Die Idiopathische Lungenfibrose, als relativ seltene Krankheit mit weitgehend unbekannter Ursache, hatte lange Zeit ausschließlich unbefriedigende Therapieerfolge zu verzeichnen. Die Behandlung mit Sauerstoffgabe, Kortisonen und Azathioprin war nicht zufriedenstellend. In aktuellen Studien werden nun zusätzlich zu den in diesem Fall unzureichenden antientzündlichen Medikamenten vor allem antifibrotische fokusiert. Viele davon befinden sich noch in der klinischen Probephase.
Nun kam es vor circa einem Jahr zur Zulassung von Pirfenidon, welches im Artikel des krankenpflege journals als „Meilenstein“ beschrieben wird. Die Ergebnisse der Studie waren eindeutig und ließen tatsächlich auf entsprechende Erfolge hoffen. Durch die Kombination aus antifibrotischem und anti-inflammatorischem Wirkmechanismus soll der Abnahme des FVC Wertes aktiv entgegengewirkt werden. Das Risiko- Nutzen Verhältnis scheint ein sehr annehmbares zu sein.
An dieser Stelle bitte ich um Stellungnahme von Kollegen, die Erfahrungen mit Pirfenidon sammeln konnten. Wurden die Ergebnisse und Erwartungen in der Praxis weitgehend bestätigt? Stellt es tatsächlich das langgesuchte Mittel der Wahl der IPF Therapie dar?
Artikel: http://www.krankenpflege-journal.com/pneumologie/4162-idiopathische-lungenfibrose-esbrietr-pirfenidon-ist-das-erste-in-der-eu-zugelassene-medikament-zur-behandlung-von-erwachsenen-mit-leichter-bis-mittelschwerer-erkrankung.html
Es ist schon länger ein umstrittenes Thema, ob die PCI bei stabiler KHK einen nennenswerten Nutzen hat. Diesbezüglich wurde gerade wieder eine äußert interessante Studie veröffentlicht. (http://www.advisory.com/Research/Cardiovascular-Roundtable/Cardiovascular-Rounds/2012/02/PCI-offers-no-benefits-over-medical-management-of-stable-CAD) Darin werden zwei prinzipielle Aussagen getroffen: 1.: Beim akuten Herzinfarkt ist die PCI unumstritten die Methode der Wahl. 2.: Die PCI bei stabiler Angina pectoris bietet keine Vorteile gegenüber der alleinigen medikamentösen Behandlung. Ich frage mich, warum die meisten Kollegen dennoch so viele PCI´s durchführen. In Zukunft also keine Stents mehr (auch um dem Gesundheitssystem und den Patienten eine Menge Geld zu ersparen) bei stabiler KHK? Was ist ihre Meinung?
Bei mir befindet sich zur ein Patient (35 Jahre) in Behandlung, der vermutlich unter einer Kombination aus COPD und allergischem Asthma bronchiale leidet. In der Kindheit hatte er schwere Neurodermitis. Seit der Pubertät sei er aber symptomfrei. Dafür habe er eine Pollenallergie (gegen nahezu alle Pollen) entwickelt, die sich aber eher in Niesen und tränenden Augen äußerte. Er raucht seit nunmehr 20 Jahren täglich circa eine Schachtel. Er gibt an seit circa 10 Jahren nicht mehr beim Arzt gewesen zu sein. In der letzten Zeit ging es ihm aber derart schlecht, dass er sich überwinden musste. Das größte Problem scheint die Atemnot nach Belastung zu sein (er spielt regelmäßig Fußball). Außerdem glaubt er jetzt auch auf die Pollen mit Atemnot zu reagieren. Die roten Augen seien aber dafür weg. Allgemein spricht er von einer „Verengung der Atemwege“, mit der er auch nachts zu kämpfen hat. Das FEV1 beträgt 65% vom Sollwert. Ich bin mir nun nicht sicher, welche Medikation sich für diesen Fall am besten eignet. Die Raucherentwöhnung steht sicherlich an erster Stelle. Hat jemand dennoch Erfahrung mit einer solchen Kombination und kann mir einen Rat geben?
Ein Patient (30 Jahre lang Raucher) sprach mich neulich auf ein Medikament an, das er als „Wunderpille gegen das Rauchen“ bezeichnete. Ich bat um etwas Zeit, um mich zu informieren.
