rheuma und Morbus Bechterew mit radioaktiver Bestrahlung ist mittlerweile keine Seltenheit mehr. Die FASZ thematisiert die radioaktive Therapie und stellt eine Patientin mit Morbus Bechterew vor, die eine Radon-Kur in einem von den acht möglichen Kurorten in Deutschland regelmäßig durchführt. Die Wirkung zeigte sich außerdem positiv auf ihre Nasennebenhöhlenprobleme.
Zur Reduktion von Schmerzmitteln und dem Einstellen der Schmerzen auf ein erträgliches Maß ist diese Therapie durchaus induziert. Zu bedenken bleibt allerdings die Gefahr des erhöhten Krebsrisikos. Eine im Ärzteblatt veröffentlichte Studie belegte, dass Radon 5% der Todesfälle bei Lungenkrebs ausmacht - eine nicht zu vernachlässigende Quote. Leider ist dieses Gebiet wenig erforscht, sodass wir uns nur auf Annahmen stützen können. Beispielsweise die Annahme vom linearen Dosis-Wirkungs-Prinzip ohne Schwellenwert, nach der das Krebsrisiko steigt. Die Vermutung der Stimulation der Krebsabwehr bei niedrig dosierter Strahlentherapie durch eine Reparatur von DNA-Schäden würden einen solchen Schwellenwert dagegen wieder begründen. Hans Jöckel, erfahrener Badearzt in Bad Kreuznach, gibt nach jahrelanger Erfahrung diese Therapie als nebenwirkungsfrei an.
Was halten Sie von einer solchen Therapie? Haben Sie bereits entsprechende Kurorte empfohlen und eventuell durch Patientenberichte auch Rückschlüsse ziehen können? Bei welchen Erkrankungen würden Sie eine radioaktive Therapie noch in Betracht ziehen?
Liebe Kollegen aus der pulmologischen Praxis,
immer wieder erreichen uns Anfragen zum Thema "Bronchospasmolysetests". Gerne möchten wir Sie einladen, Ihre Meinung und Ihre praktischen Tipps zu dieser Frage mit unserer Ärzteschaft zu teilen.
Ein Kollege fragt konkret:
"Wenn ich in der Praxis bei der Lungenfunktion Bronchospasmolysetests durchführe, habe ich im Falle einer Mehrfachbenutzung desselben Dosieraerosols (z.B. Berodual) bei mehreren Patienten ein "Hygieneproblem". Wie gehen Sie damit um?
Gibt es eine Bezugsquelle für günstige Einweg- oder wiederaufbereitbare Mundstücke, die für gängige Dosieraerosole passen? Nutzen Sie einen Spacer? Für praxistaugliche (und kostensparende!) Tipps wäre ich dankbar!"
Wir freuen uns auf Ihre zahlreichen Rückmeldungen und möchten damit eine Anstoß für eine informative Diskussion rund um das Thema geben.
Das BMJ veröffentlichte das Ergebnis einer Studie, die einen Zusammenhang zwischen der Einführung des Rauchverbotes in Belgien und dem Rückgang der Frühgeburtenrate herstellt. Tabakkonsum ist als Gesundheitsgefahr für Mutter und Kind bekannt, doch der schrittweise Rückgang der Frühgeburten entsprechend der Etappen des eingeführten Rauchverbotes verdeutlicht die unmittelbare Wechselwirkung. In diesem Zusammenhang möchte ich auf das Rauchen in der Schwangerschaft zu sprechen kommen. Als Gynäkologin habe ich meinen Patientinnen die Reduzierung - bzw. den Totalverzicht - des Nikotinkonsums stets sehr nahe gebracht. Auch ich habe meine Schwangerschaft mit stark reduziertem Nikotingenuss verbracht - Schwangerschaft und Geburt verliefen komplikationsfrei. Wie verhalten Sie sich gegenüber schwangeren Raucherinnen? Nicht jede Schwangere ist bereit das Rauchen aufzugeben...da ich selber rauche, lasse ich mehr Milde walten, als eigentlich angeraten wäre. Lehnen Sie es radikal ab, Raucherinnen während der Schwangerschaft zu betreuen?
