In einer Studie aus Japan (Kyoto) wurde erstmals die Wirkung von Akupunktur bei COPD mit einer Placebogruppe belegt. Eine einmal wöchentliche Akupunktur hat nach 12 Wochen die Dyspnö von Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung gelindert. Außerdem wurde eine Verlängerung der Gehstrecke und bessere Sauerstoffwerte beobachtet. Die Scheingruppe bekam dabei eine Nadelung, bei der die Spitzen die Haut nicht durchdringen. In dieser Placebogruppe konnten diese positiven Wirkungen nicht nachgewiesen werden, gegenteilig verschlechterten sich diese Werte eher. Die genauen Angaben können im Ärzteblatt nachgelesen werden: http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/50183 Leider handelt es sich nur um eine Studie einer Klinik. Verallgemeinerungen können daher wohl noch nicht getroffen werden. Dennoch ein netter Hinweis darauf, dass Akupunktur nicht nur reine Glaubensfrage ist. Wie stehen sie denn als Arzt zum Thema Akupunktur? Empfehlen Sie sie ihren Patienten oder legen sie diese Methode eher im Schubfach „Humbug“ ab?
Bevor die Menschheit das Licht anknipsen konnte, sobald es dunkel wurde, hatten wir wohl einen vollkommen anderen Schlafrhythmus. Wenn es im Winter früher dunkel wurde, hat man sich einfach bereits zeitiger ins Bett gelegt. Dafür hat man dann in der Nacht eine Pause eingelegt, war also für kurze Zeit wieder wach, bis sich die´nächste Schlafphase anschloss. Es gibt viele Bücher und auch Zeichnungen, die diese altertümlichen Schlafgewohnheiten dokumentieren.
Die Frage, die sich stellt, ist, ob unsere heutigen Schlafgewohnheiten vielleicht in irgendeiner Weise „ungesünder“ sind. Einerseits ist Schlaf unabdingbar für unsere Regeneration, Verarbeitungsprozesse und wer weiß was noch alles. Vor allem die REM (rapid eye movement) -Schlafphase bildet den Kernpunkt unseres Schlafes. Empfohlen wird eine ideale Schlafzeit von sechs bis acht Stunden für einen Erwachsenen. Ein unterbrochener oder zu kurzer Schlaf wirkt sich in physischer und psychischer Hinsicht sofort merklich auf unser Befinden aus und auch Insomnia ist eine nicht zu unterschätzende Krankheit.
Andererseits konnte gezeigt werden, dass durch die Etablierung mehrerer kurzer Schlafphasen über den Tag verteilt, die Schlafenszeit insgesamt stark verkürzt werden kann. So haben Probanden alle vier Stunden für 20 Minuten ein Nickerchen eingelegt. Nach einer Phase der Umgewöhnung an diesen polyphasischen Schlaf, in der typische Schlafentzugssymptome beobachtet werden können, fühlen sich die Teilnehmer insgesamt fitter. Sie lernen schneller in den REM-Schlaf zu verfallen, weswegen sie die Zeit effektiver nutzen. Ihr Konzentrationslevel steigt und Müdigkeit empfinden sie nur, wenn die nächste Schlafphase bevorsteht. Angeblich soll sich der Körper auch bereits nach zwei Wochen komplett an dieses System angepasst haben.
Im heutigen Arbeitsalltag sind solche Schlafperioden natürlich kaum denkbar, dennoch ist es doch fraglich, ob an unseren heutigen Schlafgewohnheiten nicht noch etwas gefeilt werden kann. Was halten sie von diesem Thema? Sind Ihnen noch andere Studien bekannt oder haben Sie für sich selbst interessantenBeobachtungen gemacht?
Man kennt es von sich selbst: an manchen Tagen steht man einfach neben sich, man ist übermüdet und führt alle Bewegungen wie fremdgesteuert aus. Dieser Zustand hält sich normalerweise nur für kurze Zeit, was ist aber, wenn es plötzlich für immer so bleibt?
"Es ist als wäre ein Schalter umgelegt worden", hört man Patienten klagen. Sie fühlen sich plötzlich wie ausgewechselt, kommen sich fremd im eigenen Körper vor und nehmen ihre Umgebung nur wie gekünstelt wahr.