Tatsächlich scheint der Wirkstoff Vareniclin (Partialagonist am Nikotinrezeptor) einen positiven Effekt auf die Raucherentwöhnung zu haben.
Allerdings habe ich bei meiner Recherche auch eine Studie (http://www.cmaj.ca/content/early/2011/07/04/cmaj.110218) gefunden, die zeigt, dass dieses Medikament signifikant mit der Erhöhung von Herz-Kreislauferkrankungen verbunden ist. Dabei haben gesunde Raucher mittleren Alters, die Vareniclin einnehmen, ein um 72 % erhöhtes Risiko (gegenüber Placebogruppe) einen Herzinfarkt zu erleiden, oder wegen anderer ernsthafter Herzprobleme ins Krankenhaus zu kommen.
Eine Studie, die mich regelrecht aufschrecken lies. Ein Unding, dass dieses Medikament immer noch auf dem Markt ist! Das Rauchen gibt man ja üblicherweise auf um eben genannte Erkrankungen nicht zu bekommen… Da muss eindeutig das Risiko-Nutzen-Profil erneut überdacht werden.
Haben Sie denn Erfahrungen mit diesem Medikament? Konnten Sie diese Studie auch in der Praxis bestätigen?
Bei zwei Patienten habe ich Broncho Vacum trotz Bedenken angewendet: mit indifferentem Ergebnis. Patientin 1 (weiblich, 52 Jahre, chronische Dyspnoe, teils durch seit Kindestagen vorhandene chronische Infektanfälligkeit über die Jahre verursacht) hatte zwar keine Probleme mit den beschriebenen Nebenwirkungen, konnte allerdings auch nach mehreren Monaten keine Verbesserung der Symptome verbuchen, sprich die häufigen Atemwegsinfekte konnten nicht spürbar eingedämmt werden. Patient 2 (männlich, 17 Jahre, chronische Bronchitis, Werte sonst normal) kämpfte zwar mit einer kurzen Magenunpäßlichkeit, hatte sonst aber keine besonderen Probleme. Auch in diesem Fall konnte nach einem knappen halben Jahr bestenfalls das Fazit “guter Versuch” gezogen werden. Mögliche Verbesserungen waren bestenfalls im Promillebereich anzusiedeln. Haben Kollegen hier andere Erfahrungen gemacht? Evtl. mit speziellen Kombinationstherapien?
Die Ärztezeitung berichtet gerade von einer Ursache dieses Dilemmas: Die Ausbildung zum Thema Suchterkrankungen in Deutschland ist miserabel ( http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/article/812227/mediziner-lernen-fast-nichts-sucht.html )
Im Gespräch mit Kollegen wurde auch mir immer häufiger klar, dass sich Ärzte im Bezug auf die Überzeugung zur Raucherentwöhnung zu wenig zutrauen. Meine eigene Erfahrung zeigt mir aber, dass ein Großteil der Patienten sich von der Unterhaltung mit dem Arzt gerne bekehren lassen. Wo sich Familie und Freunde den Mund fusselig reden, kann ein ernstgemeinter Standpunkt des eigenen Doktors Wunder bewirken. "Was soll ich ihn belehren, wenn er doch eh nicht aufhören will?" ist dabei ein meiner Meinung nach völlig falscher Denkansatz.
Gerade diese scheinbar unbelehrbaren Raucher benötigen den Appell und den Zuspruch es mit Hilfe schaffen zu können. Die Raucherentwöhnung ist eine unglaublich wirksame therapeutische Maßnahme, besser als jedes Medikament. Leider ist sie nicht so leicht zu verschreiben, sondern erfordert die Konfrontation mit dem Patienten und die nötige Portion Empathie. Das möchte ich keinem Kollegen absprechen, dennoch umgehen momentan leider viele diesen Weg.
Wie geht es Ihnen: Fühlen sie sich auch eher unsicher auf dem Gebiet der Suchtentwöhung oder sind sie sich ihrer Wirkung als Arzt bewusst?
