Fachdiskussion zum Thema "Plötzliche Bewusstlosigkeit eines jungen Erwachsenen mit konsekutivem Herzkreislaufstillstand". Autoren: Christian Jens Diepenseifen, Jens-Christian Schewe und Georg Baumgarten Bitte diskutieren Sie Fragen und Diskussionsansätze hier. Mit freundlicher Unterstützung vom Rheinischen Ärzteblatt.
Der hohe Schadenswert von Röntgenstrahlen veranlasst nach wie vor viel Forschung, vor allem im pädiatrischen Bereich (über die Frakturdiagnostik mittels Sonographie wurde hier bereits berichtet: http://www.esanum.de/beitrag/ultraschall-zur-unterarmfrakturdiagnose/9124 Nun ist eine Studie veröffentlicht worden, die einen breiten klinischen Nutzen zu haben scheint: http://archpedi.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=1558168#qundefined Mittels Sonographie können Pneumonieherde (Konsolidierungen etc.) gut erkannt werden. Zu diesem Schluss kam die Studie, welche 200 Patienten von im Mittel drei Jahren Alter eingeschlossen hat. Bei diesen Patienten bestand der klinische und auskultatorische Verdacht einer Pneumonie. Per Röntgen-Thorax konnten 18% Pneumoniebefunde identifiziert werden. Per Sonographie waren allerdings sogar 24,5% positiv. Die Autoren erklären diese Diskrepanz damit, dass die Röntgenuntersuchung kleinere Herde <1,5cm nicht detektieren kann. Insgesamt waren nur 3 Patienten als falsch-positiv mittels Ultraschall zu verzeichnen. Denken Sie auch, dass dies ein erster Durchbruch in Richtung Routinediagnostik mittels Ultraschall zu sein scheint? Oder ist es unwahrscheinlich, dass Pneumonien künftig so diagnostiziert werden?
Liebe Kollegen,
aktuell wird darüber berichtet, die vor einer Überdosierung mit Vitamin D bei Neugeborenen / Säuglingen warnt. Wird das Vitamin D in Tropfenform verabreicht könne es leicht zu einer Hypervitaminose kommen, welche dann gravierende Nierenschäden nach sich ziehen kann.
Das grundlegende Problem scheint vor allem eine Erhöhung der Wirkstoffkonzentration pro Tropfen um 50% zu sein. Zudem ist ein Tropfen je nach Umgebungstemperatur nicht immer die exakt gleiche Menge.
Vielleicht wäre man besser damit beraten Vitamin D in Tablettenform zu verabreichen? Oder sollte man die Konzentration des Vitamin D in der Tropfenvariante erniedrigen, sodass Eltern 10 statt einem Tropfen verabreichen müssen? Dann wäre die Gefahr einer massiven Überdosierung durch z.B. 2 statt 1 Tropfen etwas gebannt. Welche Darreichungsform empfehlen Sie in der Praxis?
Bisher sind laut den New Yorker Behörden ungefähr 20000 Menschen an der Influenza erkrankt, New York und Boston haben nun den Notstand ausgerufen. Dieses Jahr haben sich in den USA wohl fünf Mal mehr Menschen angesteckt als in der vergangenen Saison. Vereinzelt sollen sogar auch noch Fälle der Schweinegrippe zu Tage getreten sein.
Jährlich lassen sich rund 40 Prozent der US-Bürger gegen Influenza impfen, wie auch bei uns in Deutschland befürchten jedoch viele, sich erst durch eine Impfung anzustecken. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) betrug die Durchimpfungsrate für Deutschland in der Wintersaison 2008/2009 ungefähr 30 Prozent.
http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsB/Geda2010/Grippeschutzimpfung.pdf?__blob=publicationFile
Beruhigend ist, dass von den Hochrisikogruppen, wie älteren Patienten, zumindest mehr als die Hälfte geimpft waren. Auch die Schweiz wird gerade von der Grippe eingenommen und die Impfungen laufen in den noch nicht betroffenen Regionen wahrscheinlich gerade auf Hochtouren.