Depersonalisation (DP) ist eine Diagnose, die nur selten gestellt wird, aber bei weitem nicht so selten ist (mustergültig erforscht von PD Dr. Matthias Michal von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Mainz). Ein Einblick in die Versicherungsakten von 1,5 Millionen deutschen Versicherten offenbarte, dass DP innerhalb eines Jahres nur bei 0,07 Prozent der Versicherten diagnostiziert wurde. Tatsächlich liegt die Inzidenzrate jedoch bei ca. einem Prozent. Das bedeutet, dass bei 100 Betroffenen 99 falsche Diagnosen getroffen werden.
Viele Fachärzte wissen nicht, dass es sich bei der Depersonalisation um ein eigenständiges Krankheitsbild handelt, daher wird sie oft fälschlicherweise nur als Begleitsymptom einer anderen Primärkrankheit aufgefasst. Für den Patienten ist es nicht nur resignierend mit ihren Empfindungen nicht ernst genommen zu werden, die falsche Therapie kann auch fatale Folgen haben. Vielen Patienten wird eine Schizophrenie diagnostiziert, die Behandlung unter dem Neuroleptikum Risperdal verstärkt durch seine dämpfende Wirkung jedoch nur die Teilnahmslosigkeit der Betroffenen. Und auch wenn Antidepressiva zumindest auch bei ihnen einen stimmungsaufhellenden Effekt erzielen, lassen auch sie die Grundproblematik der DP unbehandelt.
Umgekehrt fällt es den Patienten auch schwer sich ihrem Arzt mitzuteilen. Oft tritt die DP zusammen mit einer Panikattacke auf, weswegen viele Patienten ihren Zustand zunächst darauf zurückführen. Außerdem müssen sie erst einmal die richtigen Worte finden. Die Beschreibungen gehen von "sich ausgehöhlt und emotionslos fühlen", über "sich selbst nicht im Spiegel erkennen" zu können bis hin zu dem Eindruck, dass ein Schleier einen von der Umwelt trenne oder dass man alles nur noch zweidimensional sehen würde. Mitunter erfolgt die Erstvorstellung daher beim Augenarzt.
Menschen, die in ihrer Kindheit einen Mangel an Sicherheit oder aber auch eine übermäßige Kontrolle durch das Elternhaus erfahren haben, entwickeln ein höheres Risiko an DP zu erkranken. Der Konsum von Cannabis und anderen Drogen wirkt ebenfalls begünstigend. Letztlich verbirgt sich hinter dieser Erscheinung jedoch eine Schutzreaktion des Körpers, weswegen sie auch im Zusammenhang mit traumatischen Erlebnissen auftritt. Die Betroffenen erleben die Ereignisse distanziert, Empfindungen und auch die Gedächtnisleistung werden gehemmt, um den Körper vor zusätzlichem psychischem Schaden zu schützen. Meistens tritt DP allerdings noch vor Erreichen des 25. Lebensjahres auf.
Bisher hat sich noch kein Therapieverfahren behauptet. Hilfreich ist jedoch die bewusste Konzentration auf z.B. die eigene Atmung, um sich selbst eventuell auch wieder näher zu kommen. Da die Symptomstärke variiert, empfiehlt Michal das Anlegen eines Symptomtagebuches, sodass Arzt und Patient gemeinsam Triggerpunkte aufdecken können. Den Symptomen liegt meist eine tieferliegende Angst zu Grunde; der Erfolg von Psychotherapien lässt sich bisher allerdings kaum abschätzen, denn Studien liegen bisher noch nicht vor.
Man sollte diese Krankheit zumindest im Hinterkopf behalten und einmal genauer zuhören, wenn ein Patient davon spricht, etwas neben sich zu stehen.
Liebe Kollegen und Kolleginnen, Ich freue mich, Sie hier begrüßen zu können und auf einen regen Austausch mit Ihnen!