Fasten reinigt den Körper und zwar scheinbar von entarteten Zellen. Es klingt unglaublich: Längere Nahrungkarenz bei krebskranken Mäusen erhöht die Effizienz der Chemotherapie und senkt außerdem deren Nebenwirkungen. Hier die Veröffentlichung aus den USA dazu: http://stm.sciencemag.org/content/early/2012/02/06/scitranslmed.3003293 Auch die Erklärung des Phänomens hört sich logisch an: Während normale Zellen unter Nahrungskarenz in eine Art Ruhezustand (ähnlich dem Winterschlaf) verfallen, versuchen sich Krebszellen weiter zu teilen und Proteine zu synthetisieren. Dadurch geraten sie unter Stress, produzieren freie Radikale und induzieren somit ihren eigenen Tod. Ob dieses Modell auch auf den Menschen übertragbar ist, wird zur Zeit in ersten klinischen Studien getestet. Natürlich muss erst einmal geschaut werden, ob der Krebskranke überhaupt längere Nahrungskarenz tolerieren kann. Sollten diese Studien aber erfolgreich sein, könnte es bald eine relativ leicht umzusetzende Maßnahme geben, um die unbeliebte Chemo erträglicher und effektiver zu gestalten. Was halten Sie von diesem Konzept? Haben Sie bereits Erfahrungen gesammelt?
Im Medical Tribune erscheint zurzeit eine neue Reihe über den Schutz von Patientendaten:
http://www.medical-tribune.de/home/fuers-praxisteam/artikeldetail/schutz-der-patientendaten-von-der-anmeldung-bis-zum-fax-1.html
Mit Hinweisen auf typische Situationen und Fehlerquellen soll das Qualitätsmanagement untersucht und gegebenenfalls in entsprechenden Fällen verbessert werden.
Der Schweigepflicht und allen geltenden Gesetzen folgend, erfüllten wir seit jeher sämtliche Ansprüche, die heute unter die Rubrik des QMs fallen. Neue Regelungen sind wie immer mit zusätzlicher Arbeit verbunden, sprich jeder Menge Papierkram, um die Einhaltung der entsprechenden Richtlinien zu garantieren.
Die eigentliche Bedeutung des QMs ist nicht zu diskutieren, der Schutz von Patienten(-daten) ist unabdingbar und damit entsprechende Regelungen notwendig.
Doch allein schon beim Klang des Wortes des "Qualitätsmanagement", welches ja erst seit wenigen Jahren aktuell ist, drängt sich die Frage auf: Haben früher solche Routinevorgänge soviel schlechter funktioniert? Sind alle DIN- und ISO-Vorgaben wirklich notwendig oder nicht oft "Zeitfresser", die tatsächliche und wichtige Arbeit verhindern helfen?
Was meinen Sie dazu, liebe Ärztinnen und Ärzte?
Die TeleScot-Studie untersucht derzeit den Einsatz von Telemedizin bei Menschen mit COPD in Schottland. Die Studienteilnehmer erhielten ein Videotelefon, ein elektronisches Stethoskop, ein digitales Blutdruckmessgerät, ein Pulsoxymeter, ein Peak-flow-Messgerät, eine Waage und ein Touchscreen-System.
Jeden Morgen können somit die notwendigen Vitalparameter von den Patienten selbständig gemessen und mittels eines speziell entwickelten Computerprogramms über eine sichere Internetverbindung automatisch an das Ärzteteam übermittelt werden. Das Computerprogramm weist anhand der angegebenen Parameter den Personen einen Dringlichkeits- Farbcode zu. Daraus kann der Arzt dann die Dringlichkeit für einen Besuch oder einen Anruf abwägen.
Durch die ständige Überwachung der Symptome kann einer Verschlechterung der Symptomatik rechtzeitig entgegengewirkt werden. Durch die ausbleibenden rapiden Exazerbationen können ein Großteil der anschließenden Krankenhausaufenthalte vermieden werden. Auch die Kosten der Behandlung und Überwachung einer COPD können durch das Selbstmonitoring-Verfahren reduziert werden. Durch die Bereitstellung eines Videotelefons können die Patienten jedoch schnellstmöglich einen Fachpflegedienst zurate ziehen. Vorausgegangene Studien zur Anwendung von Telemedizin zeigten eine hohe Effizienz von Videotechnologie. Eine weitere Studie zeigte, dass der Zugang zu webbasierten Call Centern nach der Entlassung aus dem Krankenhaus die Anzahl der Wiederaufnahmen verringerte.
Ich bin sehr gespannt auf die Studienergebnisse. Könnten Sie sich vorstellen, Ihre Patienten mithilfe von Telemedizin zu überwachen?