Ich weiß, dieses Thema wird jedes Jahr aufs Neue diskutiert. Ich würde nur gerne wissen, ob Sie sich impfen lassen, liebe Kollegen. Da wir im Gesundheitswesen arbeiten, ist die generelle Empfehlung zwar sich impfen zu lassen, ich bin dennoch neugierig, ob es vielleicht doch einige gibt, die ihrem Immunsystem vertrauen.
Viele nehmen es regelmäßig und es wird gerne auch von Ärzten empfohlen. Neue Forschungsergebnisse lassen uns nun an dem alten Freund zweifeln. Vitamin C könnte vielleicht doch ein paar Tücken für unseren Organismus bereithalten. Zum Hintergund: in der Atmungskette gehen aus einem gewissen Prozentsatz von Sauerstoff die Radikalen Sauerstoffspezies (ROS) hervor und diese freien Radikale werden angeprangert, nur Schlechtes in unserem Organismus anzurichten.
Kaulquappen können ebenso wie Lurche ihren Schwanz nachwachsen lassen. Diese Reaktion läuft mit Hilfe oxidantiver Enzyme ab, welche freie Radikale produzieren. Dieser Prozess könnte nahelegen, dass die als "böse" abgestempelten Radikale vielleicht sogar doch Schlüsselrollen in der Zellregeneration spielen. Eine Studie (hier nachzulesen: http://www.welt.de/print/die_welt/wissen/article112743367/Kuenstler-der-Regeneration.html ) hat gezeigt, dass wenn man den Kaulquappen nun das antioxidantive Vitamin C injiziert, der Schwanz nicht mehr nachgewachsen ist.
Das bietet nun natürlich auch einen neuen Diskussionsansatz, ob das eventuell bei der Wachstumshemmung von Tumorzellen eine Rolle spielen könnte... Was machen Sie aus solchen Ergebnissen? Sollte man nun nicht mehr jedem unbedacht Vitamin C empfehlen?
Quelle: http://www.welt.de/print/die_welt/wissen/article112743367/Kuenstler-der-Regeneration.html
In der Ärztezeitung habe ich gerade von einem Babybody gelesen, der vor dem Plötzlichen Kindstod warnen soll. Er wurde von Forschern des Fraunhofer-Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM in Berlin entwickelt und enthält ein Sensorsystem (eine dehnbare Leiterplatte), das auf die Atmung des Kindes reagiert.
Ich denke auch einige unter Ihnen werden die Angst kennen, dass das eigene Kind von SIDS betroffen sein könnte. Diese Furcht kann einem auch niemand zuverlässig nehmen. Hat jemand mehr Informationen zu diesem Body? Kann man ihn schon irgendwo kaufen? Wie viel kostet er?Wie hoch ist die Gefahr eines Fehlalarms usw.?
Infektionen mit C. difficile sind zu Recht gefürchtet. Sie entstehen meist als Folge einer Antibiotikatherapie und müssen selbst groteskerweise wieder mit Antibiotika behandelt werden. Mittel der Wahl ist hier Vancomycin, das allerdings nur in 60 Prozent der Fälle eine Ausheilung erzielen kann. Ich behandle gerade eine Patientin, die zu den 40% gehört, bei denen Vancomycin nicht zu helfen scheint.
Auf der Suche nach Alternativen bin ich auf eine äußerst ungewöhnliche Behandlungsmehtode gestoßen: Im New England Journal of Medicine ist gerade eine Studie darüber veröffentlicht wurden: http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1205037#t=articleTop
Diese belegt, dass eine Transplantation von Faeces gesunder Spender den Darm bei C. difficile-Infektionen sanieren kann und die Diarrhö häufiger zur Ausheilung bringt als eine Vancomycin-Therapie. Bei der Vorstellung einer nasoduodenale Sonde, durch die eine Faeceslösung läuft, wird wohl nicht nur bei mir das natürliche Ekelgefühl geweckt. Allerdings scheint es eine hervorragende Wirkung zu erzielen. So war es bei 13 von 16 Patienten (81 Prozent) nach der ersten Fäkal-Transplantation zu einer Ausheilung der Diarrhö gekommen. Bei zwei der übrigen drei Patienten gelang dies nach einer zweiten Fäkal-Transplantation. Unter der Vancomycintherapie erholten sich dagegen nur 4 von 13 Patienten (31 Prozent).