Liebe Kollegen, ich bin seit kurzem auf einer nephrologischen Station eingesetzt und habe in wenigen Wochen schon drei Patienten behandelt, die an einer schweren chronischen Niereninsuffizienz leiden und nun dialysepflichtig geworden sind. Die Ursache ihrer Niereninsuffizienz ist am ehesten auf eine ASS-Dauertherapie zurückzuführen. Wenn man sich überlegt, dass bei einer ASS-Dauertherapie 100 mg täglich eingenommen werden, dann liegt die Gesamtmenge nach 10 Jahren schon bei über 500 kg ASS. Auf der Gastroenterologie sieht man wahrscheinlich auch viele Patienten, die durch eine NSAR-Dauereinnahme schwere Ulzerationen des Magens aufweisen... Die Verschreibung welchen NSARs bereitet Ihnen aufgrund der möglichen Organschädigungen am meisten Bauchschmerzen?
Liebes Kollegium,
ich betreue eine Patientin (33 Jahre), die vor einem Jahr an einem Hodgkin-Lymphom litt. Unter dem diagnostischen Marathon, den sie dabei durchlief, hat sie offensichtlich eine Kontrastmittelallergie entwickelt. Nun wird alle 3 Monate zur Nachsorge ein CT gemacht, weiterhin mit dem Kontrastmittel, gegen das sie allergisch reagiert. Sie wird dabei mit Fenistil behandelt, beschreibt diese Untersuchungen aber dennoch als äußerst unangenehm, da sich trotzdem noch allergische Reaktionen auf das Kontrastmittel zeigen (vor allem stark gerötete, juckende Hautarreale). Ich frage Sie, ob es eine Alternative zu diesem Mittel gibt und ob die weitere Gabe des Kontrastmittels überhaupt so zulässig ist? Vielleicht kann mir ja ein Kollege aus der Radiologie weiterhelfen?
Seit 1998 werden in Kanada und der USA Getreideprodukte mit Folsäure angereichert (0,15 mg pro 100 g Getreide). Da Folsäuremangel zu den Hauptrisikofaktoren für die Entwicklung eines Neuralrohrdefekts in der Frühschwangerschaft zählt, sollten Frauen mit Kinderwunsch täglich 400 Mikrogramm Folsäure einnehmen, um dieser Gefahr vorzubeugen. Dies sollte bereits vor einer Empfängnis beginnen und in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten fortgeführt werden. Leider ist das nur für einen geringen Prozentsatz der Frauen überhaupt möglich (da sie z.B. zu spät von ihrer Schwangerschaft erfahren).
Sollte also nicht auch in Deutschland eine Anreicherung von Lebensmitteln mit diesem B-Vitamin überdacht werden? Gegner dieser Maßnahme argumentieren gerne mit einer potenziellen cancerogenen Wirkung von Folsäure. Dieser Verdacht konnte aber gerade weitesgehend aus dem Weg geräumt werden.
LINK:http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/krebs/article/830956/wider-diskussion-folsaeure-krebs-haelt.html?sh=16&h;=-724804917
Liebe Kollegen, was ist ihre Meinung zu diesem Thema? Sollten wir uns Amerika hier als Vorbild nehmen?
Die Medizintechnik stellt als bedeutender Wirtschaftsfaktor heutzutage die Voraussetzung der ärztlichen und therapeutischen Tätigkeit dar. Technologische Fortschritte und Innovationen lassen sie nicht nur für das Gesundheitswesen, sondern auch für Politik, Wissenschaft und Industrie von großer Bedeutung werden. Beim nationalen Strategieprozess "Innovationen in der Medizintechnik" arbeiteten diese Bereiche im Sinne der Patientenversorgung und des ökonomischen Zwecks zusammen. Den Schlussbericht kann man unter
http://strategieprozess-medizintechnik.de/ nachlesen. Hier wird auch auf die finanzielle Unterstützung eingegangen - Regierung und Industrie verfügen offenbar über die Mittel zur Unterstützung des Gesundheitssystems durchaus. Die Technologisierung und deren Fortschritt sind essenziell; dennoch sollten die Gelder doch entsprechend den Gegebenheiten verteilt werden.