Mehrere Studien der Forschungsgruppe um Neil Swanson von der Oregon Health and Science University in Portland haben gezeigt, dass die bei uns häufig anzufindende Garten-Wolfsmilch (Euphorbia peplus) einen Wirkstoff enthält, der sich zur Therapie von aktinischen Keratosen eignet. Dabei handelt es sich um eine Präkanzerose, die vor allem bei weniger pigmentierten Menschen gehäuft auftritt.
Sie bietet eine gute Alternative zu herkömmlichen Therapieoptionen, da diese Narben hinterlassen oder sich sehr in die Länge ziehen können. Bei verschiedenen Studien mit rund 500 Patienten wurden die Teilnehmer mit einem Gel behandelt, welches eben diesen Wirkstoff, Ingenol, enthielt bzw. ein Placebo.
Schließlich wurden die Läsionen im Gesicht und an der Kopfhaut bei 42% der Probanden, die Ingenol erhielten, gänzlich geheilt. Bei der Kontrollgruppe nur um die 4 %. Nebenwirkungen sind bislang lediglich eine inflammatorische Reaktion, die jedoch wieder zurückging. In den USA wurde das Gel als Picato® zugelassen. In Europa steht die Einführung bisher noch nicht in Aussicht.
Zur Aufklärung und Verbesserung alltäglicher Zustände und häufiger Fehlerquellen bezüglich des Schutzes von Patientendaten veröffentlicht die Medical Tribune eine Reihe mit nützlichen Tipps (siehe unten).
Die ersten beiden Artikel befassen sich mit der Patientenanmeldung und dem Verwalten von Patientendaten. Zusammenfassend sind folgende Ratschläge zu nennen:
Eine entsprechende Gestaltung des Empfangsbereichs:
• Diskretionszone,
• Warteraum außerhalb der Hörweite des Empfangs,
• eventuell Einrichten einer „akustischen Wand“ (Radio,
Springbrunnen) um Gesprächen mehr Privatsphäre zu geben
• Telefongespräche nach Möglichkeit abgeschirmt, aber zumindest
entsprechend diskret gestalten (Name und Diagnose nicht nennen)
• Arzt soll Anmeldungsbereich meiden
• Position von Dokumenten, sodass die Einsicht von Außenstehenden
verhindert wird
• Bei Fax/ Telefon/ E- Mail usw. den richtigen Empfänger von Daten
überprüfen
Bezüglich der Verwaltung von Patientendaten:
• Verschließbarer Serverraum mit geregelter Zutrittserlaubnis
ausgewählter Personen ( Kontrolle, Reinigung)
• Tragbare Datenträger müssen verschlüsselt werden
• Vernichtung von Daten von spezialisierter Firma ausführen lassen,
da ein einfaches Löschen unzureichend ist
• Datenschutzbeauftragten festlegen, bei mindestens 10 Beschäftigten
Pflicht
Insgesamt gilt es bekanntlich so zu handeln, dass man im Haftungsfall eine ausreichende Absicherung nachweisen kann.
Könnten Sie hinter jedem Punkt einen Haken setzen?
Bei welchen Punkten haben Sie Verbesserungsbedarf, oder gibt es Hinweise, die sie für sekundär halten?
LINK 1:
http://www.medical-tribune.de/home/fuers-praxisteam/artikeldetail/schutz-der-patientendaten-von-der-anmeldung-bis-zum-fax-1.html
LINK 2:
http://www.medical-tribune.de/home/fuers-praxisteam/artikeldetail/schutz-der-patientendaten-von-festplatte-bis-serverraum-2.html
Sehr geehrte Kollegen,
ich habe einen Patienten, Diabetiker, der seit Jahren auch unter einer Angstneurose leidet und jetzt aufgrund einer langfristig nicht optimalen Blutzuckereinstellung auch eine Polyneuropathie entwickelt hat. Ich frage Sie, wie ich jetzt am besten therapiere, der Patient erhält seit Langem ein Antidepressivum (Citalopram), dies wirkt jedoch soweit ich weiß nicht analgetisch. Ich möchte dem Patienten ungern noch mehr verschiedene Tabletten zu seinem täglichen Medikamentenplan hinzufügen, um mögliche Wechselwirkungen möglichst übersichtlich und gering zu halten. Kennen Sie, liebe Kollegen, eventuell Wirkstoffe, die an beiden Baustellen dieses Patienten ansetzen?
Über Ratschläge und Hinweise wäre ich sehr dankbar.