Liebe Kollegen, glauben Sie, dass sich diese ungewöhnliche Therapieform etablieren kann? Ist dies ein Option, die sie ihren Patienten anbieten würden?
Quelle: http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/53064/Faekal-Transplantation-heilt-C-difficile-Infektion
In Schleswig-Holstein klagen Raucher vor dem Sozialgericht um die Übernahme der Kosten ihres Rauchentzuges durch die Krankenkasse. Die Entwöhnung, die individuelle Therapie und Verhaltenstherapie beinhaltet, kostet mindestens 700 Euro. Dieses Angebot ist zur Zeit nicht im Leistungskatalog der Krankenkassen zu finden.
Dabei wäre das eine sinnvolle Investition, denn erst für die Folgeerkrankungen wie Herzkreislauf- und Lungenerkrankungen müssen die Kassen richtig tief in die Tasche greifen. Man könnte natürlich auch anders argumentieren. Immerhin trägt der Raucher selbst Schuld an seiner Sucht. Er hat ja irgendwann freiwillig damit angefangen und müsste dementsprechend auch für seinen Entzug selbst aufkommen. Mich würde interessieren, was andere Ärzte zu diesem Thema denken.
Glauben Sie die Nichtraucherquote könnte mit der Übernahme der Entzugstherapiekosten signifikant gesenkt werden?
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/neuro-psychiatrische_krankheiten/suchtkrankheiten/?sid=829291
Zur Olympiade im letzten Jahr berichtete die Zeit (Nr.33) über Pistorius, der als vierfacher Goldmedaillengewinner bei den Paralympics nun auf seinen Beinprothesen beim olympischen 400- Meter- Lauf an den Start ging. Eine folgenreiche Debatte wurde vermutlich aufgrund des vorzeitigen Ausscheidens verschoben, doch das Thema bleibt aktuell.
Ein Eingriff in die Natur des Menschen und die Ausstattung mit künstlichen Hilfsmitteln scheint tatsächlich eine Bevorteilung gegenüber den anderen „hilfsmittelfreien“ Sportlern zu sein. Doch wo lässt sich eine Grenze ziehen? Die Optimierung des Sportlerkörpers mit entsprechendem Höhentraining, Ernährung etc. ließe sich auch als eine Form des Dopings auffassen.
Aus medizinischer Sicht sind Training, Ernährung und Lebensweise Voraussetzungen um Hochleistungssport zu treiben, sämtliche Hilfsmittel sollten demnach unzulässig sein.
Halten Sie den sogenannten "Cheetah", den Unterschenkelersatz, für eine Bevorteilung? Wo setzen Sie die Grenze vom fairen, professionellen Hochleistungssport zum Doping? Im Artikel wird gewarnt vor dem Wandel in einen Wettbewerb der Pharmakologen, bei dem Monster gegeneinander antreten. Betrachtet man die Tatsache, dass eine Prothese eine große Herausforderung für Körper und Geist darstellt, mit der man nicht automatisch zum Leistungssportler mutiert, wird der scheinbar offensichtliche Fall komplex.
Neulich berichtete ein Kollege, dass er von einem Projekt in Amerika (leider ohne genauere Angaben) hörte, das den Zugang von Angehörigen zur kardiopulmonalen Reanimation erlaube- ja sogar fördere. Auch in Deutschland ist dieses Thema aktuell und nicht eindeutig geklärt. Die Entscheidung sollte normalerweise den Angehörigen freigestellt sein, dennoch werden sie meist rausgeschickt. In solchen Stresssituationen möchte man potentielle Störfaktoren vorbeugend beseitigen. Insgesamt stimmten wir darüber ein, dass zuschauende Angehörige beim Versterben des Patienten mit dem Verlust eventuell besser umgehen können. In der Gewissheit, für ihr Familienmitglied wurde alles gegeben und der Tod war in diesem Moment nicht mehr abwendbar, können sie ihre Trauer zulassen. Allerdings benötigt man zur Förderung und Kontrolle der Situation eine Schwester, die zur Verfügung steht und das Geschehen erklärt, die Reanimierenden vor Störungen schützt und je nach Verfassung des Patienten psychologische Unterstützung leistet. Nur mit einer kompetenten Fachkraft kann dieses Konzept ermöglicht werden. Damit wären wir wieder beim ökonomischen Faktor. Die dünne Personaldecke ermöglicht nahezu keine zusätzlichen Aufgaben. Das Projekt wäre demnach zurzeit aus finanzieller Sicht nicht umsetzbar. Wie stehen Sie zu Angehörigen als Zuschauer? Empfinden Sie deren Anwesenheit als störend oder unzumutbar; oder unterstützen Sie den dafürsprechenden Gedanken?