Ich habe gerade eine Patientin (32 Jahre alt) in Behandlung, die unter auffälligen Alkoholschmerzen leidet. Bereits nach wenigen Schlucken Bier/Wein berichtet sie von einem ziehendem starken Schmerz im Thorax, der sich unter anderem auf die Atemintensität auswirkt. Außerdem hat sie anhaltende Schmerzen in Bereich der linken Schulter und des Sternums (Bereich auch leicht geschwollen). Mit dem Verdacht auf Hodkin-Lymphom habe ich zunächst alle Lymphknoten abgetastet, konnte aber nichts Auffälliges feststellen.
Es wurde zur Abklärung ein Röntgen-Thorax gemacht. Auch dort konnte ebenfalls nichts Auffälliges entdeckt werden. Sie war vor drei Wochen bereits wegen einer Diarrhoe bei mir. Dabei war der Test auf Clostridium difficile positiv. Allerdings hatte sie aufgrund einer vorausgegangen Angina tonsillaris Antibiotika eingenommen.
Welche Ursachen könnte der Alkoholschmerz noch haben? Hat jemand Ideen oder Erfahrungen?
Die meisten Menschen fiebern den baldigen sonnigen und warmen Sommertagen entgegen. Anders geht es da den an Multiple-Sklerose (MS) Erkrankten. Schuld daran ist das sogenannte Uhthoff-Phänomen (nach dem Augenarzt Wilhelm Uhthoff), welches eine Verschlechterung der neurologischen MS-Symptome bei Wärme beschreibt.
Pathophysiologisch ist dies durch eine schlechtere Leitfähigkeit der demyelinisierten Fasern bei Wärme bedingt.
Aber durch welchen Effekt kann man sich diese herabgesetzte Leitfähigkeit bei Überhitzung genau erklären?
Und wie genau kann man einen echten MS-Schub von dem durch das Uhthoff-Phänomen bedingte neurologischen Verschlechterungen abgrenzen?
Wir laden alle Fachkollegen ein, Ihre Erfahrungen hier zu teilen.
Liebe Kollegen,
ich habe eine 40-jährige Patientin, die seit nahezu einem halben Jahr immer wieder wegen anhaltender Rückenschmerzen zu mir in die Sprechstunde kommt. Bei ihrem ersten Besuch wurde eine umfangreiche Anamnese und Funktionsprüfung durchgeführt. Nach Abschluss der indizierten Physiotherapie besuchte sie mich erneut in meiner Praxis und klagte weiterhin über anhaltende Rückenschmerzen. Um nichts zu übersehen, ließ ich weitere bildgebende Verfahren wie Röntgen und MRT durchführen. Es konnten keinerlei Auffälligkeiten festgestellt werden. Daraufhin ordnete ich eine Fortsetzung der Physiotherapie mit Rückenschule, Massagen und Wärmetherapie an. Auch nach weiteren Wochen kam sie wieder in die Sprechstunde und berichtete von keiner Besserung der Beschwerden. Rücksprache mit der im Hause ansässigen Physiotherapie ergaben, dass die Patientin den Großteil der Physiotherapie-Termine nicht wahrgenommen habe.
Nun hätte sie von einer Freundin gehört, dass es sog. MBT-Schuhe gegen Rückenschmerzen gebe. MBT steht für „Masai Barfoot Technology“. Das Tragen der Schuhe soll die Gelenke schonen und durch die sanfte Abrollbewegung die Wirbelsäule entlasten. Außerdem wird die Gesäß-und Beinmuskulatur aufgrund der veränderten Gleichgewichtslage gestärkt.
Ich persönlich habe noch keine Erfahrung mit solchen MBT-Schuhen sammeln können, kann mir aber schwer vorstellen, dass sie zur Therapie von Rückenschmerzen geeignet sind.
Soll ich meiner beratungsresistenten Patientin nun trotzdem solche Schuhe anraten?
Die hohe Sterberate von COPD-Patienten liegt bekanntlich nicht in erster Linie an einer zu spät erfolgenden Diagnose durch Mediziner, die Ursache lässt sich vor allem bei den Patienten finden, die jahrelang eine stetig zunehmende Lungeneinschränkung hinnehmen und erst an einem unerträglichen Punkt ihrer Atembeschwerden die medizinische Therapie als Lösung sehen. Die irreversibel geschädigte Lungentätigkeit kann dann nicht wiederhergestellt, sondern maximal eine Verschlechterung verhindert werden.