Ich freue mich, Sie hier begrüßen zu können und auf einen regen Austausch mit Ihnen!
Welche Symptome gehören zu einem Asperger-Syndrom? Kann es sich dabei um durchaus sehr intelligente Menschen handeln mit sehr autistischen Wesenszügen? Wie groß ist die Nähe zu narzistischen Prägungen?
Liebe Kollegen, ich behandle seit längerer Zeit einen 28- jährigen Patienten mit einem schweren allergischen Asthma. Er hat sehr viele Allergien, sowohl gegen Nahrungsmittel, Hausstaubmilben, Schimmel als auch gegen (nahezu alle) Pollen. Es ist ihm also auch nicht möglich alle Allergene zu meiden. Auch unter der Therapie mit LABA und hoch dosierten Glucocorticoiden kommt es noch mehrfach zu starken Asthmaanfällen, die seine Lebensqualität deutlich einschränken. Ich überdenke nun, ob ich ihm nicht Omalizumab, einen monoklonalen Antikörper gegen IgE, verschreiben sollte. Damit habe ich allerdings bisher keinerlei Erfahrung. Ich stehe der Sache etwas kritisch gegenüber. Angeblich entstehen unter der Gabe des Anti-IgE vermehrt bösartige Tumore und es können lebensbedrohliche anaphylaktische Reaktionen gegen das Medikament selbst auftreten. Auch die Kosten sind nicht zu unterschätzen. Würden Sie also die Gabe dieses Medikaments befürworten?
Liebe Kollegen,
da ich eine absolute Leseratte bin, verbringe ich meine knapp bemessene Freizeit gerne mit guten (!) Büchern. So kam mir die Idee, einen Ideenaustausch für empfehlenswerte Bücher hier einstellen könnten, damit wir in Zukunft vor „Buchenttäuschungen“ verschont bleiben. Daher sind hier auch negative Meinungen erwünscht!
Ich fang dann einfach mal an mit einem – meiner Meinung nach - tollen Roman, besonders für Ärzte:
Josh Bazell, "Schneller als der Tod": zynisch-amüsanter Mafiathriller! Peter Brown ist ein Ex-Mafiosi, der dank eines Zeugenschutzprogramms nun als Arzt arbeitet. Ober er dabei auffliegt? Lest selbst!:)
Ich würde mich freuen, wenn noch viele Büchertipps folgen, denn mein Urlaub naht und bis dahin muss ich mich noch gut ausstatten!
Liebe Kollegen, ich bin über einen interessanten Artikel im Spiegel gestoßen und würde gerne Ihre Meinung dazu hören: Eine Frau litt seit vielen Jahren unter chronischen Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule. Die immer wieder angefertigten Röntgenbilder konnten die Beschwerden nicht erklären, Krankengymnastik brachte nur kurzfristig Linderung. Die normalerweise bei diesen diffusen Schmerzzuständen eingesetzten Medikamente aus der Wirkstofffamilie des Aspirins verursachten Magenbeschwerden.
Der behandelnde Arzt griff schließlich zu einer List, die den Heilern vieler Kulturen seit Urzeiten erfolgreich aus der Bredouille geholfen hatte. Er verabreichte der Patientin ein Scheinmedikament. Mit dramatischem Wortgeklingel erklärte er ihr, dass er ein Mittel aus Amerika einsetzen würde, das hervorragend wirke. Mit einer dünnen Nadel injizierte er der Patientin eine kleine Menge Kochsalzlösung in die Rückenhaut - etwa dort, wo die Patientin den Schmerz fühlte, und so, dass sie ein leichtes Brennen verspürte.
Der Arzt beendete die Prozedur mit der Bemerkung, dass dieses Mittel erfahrungsgemäß bei all jenen Patienten schnell und lang anhaltend wirke, die wirklich krank seien. Bei Simulanten, so der Doktor, wirke das Mittel dagegen kaum. Es dauerte nur wenige Minuten, ehe die Therapie Erfolg zeigte: Zum ersten Mal seit Monaten, so die Patientin, sei der Schmerz völlig verschwunden. Selbst Monate später schwärmte sie gegenüber ihrem Arzt, dass der Rückenschmerz nicht wieder aufgetreten sei.