In Frankreich und den USA wurden in letzter Zeit vermehrt Klagen gegen pharmazeutische Hersteller von Antibabypillen mit Gestagenen der 3. und 4 Generation eingelegt. Ursache dafür sei ein besonders erhöhtes Risiko eine Thrombose unter der Einnahme dieser Kontrazeptiva zu entwickeln.
In diesem Zusammenhang gab es natürlich auch schon einige Studien. Diese bestätigen diese Bedenken. So entwickeln etwa 30 bis 40 Frauen, die mit einer Antibabypille verhüten, die neben Östrogenen Desogestrel, Gestoden (dritte Generation) oder Drospirenon (vierte Generation) enthält, innerhalb eines Jahres eine Thrombose. Mit Levonorgestrel (zweite Generation) sind es nur etwa 20. Der Fortschritt der moderneren Gestagene besteht vor allem darin, dass sie sich positiv auf das Hautbild oder das Gewicht auswirken sollen.
Liebe Kollegen, welche Präparate verschreiben Sie am häufigsten? Und nutzen Sie auch mit der Kenntnis der erhöhten Thrombosegefahr weiterhin Antibabypillen der dritten und vierten Generation?
Liebe Kollegen,
vielleicht ergeht es einigen von Ihnen auch so wie mir beim Lesen von neuen Arbeiten oder Studien. Da findet man einen interessanten Abstract und man kann den vollständigen Artikel nicht lesen, weil man keinen Zugang bei diesem Journal erworben hat.
Teilweise gibt es auch frei zugängliche Artikel, über die ich mich dann wirklich sehr freue, aber leider ist das wirklich die Minderheit. Einige Journal zu abonnieren lohnt sich natürlich, vor allem das wichtigste der eigenen Disziplin, aber es gibt so viele Journals, die auch wichtige Artikel herausbringen, sodass man die Übersicht verliert und auch verarmt, wenn man überall einen Zugang haben will.
Daher wollte ich hier in die Runde fragen, wie Sie das handhaben. Mich würden vor allem internistische Journals interessieren, die Sie empfehlen. Trauern Sie auch dem Zugang nach, den Sie durch die Universität gestellt bekommen haben? Bei uns in Berlin konnte man damit auf fast jedes Journal zugreifen.
Ich freue mich auf ihre Tipps!
Schon wieder erschüttert die Medien die Meldung eines Pfusches bei der Durchführung von Organtransplantationen.
Diesmal sitzen die Schuldigen in Universitätsklinik Leipzig. Dort habe man vor allem bei Lebertransplantationen die Patienten kranker gemacht, als sie seien. Bei der Meldung an das Register "Eurotransplant" habe man bei bis zu 40 Patienten angegeben, dass diese eine Nierenersatztherapie benötigten, obwohl es nicht stimmte. Da bei einer schweren Leberkrankung die Verschlechterung der Nierenfunktion eine erhöhte Dringlichkeit einer Lebertransplantation bedeutet, wurden diese Patienten auf der Warteliste nach vorne gerückt. Die verantwortlichen Ärzte wurden mittlerweile beurlaubt und die Staatsanwaltschaft ist eingeschaltet und prüft nun weitere Details.
Der angerichtete Schaden in den Köpfen der Menschen ist dadurch nicht so schnell behebbar. Meldungen wie diese vergrößern die Angst und Sorgen von potenziellen Spendern, dass ihre Organe nicht den richtigen Menschen zugutekommen.
Wie sehen Sie diese Meldungen? Denken Sie, dass es dieser neue Skandal noch mehr Menschen von einer freiwilligen Organspende abschreckt?