Dass es genau zu dieser Zeit oftmals viel zu spät ist, da das Lungengewebe irreversibel geschädigt ist, wird ihnen erst dann bewusst.
Natürlich liegt die Diagnose in den Händen der Ärzte, man kann mit entsprechenden Fragen frühe Stadien identifizieren und bestenfalls eine frühzeitige, erfolgsversprechende Therapie beginnen. Doch ein hoher Prozentsatz solcher Patienten befindet sich jahrelang nicht in ärztlicher Behandlung - das ist also oft nicht der Punkt, an dem wirkliche Veränderungen getroffen werden können.
Der Lösungsansatz beschäftigt sich eher mit der Frage, wie man solche Patienten frühzeitig zum Arzt bekommt; im Idealfall zu einem Zeitpunkt, an dem die COPD noch in einem frühen Stadium ist und eine
Therapie wirklich anschlagen kann.
Liebe Kollegen, diskutieren Sie hier mit uns Lösungsansätze für diese Herausfordeung!
Ein grausamer Zustand ist das Locked-in-Syndrom: dabei ist der Mensch zwar bei vollem Bewusstsein, ist jedoch körperlich fast vollständig gelähmt und kann sich sprachlich nicht oder allenfalls mit dem Wimpernschlag verständlich machen.
Nun haben amerikanische und europäische Forschergruppen das sogenannten Brain Computer Interface (BCI) entwickelt. Diese Schnittstelle zwischen Gehirn und Rechner ermöglicht ausschließlich über gedankliche Steuerung einen direkten Dialog zwischen Gehirn und Rechner. Dabei nutzt man die Beobachtung aus, dass schon bei bloßen Gedanken z.B. an eine Handbewegung der zugehörige motorische Kortex aktiviert wird und mittels EEG abgeleitet werden kann.
So wird Menschen mit Locked-in-Syndrom eine Kommunikation mit der Außenwelt ermöglicht und soll sogar in Zukunft über Nervenimpulse Prothesen steuern können. Für viele Betroffene eine große Hoffnung.
Haben Sie mit dem Locked-in-Syndrom Erfahrungen gemacht?
Die Kniegelenksarthrose, auch Gonarthrose, ist eine degenerative Erkrankung und geht mit der zunehmenden Zerstörung des Gelenkknorpels einher. Auch die gelenknahen Strukturen wie Knochen, Kapsel und Muskulatur sind betroffen. Der progrediente Belastungsschmerz und der fortschreitend eingeschränkte Bewegungsumfang mindern die Lebensqualität des Betroffenen zunehmend. Anfangs können Hyaluronsäure-Injektionen in das Gelenk die Symptome bessern. Eine rein symptomatische Behandlung genügt jedoch in vielen Fällen nicht. Vor allem stark ausgeprägte Kniegelenksarthrosen indizieren einen Ersatz des Kniegelenks.
Es bestehen verschiedene Kniegelenksersatztechniken bei der Indikation Kniegelenksarthrose. Meine Erfahrung zum Thema Knie-Endoprothetik hält sich in Grenzen. Kann mir jemand die Vor- und Nachteile eines vollständigen und eines unikompartimenentellen Kniegelenkersatzes beschreiben? Zu welchem Eingriff rate ich meinem Patienten, bei dem eine weit fortgeschrittene Gonarthrose diagnostiziert wurde am ehesten?
Ich berichte von einer 42-jährigen Patientin, die seit etwa 10 Tagen an Schmerzen am Mittelfinger der rechten Hand leidet. Vor 3 Tagen bemerkte sie eine nekrotische Veränderung an der Fingerkuppe des genannten Fingers. Desweiteren hat die Patientin unter körperlicher Belastung wiederholt und seit etwa 1 Monat auftretende Schmerzen in der Brust ohne Ausstrahlung, außerdem einen Gewichtsverlust von 7 kg, Nachtschweiß und Fieberschübe.