Wie stehen Sie zu diesem Tabu-Thema? Ist der Einsatz von Placebomedikamenten nur im Rahmen von Studien gerechtfertigt, in denen die Patienten z.B. innerhalb einer Doppelblindstudie zumindest über die 50%-ige Wahrscheinlichkeit der Einnahme von Placebopräparaten aufgeklärt wurden oder ist die Verabreichung solcher Präparate auch dann gerechtfertigt, wenn sie zum erwünschten Therapieerfolg führen, auch wenn das die Unwissenheit des Patienten voraussetzt?
Bei Erstluxationen des Schultergelenks ist nach erfolgreicher Reposition in unserer Klinik eine konservative Therapie Mittel der ersten Wahl. Nur bei Anzeichen wie Bankert-Läsion oder Hill-Sachs-Defekt raten wir zu einer operativen Versorgung. Die konservative Therapie umfasste das Tragen eines Gelchristverbandes für mindestens 3 Wochen in Adduktions-Innenrotationsstellung und 90° Flexion im Ellenbogengelenk des betroffenen Armes. Die Rezidivrate beträgt hierbei jedoch durchschnittlich 40 bis 92%. Nun stellen wir aufgrund neuer Ergebnisse einer japanischen Studie die konservative Therapie teilweise um. Nach Ito wird eine Ruhigstellung des betroffenen Armes mittels einer Orthese in 15-30° Abduktion und 10° Außenrotation empfohlen. Die Ruhigstellung soll mindestens drei Wochen beibehalten werden und die Orthese mindestens 12 Stunden am Tag getragen werden. Die Rezidivrate nach Erstluxation soll dabei nur 20-30% betragen. Haben Sie schon von der Ruhigstellung des Schultergelenks nach Ito gehört oder Erfahrungen mit dieser Therapie machen können?
Nur in den seltensten Fällen ist der Abschied vom Nikotin ein endgültiger. Immer wieder wird dabei deutlich, wie hoch das Abhängigkeitspotenzial ist. Häufig aus Langeweile oder Solidarität angefangen, wird man den schnell zur Sucht gewordenen Nikotingenuss nicht mehr los.
Gerade in Fällen der COPD ist eine solche Nikotinentwöhnung bekanntlich existentiell. In frühen Stadien der Erkrankung kann man so maximale therapeutische Erfolge erzielen und den Lungenfunktionsabbau gering halten.
Doch es bleibt die große Frage der erfolgreichen Handhabung eines solchen Entzuges. Haben Sie diesbezüglich Erfahrungen gemacht? Vor allem konkrete Empfehlungen für wirksame Vorgehensweisen wären interessant, denn übliche Voraussetzungen sind allseits bekannt und wurden vielfältig publiziert ( bei Interesse an einer allgemeinen Leitlinie sende ich Ihnen gerne ein informatives PDF zu).
Dennoch bleiben sämtliche Effekte kurzfristig. Auf Dauer spezialisierte Programme, in denen der Tabakkonsum und die damit empfundenen Veränderungen vom Patienten dokumentiert und gemeinsam ausgewertet werden, erscheinen sinnvoll. Kennen und empfehlen Sie solche im angezeigten Fall?
Von unschlagbarem Wert sind auch eine verständnisvolle Einstellung und das Bewusstmachen des Patienten der Dimension dieses Vorhabens, welches eine echte Herausforderung bedeutet.
Ein Spruch, der mir zu Schulzeiten vermittelt wurde und den ich seitdem in solchen Fälle gern weitergebe, lautet: „Nur du allein schaffst es, aber du schaffst es nicht allein.“ Genau auf dieser Basis findet ein erfolgreicher Suchtentzug statt.
An dieser Stelle erhoffe ich mir einen Austausch über spezifische Erfahrungen, Techniken und Herangehensweisen der Kollegen.
Ein 55jähriger männlicher Patient mit gutem Allgemeinzustand hat nur eine Einsekundenkapazität von 75% und der Tiffeneau-Wert (Einsekundenkapazität/forcierte Vitalkapazität) liegt knapp unter 70%. Husten besteht seit mehreren Monaten. Er hat, wenn überhaupt, nur im Winter Auswurf von Sputum und klagt nur sehr selten über Kurzatmigkeit. Kürzlich hat er das Rauchen eingestellt (vorher ca. 25 Zigaretten am Tag). Kann/sollte man unter regelmäßiger Lungenfunktionskontrolle auf eine Besserung seines Hustens und der Atemleistung warten oder ist eine Intervention angezeigt?