Mitte Dezember wurde vom Bundesrat und Bundestag beschlossen, dass die Beschneidung von Jungen aus religiösem Grund in Deutschland weiterhin erlaubt bleibt. Weiterhin darf die Beschneidung kleiner Jungen bis zum Alter von 6 Monaten von einem medizinisch geschulten Mitglied der Religionsgemeinschaft durchgeführt werden. Eine Aufklärung der Eltern und die sachgemäße Schmerzbehandlung seien vorausgesetzt.
Die Beschneidungsdebatte hat in Deutschland letztes Jahr für große Schlagzeilen gesorgt. Nun wurde viel debattiert und im Endeffekt hat sich nichts an der Ausgangssituation nichts geändert.
Was halten Sie von dieser Entscheidung? Hat der Rechtsapparat zugunsten der Religionsfreiheit die Grundrechte missachtet oder denken Sie, dass das eines der Opfer der religiösen Vielfalt ist, die Deutschland zu leisten hat. Wie würden Sie ihre eigenen Patienten zu diesem Thema beraten?
Ich betreue eine Familie, deren einer Sohn akut seit einem Tag einen Ausschlag auf der behaarten Kopfhaut hat. Dieser ist erhaben, leicht bräunlich und schuppig. Es sind mehrere Herde unterschiedlicher Größe, teils konfluierend. Scheint auf Nachfrage nicht zu jucken oder zu schmerzen. Imponiert auch nicht als Exkoriation. Das Exanthem ist auch streng auf den behaarten Kopf begrenzt, sonst keinerlei Manifestation. Das Kind hat einige Male kurzphasig atopische Manifestationen an der Haut gehabt. Ansonsten gesund und keine weiteren Erkrankungen bekannt. Haben Sie eine Idee, um was es sich handeln könnte?
Sehr geehrte Kollegen, ich behandele eine Sängerin, 34-jährig, die in den letzten Tagen einen grippalen Infekt erlitten hat, welcher ihre Stimmbänder in Mitleidenschaft gezogen hat. Für unsereins kein großes Problem. Sie ist aber beruflich auf ihre Stimme angewiesen und möchte schnell wieder einen „normal“ funktionierenden Stimmapparat – verständlicherweise. Nun wollte ich hier mal fragen, ob Sie Tipps und Therapieempfehlungendazu haben, wie eine leichte inflammatorische Komponenten der Stimmlippen schnell gemildert werden kann. Im akuten Fall, so hat mir ein Kollege berichtet, sei es möglich eine lokale Steroidapplikation durchzuführen (Cortisolspray auf den Stimmapparat). Hat jemand von Ihnen Erfahrungen in dem Bereich? Ich wäre dankbar für Anregungen! Viele Grüße, C. Linser
Liebe Kollegen, die Saison der akuten Bronchitiden ist wieder in vollem Gange. Auch bei uns reiht sich ein Patient an den anderen mit diesem ähnlichen Krankheitsbild; die pädiatrischen Stationen sind sicherlich auch mit dem alljährlichen Bronchitis-Ansturm belegt. Wir haben in unserer Praxis überlegt, dass es vielleicht ganz interessant wäre hier einen Beitrag zu erstellen, welcher in kollegialem Kreise mal Ihre besten Therapieempfehlungen zur akuten (Virus-) Bronchitis oder milderen febrilen grippalen Erkrankungen erfragt. Uns würde nämlich sehr interessieren, was Sie Ihren Patienten mit auf den Weg geben. Seien es Medikamente (Antibiotika verschreiben hoffentlich die wenigsten bei diesen Erkrankungen) – phytotherapeutisch, homöopathisch, allopathisch, oder Verhaltensregeln. All das, was sich Ihrer Ansicht nach als wirksam erwiesen hat. Um den Anfang zu machen: wir empfehlen in der Regel "nur" den Klassiker: Bettruhe sowie Wasserdampfinhalationen (3x tgl. 20 Minuten). Das hat sich als verlässlich und risikoarm sowie kostengünstig erwiesen. Wir sind gespannt auf Ihre Beiträge!