Das Labor ergab an Auffälligkeiten eine erhöhte BSG, CRP von 112 mg/dl, Kreatinin von 2,2 mg/dl und Harnstoff von 97 mg/dl. EKG und Sono Abdomen: unauffällig.
Was ist Ihre Verdachtsdiagnose und Therapievorschlag?
Tiotropium, das favorisierte Anticholinergikum in der Therapie der COPD zeigte in diversen Studien signifikante Verbesserungen bezüglich Lungenkapazität, Exazerbationsrate und Lebensqualität.
Ist es also auch insgesamt das Mittel der Wahl zur Behandlung der chronischen Lungenobstruktion?
Wie im angehängten Artikel des Medical Tribune vom 09.02.2012 dargelegt, bestätigten Forschungsergebnisse der Mediziner vom Uniklinikum Gießen und Marburg nach Überprüfung der Exazerbationsrate bei Behandlung mit dem Anticholinergikum Tiotropium und dem Betamimetikum Salmeterol die Überlegenheit von Tiotropium. Sämtliche Einflüsse wurden hierbei ebenso geprüft und bestätigten das Ergebnis (Geschlecht, Alter, BMI usw.).
Das Betamimetikum Indacaterol dagegen erbrachte ähnliche Ergebnisse wie Tiotropium.
Bei entsprechend schweren COPD Erkrankungen erzielte Roflumilast als PDE 4 Hemmer gute Ergebnisse, vor allem auch in Verbindung mit langwirksamen Betamimetika.
Welches Mittel bzw. welche Kombination und Reihenfolge von Medikamenten ermöglicht Ihren Erfahrungen nach die bestmögliche Therapie, vor allem auch in Bezug auf ein günstiges Risiko- Nutzen- Verhältnis?
Als Strategie entsprechend der Stadien der COPD wird häufig (auch hier: http://www.tellmed.ch/tellmed/Fachliteratur/Studienbesprechungen/Tiotropium_bei_COPD_ueber_4_Jahre_sicher_und_effektiv.php von Prof. Dr. med. Michael Tamm erläutert) ein Anticholinergikum im Stadium I, kombiniert mit einem Betamimetikum im Stadium II und im Stadium III zusätzlich mit einem inhalierbaren Steroid, empfohlen.
Die Stadieneinteilung wurde nun erneuert durch eine Präzisierung, siehe (http://www.esanum.de/beitrag/gold-stadien-ad-ein-herzliches-willkommen-der-multidimensionalen-krankheitsanalyse-der-copd/7580). Halten Sie diese theoretische Strategie nun auch für ergänzungswert?
http://extranet.medical-tribune.de/volltext/PDF/2010/MT_Oesterreich/23_mtoe/MTA_23_S25.pdf
Der FEV1 Wert hat in der pneumologischen Diagnostik bekanntlich eine enorme Bedeutung und Aufforderungen, wie vom aerzteblatt (2001!) beschrieben, diesen Wert in die diagnostische Routine einzuführen ist durchaus berechtigt. Somit kann man im Idealfall frühzeitig Lungeneinschränkungen erkennen und dementsprechend erfolgreich therapieren.
Meistens handelt es sich vor allem bei der COPD um einen relativ späten Therapiebeginn. Wie kann man den FEV1 Wert dann erfolgreich erhöhen? Womit haben Sie die besten Erfahrungen gemacht? Konnten Sie mit PDE4 Hemmern erfolgreich therapieren?
Zu beachten gilt es, dass dieser Wert keinen Verlass darstellt. Denn es gab nicht allzu selten Patienten, bei denen sich nach einem Lungenfunktionstest mit normalen Werten im CT ein ausgedehntes Lungenemphysem zeigte. Demzufolge kann ein schweres Emphysem bei beliebigen FEV1 Werten vorliegen, weitere diagnostische Methoden sind in entsprechenden Fällen unbedingt durchzuführen. Im angehängten Artikel des Medical Tribune werden drei Beispiele dazu beschrieben.