Aktuell liegt die Problematik der Kliniken im Personalmangel und der daraus resultierenden unzureichenden Vergütung und Überarbeitung der Angestellten. Ohne eine Veränderung wird die Situation stetig kritischer, die Berufe im Gesundheitssystem verlieren an Attraktivität und Absolventen werden von Angeboten im Ausland überzeugt. Dieses Leiden des Gesundheitssystems kann von der besten Technik nicht wettgemacht werden. Der Mangel an Fachpersonal beeinflusst die medizinische Versorgung und damit auch das Gesundheitssystem als Wirtschaftsfaktor.
Wie beurteilen Sie die Situation? Halten Sie eine Umverteilung der Gelder für angebracht?
Gemäß der Strategie von John F. Kennedy und der Mondlandung entschied sich die Europäische Kommission in der "Flaggschiff- Initiative" zur Verteilung der Fördergelder auf zwei Großprojekte: die Entdeckung des Wundermittels der Zukunft und die Simulation des menschlichen Gehirns in einem Computer. Letzteres gleicht dem Konzept einer Science Fiction Story und scheint größenwahnsinnig zu sein. Henry Makram, Initiator des Projekts, entwickelte an der École Polytechnique Fédérale de Lausanne bereits eine Vorstufe des Konzepts, das "Blue Brain Project", das neurowissenschaftlichen Experimenten dient.
Das aktuelle Projekt bringt die angesehensten Akademiker der Neurowissenschaften, Informatik, Mathematik und Biologie der führenden europäischen Universitäten zusammen. Die Fördersumme der EU wird noch verhandelt- der vorläufige Vorschlag von einer Milliarde Euro soll nun von den Regierungen und der Industrie mitgetragen werden. Abgesehen vom Thema der Finanzierung, das solche wissenschaftlichen Großprojekte stets aufwerfen, möchten wir an dieser Stelle unsere Berufung als Mediziner in den Fokus rücken.
Aus dieser Sicht löst dieses Projekt pure Faszination und einen unaufhaltsamen Forschungstrieb und Wissensdrang aus. "Juckt" es Ihnen beim Gedanken an eine solche Tätigkeit auch in den Fingern? Die Hirnforschung wird dabei auf ein ganz neues Level gebracht, neurodegenerative Erkrankungen und die punktuelle Wirkung von Schmerzmedikationen können erforscht werden. Hätten Sie Lust, bei so etwas mitzuwirken? Vereinbaren Sie ihren Klinik- oder Praxisalltag mit Forschungsarbeiten?
LINK: http://www.zeit.de/2013/06/Flagschiff-Initiative-Forschung-Graphen-Human-Brain-Project
Das Ärzteblatt berichtete kürzlich über die Einführung einer europaweit verfügbaren Sperrliste für Ärzte, die offenbar in der Politik und auch in den Kliniken auf große Zustimmung zu stoßen scheint.
Abgesehen vom bürokratischen Aufwand stellt die notwendige Präzision im Sinne des Datenschutzes und der Unschuldsvermutung eine Herausforderung dar. Die Indikation ist zweifelsfrei gegeben, eine solche Transparenz erleichtert den Kliniken das Auswahlverfahren bei der Personalsuche. Aus den gesetzestreuen Staaten Europas würde so definitiv entsprechend vorbelasteten Medizinern die Ausübung der ärztlichen Tätigkeit untersagt bleiben.
Allerdings ist die Umsetzung in den vom Temperament her verschiedenen Staaten Europas ein Problem: das Prinzip der EU- Sperrliste bietet in manchen Fällen mehr, in anderen eher weniger Rückschluss auf die Straffälligkeiten der Mediziner. Demnach wäre diese Sperrliste nur bedingt vertrauenswürdig.
Was halten Sie von der Idee? Sind Sie für die Einführung einer solchen Liste? Wie kann deren Glaubwürdigkeit gewährleistet werden?