Vor allem in der Pädiatrie ist es ein allseits bekanntes Problem: die Schädlichkeit von Röntgenstrahlen. Leider gibt es Situationen, in denen man sehr schlecht auf den Einsatz von apparativer Diagnostik mittels Röntgenstrahlen verzichten kann. Ein Beispiel sind Frakturen – ein häufiges Krankheitsbild im Kindersalter.
Ohne die genaue Kenntnis von Frakturverläufen, beteiligten Knochen und Gelenken ist in der Regel nicht an eine Therapie zu denken, da sich diese nach genau den o.g. Faktoren richtet.
Das resultiert leider darin, dass so gut wie jedes Kind mit Frakturverdacht eine Röntgenuntersuchung erhält. Entsprechende Risiken mit einbegriffen.
Eine Duisburger Arbeitsgruppe hat nun eine Studie veröffentlich, in welcher Sie 76 Kinder mit Frakturverdacht parallel sonographiert und geröntgt haben. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die Sonographie bei metaphysären Frakturen eine geeignete Alternative zur Röntgendiagnostik ist. Allerdings mit der Einschränkung, dass die Fragmente unverschoben sind.
Publikation mit Link zur Studie: Pediatric Emergency Care 2012; Volume 28 (9): 851-854
Glauben Sie, die Sonographie wird die Röntgenuntersuchung ersetzen können? Sind Ihnen andere Maßnahmen bekannt, wie die hohe Zahl an Röntgenuntersuchungen bei frakturverdächtigen Kindern reduziert werden kann?
Ich möchte mich in diesem Beitrag einmal der Effektivität der medizinischen Versorgung im Groben widmen: Wenn man sich in größerem Maßstab, also beispielsweise das gesamte Land betrachtend, die häufigsten Erkrankungen und zahlenmäßig gravierendsten Todesursachen anschaut landet man, wir wissen es alle, bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einigen Karzinomvarianten. Was ich mich Frage, ist, ob nicht im Grunde genommen der Großteil an monetären Mitteln, die für die Erforschung neuer Therapien investiert werden, falsch investiert ist. Oder zumindest das Ziel Krankheiten zu bekämpfen mit dieser Art an Investition nicht richtig erreicht wird. Denn ist es nicht effektiver, epidemiologisch betrachtet, mehr in präventive Maßnahmen und Aufklärung zu investieren? Wenn ich recht informiert bin, erhalten sozialmedizinische Forschungsprojekte, die sich mit solchen Themen befassen, ein Bruchteil an Mitteln bereitgestellt, als lukrative neue Wirkstoffe mit toll klingenden Namen. Das liegt natürlich auch an den Mitteln, die die Pharmaindustrie bereitstellt – die natürlich weniger Interesse an Präventivmaßnahmen hat. Ich halte das für absurd und finde, da müsste ein Umdenken passieren. Denn nur so können wir effektiv Krankheiten bekämpfen – in dem wir die Inzidenz reduzieren. Oder was meinen Sie? Denken Sie nicht, dass dies sinnvoller wäre?
Die Einflüsse der Pharmaindustrie auf unsere Ärzteschaft mit entsprechenden positiven und negativen Aspekten sind hier ja bereits oft ausreichend diskutiert worden. Befeuert wurde die Debatte durch das vor kurzem gefällte Gerichtsurteil, dass wir Ärzte uns nicht strafbar machen, wenn wir Prämien der Pharmaindustrie annehmen.
Seit kurzem existierrt eine Initiative, die diesbezüglich für den Ein oder Anderen vielleicht interessant sein könnte. Sie nennt sich "Mezis – Mein Essen zahle ich selbst" und ist nach dem amerikanischen Vorbild "No free lunch" entstanden. Sie setzt sich dafür ein, dass die teils beachtlich großen Einflüsse von Pharmavetretern auf niedergelassene Kollegen aufgeweicht werden und Patienten die für Sie beste Versorgung erhalten - unabhängig von Prämien, Verträgen und Boni.
Internetadresse: www.mezis.de
Wir sind gespannt, wie die aktuelle Debatte zu Prämien und Honorierung seitens der Pharmaindustrie voranschreitet. Wie glauben Sie wird die Entwicklung weitergehen? Wird die Bundesregierung Gesetzesmaßnahmen ergreifen, die eine "Bestechlichkeit" ahnden?