Dennoch handelt es sich um einen bedeutsamen Wert, der viele Rückschlüsse ermöglicht. Und allein auf einen einzigen Wert kann man sich ohnehin nie verlassen. Sind Sie also dafür, die diagnostische Routine diesbezüglich zu erweitern, oder haben Sie eine solche Veränderung sogar schon vorgenommen?
http://www.aerzteblatt.de/archiv/28789/Deutscher-Lungentag-Jeder-sollte-seinen-FEV1-Wert-kennen
http://www.medical-tribune.de/home/news/artikeldetail/lufu-ohne-befund-aber-schweres-emphysem.html?no_cache=1
Die vom Medical Tribune beschriebene Strategie ist bekannt- Phosphodiesterase wird gehemmt, entsprechend die Konzentration von cGMP intrazellulär erhöht und begleitend wird ein Mittel zur Bronchodilatation verabreicht. http://extranet.medical-tribune.de/volltext/PDF/2010/MTD_Kolloquium_Fortbildung/02_MTKoll/MTKoll_02_S20.pdf Die Nebenwirkungen des bisher zugelassenen PDE4 Hemmers Roflumilast sind allerdings signifikant. Gehört diese Therapie für Sie zum Mittel der Wahl? Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht, vor allem bezogen auf die Verbesserung des allgemeinen Zustandes und bedeutende Nebenwirkungen? Ließ sich der FEV1 Wert tatsächlich entsprechend erhöhen? Gehört diese Möglichkeit insgesamt für Sie zu den vielversprechendsten Therapien in der Behandlung einer fortgeschrittenen COPD?
Die Beurteilung der COPD im Rahmen der GOLD Stadien wird, wie im Artikel beschrieben, aktualisiert: http://www.medical-tribune.de/medizin/fokus-medizin/artikeldetail/copd-therapie-nach-risiko-ausrichten.html Die bewährte, 2011 nochmals aktualisierte Einteilung nach GOLD zeigt differentialdiagnostische Grenzen deutlich auf. Die Analyse der Krankheit wird nun angeblich komplexer. Eingeteilt in Gruppen von A- D sollen Patienten unter anderem auch anhand bereits stattgefundener Exazerbationen beurteilt werden. Eine detaillierte Beschreibung der jeweiligen Gruppen findet sich im angehängten Artikel. Therapeutische Methoden wie Rehaprogramme, Impfungen, Nikotinentwöhnungen usw. werden nun verstärkt fokussiert. Anhand einer spezifizierten Diagnose soll damit wohl eine realistischere Einordnung ermöglicht werden. Doch indiziert ein solches System einen erhöhten therapeutischen Erfolg? Eine - im Artikel als „multidimensional“ beschriebene - Analyse einzuführen bedeutet eventuell einen dem Patienten individuell angepassten Therapieprozess und damit idealerweise eine Erhöhung des durchschnittlichen Erfolges. Es ist jedoch nicht so, dass bisher die Patienten ausschließlich entsprechend der jeweiligen GOLD Stadien beurteilt und Exazerbationen außer Acht gelassen wurden. Im Gegenteil, das diagnostische Verfahren ist stets sehr vielschichtig gewesen. Ebenso sind pneumologische Rehas und Motivierungen zur Nikotinentwöhnung bekannte Standards in COPD Therapien. Sind diese neuen Leitlinien demzufolge viel mehr als Motivation und Anregung für behandelnde Ärzte anzusehen anstatt als tatsächliche Neuigkeit, die bahnbrechende Veränderungen mit sich ziehen kann?
Exazerbationen- es herrscht Aufklärungsbedarf in der Bevölkerung
Nur die wenigsten Patienten können das Eintreten einer Exazerbation erkennen, geschweige denn deren Bedeutung abwägen. Tatsächlich halten viele eine solche für einen Infekt und handeln dementsprechend nicht.
Es besteht dringender Aufklärungsbedarf: Was sind Exazerbationen, wie erkannt man diese und welches Handeln erfordern sie. Eine exazerbierte COPD bedarf einer entsprechenden Behandlung- ohne das Bewusstsein der Notwendigkeit seitens der Patienten bleiben die Erfolge der COPD Therapie auf dem bisherigen, nicht zufriedenstellenden Stand.
Haben Sie Vorschläge, wie man den allgemeinen Wissensstand auf diesem Gebiet erweitern könnte?
Heutzutage scheint es fast ein MUSS für Studenten zu sein, zumindest teilweise im Ausland studiert zu haben. Sei es ein Auslandssemester, eine Auslandsfamulatur oder Teile des PJ: Auslandserfahrung gilt als wichtig.
Neben des Lernens der Sprache, die je nach Aufenthaltsland mehr oder weniger nützlich sein kann, lernen Studenten im Ausland auch andere medizinische Systeme kennen und eignen sich eventuell auch die Behandlung von Krankheitsbildern an , die es in Deutschland nicht so häufig zu sehen gibt. Zudem fördert ein Aufenthalt allein in der Fremde sicherlich Integrations-, Kommunikations- und Anpassungsfähigkeit.
Wie sehen Sie das? Haben Sie Famulanten, PJler oder Assistenzärzte, die im Ausland waren und können Sie behaupten, dass diese die Daheimgebliebenen fachlich übertreffen?
Europaweit ist die „Pille danach“ (Wirkstoff: Levenorgestrel) in 28 Ländern rezeptfrei erhältlich. Eine Ausnahme stellt Deutschland dar: vor ärztlichem Kontakt ist das Medikament nicht zugänglich. Ein neuer Antrag zur Liberalisierung und Anpassung an die anderen europäischen Länder ist erst kürzlich wieder gescheitert.
Dabei empfiehlt sogar die WHO den rezeptfreien Zugang zur „Pille danach“ zu genehmigen. Ich bin absolut dieser Meinung: Levenorgestrel hat sich über Jahre als sicheres Medikament bewiesen. Zudem profitieren vor allem Frauen, die aus ärmlichen und sozial benachteiligten Verhältnissen stammen von einer vereinfachten und unbürokratischeren Beschaffung der „Pille danach“.
Was ist Ihre Meinung zu diesem Thema, liebe Kollegen?
Liebe Kollegen,
ich habe eine Frage zur Einstellung der Antikoagulation bei einer 26-jährigen Patientin mit kürzlich diagnostiziertem Antiphospholipidsyndrom. Nach zerebraler Ischämie, einem Abort in der Anamnese und rezidivierenden Phlebothrombosen wurde die Erkrankung bei einer wieder akut auftretenden Beinvenenthrombose festgestellt und zunächst in der Akutphase eine Vollheparinisierung eingeleitet.
Konventionell würde ich die Patienten zur Rezidivprophylaxe nun langzeittherapeutisch auf Marcumar einstellen.
Nun frage ich mich, ob die Behandlung mit den neuen oralen Antikoagulanzien (Rivaroxaban, Dabigatran) für meine Patientin eine Alternative ist.
Wer kann mir diesbezüglich eine verlässliche Aussage machen? Vielen Dank im Voraus!
Antibiotika werden in Deutschland derzeit viel zu schnell und viel zu oft verschrieben. Abgesehen von den Nebenwirkungen beim Patienten, verschaffen wir uns damit vor allem resistente Bakterien. Nun zeigt eine Studie aus den USA ( http://www.iww.de/mr/innere-medizin/copd-profitieren-copd-patienten-von-einer-langzeittherapie-mit-einem-makrolid-antibiotikum-f53301 ), dass eine Langzeittherapie mit Makroliden (Azithromycin) bei COPD Patienten mit häufigen Exazerbationen die Frequenz der Exazerbationen signifikant reduzieren kann (1,48 Exazerbationen/ Patientenjahr vs.´1,83 in der Placebogruppe). Azithromycin verfügt neben seiner antibakteriellen Wirkung auch über immunmodulatorische und antiinflammatorische Eigenschaften. Allerdings kam es in der Verumgruppe vermehrt zu Hörverlusten (als bekannte Nebenwirkung von Azithromycin) und es wurde eine nahezu doppelt so hohe Inzidenz für Makrolid-resistente Bakterien in den Atemwegen festgestellt. Die Dauertherapie widerspricht eigentlich meiner Vorstellung, da wir ja eigentlich den Konsum einschränken sollten. Mich interessiert ihre Meinung: Sollten wir dennoch Patienten mit starken und häufigen Exazerbationen langzeittherapieren?